Gabi Reinmann

Hochschuldidaktik

Personal Learning Environments in der Schule

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Wieder ein „me-too-Beitrag“? 😉 Bei Beat habe ich die Ankündigung zu einer interessanten Tagung mit dem Titel „Personal Learning Environments“ in der Schule gelesen, die am 13.03.2009 in Goldau stattfindet. Dabei heißt es im Ankündigungstext u.a.: „Die Tagung erweitert den Begriff des Personal Learning Environments um alle medialen Werkzeuge, mit denen Lernende ihren Lernprozess verstärkt selbst gestalten können. Persönliche Hardware und Software unterstützen Lernende darin, eigene Lernziele zu setzen, ihren Lernprozess zu organisieren und zu steuern, Materialien und Ergebnisse zu sammeln und zu verknüpfen und sich mit anderen auszutauschen. E-Portfolios, elektronische Lerntagebücher und persönliche Geräte begleiten damit das eigene Wissensmanagement im Lernprozess.“

Das klingt zum einen sehr interessant; vor allem finde ich wichtig und spannend, wenn man (endlich) beginnt, die bestehende mediale Umwelt der Schüler, die sie außerhalb des Unterrichts ganz selbstverständlich nutzen, auch in der Schule endlich zur Kenntnis zu nehmen und daran anzuknüpfen.

Zum anderen könnte man fast von einem Déjà-Vu-Erlebnis sprechen, denn ich kann mich noch gut an die Diskussionen um den Begriff der „Lernumgebung“ anstelle des Begriffs „Unterricht“ erinnern – das war Mitte der 1990er Jahre, als man sich noch scheute, selbst von einer „Lernumgebung“ zu sprechen, die genau das auch umfassen sollte, was der obige Ankündigungstext verspricht: nämlich ein Arrangement von Materialien, Medien, aber auch situationalen Gegebenheiten. Auch dass der Wissensmanagement-Begriff nun wie selbstverständlich auftaucht, war noch Mitte der 1990er Jahre undenkbar: Allein die Assoziationen, die das „Management“ hervorrief, führte zu gewaltigen Abwehrreaktionen unter den pädagogisch orientierten Wissenschaftlern. Ein Fortschritt?

Heute gehe ich mitunter selbst etwas auf Distanz zum Wissensmanagement-Begriff, auch wenn mich das Thema weiterhin begleitet! Aber man muss sich in Acht nehmen, dass damit (im hier gegebenen Kontext) nicht eine verkürzte Sichtweise transportiert wird, die suggeriert, mit der Verfügbarkeit geeigneter (technischer) Werkzeuge ließen sich Informations- und Kommunikationsherausforderungen von heute spielend bewerkstelligen und „in den Griff bekommen“.

Das „Handwerkszeug“ der Sprache möglichst gut beherrschen, lernen, (wieder) Fragen zu stellen, zu hinterfragen, aber sich auch ausreichend informieren, bevor man die Dinge in Frage stellt – all das dürfen wir auch in einer Personal Learning Environment nicht vergessen. Und ich sehe nicht, wo und wie man sich genau darum in unserem Bildungssystem wirklich ernsthaft mit ausreichend Zeit und Energie bemüht …. Aber sollten uns die digitalen Medien hierfür wieder eine Art Trojanisches Pferd bieten – na klar, dann bin ich dabei :-).  Dumm ist dann nur wieder, dass wir lange erklären müssen, worum es uns eigentlich geht, weil wir die Medien vor uns hertragen und den Verdacht streuen, wir würden diese (als Selbstzweck?) ins Zentrum stellen.

Aber vielleicht wird das ja auch auf dieser Tagung diskutiert, die in jedem Fall (das wollte ich nicht in Abrede stellen) ein wichtiges Thema aufgreift. Viel Erfolg!!

4 Kommentare

  1. Pingback: Randnotizen » PLE in der Schule

  2. Es sagt sich sehr leicht: „das web 2.0 bietet sich an…“, aber in der Praxis bietet sich das web sehr unterschiedlich an. Ich suche seit geraumer Zeit nach Möglichkeiten, Schülern und Lehrern Videos von Vorlesungen, Vorträgen, Diskussionen etc. anzubieten. Die Zwecke können dabei sehr unterschiedlich sein: Lehrerfortbildung (neuester Forschungsstand), Erweiterung der Unterrichtsmöglichkeiten, Erleichterung der Studienwahl, Vorbereitung auf ein Studium. Die Zugangsmöglichkeit ist dabei unwichtig (online-streaming oder download), wichtig ist der unbeschränkte Zugang (open edu) bzw. die leichte Möglichkeit eines Gastzugangs für Lehrer.
    Leider waren die Ergebnisse meiner Recherche bisher frustrierend. Außer drei deutschen Universitäten bei itunesU, dem Project lecturio, dem podcampus HH, der Uni Kiel (FB Germanistik) und dem Ansatz yovisto habe ich kaum brauchbare Ergebnisse gefunden.
    Ich wäre allen Fachkundigen daher sehr dankbar, wenn sie mir auf Grund Ihrer Kenntnisse weitere Informationen zukommen lassen könnten.

  3. Hier hätte ich noch ein Beispiel vom Kollegen Michael Kerres:
    http://www.youtube.com/mediendidaktik

  4. Herzlichen Dank!
    Das ist ein Beitrag, der sehr schön zeigt, was möglich ist, um z.B. Schüler „hautnah“ an Studiengänge heranzuführen.
    Hoffentlich gibt es in Zukunft mehr davon!

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