Gabi Reinmann

Hochschuldidaktik

Insgeheim finden sie mich vielleicht naiv …

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Wie jedes Jahr kündige ich auch jetzt, Ende Juli, eine August-Blog-Pause an. Aber diesmal kann ich das mit einer besonderen Nachricht verbinden (wer sich durch die zusätzlichen Blog-Bereiche geklickt hat, die hier vor kurzem hinzugekommen sind, weiß freilich schon Bescheid): Nach dreieinhalb Jahren an der Universität der Bundeswehr München verlasse ich diese Ende August und beginne am 1. September an der Zeppelin Universität (hier ein paar Hinweise zu den formalen Eckdaten der ZU).

Mit dem 01.09.2013 endet dann auch mein Beamtenstatus – eine Entscheidung, die in der Regel eher wenig Verständnis hervorruft. Zu diesem Thema gibt es hier auf Spiegel online ein nettes Interview (ist von Ende Januar 2013) mit einem Lehrer, der seinen Beamtenstatus aufgegeben hat. Auch er meint von seinen Kollegen: „insgeheim finden sie mich vielleicht naiv“, kontert aber mit dem Hinweis: „Ich bin auf Lebenszeit Vater – und sonst nichts.“ ;-).

An der ZU hat man mir das Angebot gemacht, ein dort neu geschaffenes Amt zu übernehmen, nämlich das Vizepräsidentenamt für Lehre & Didaktik. Dieses ergänzt das schon bestehende Vizepräsidentenamt für Qualität & Akkreditierung der Lehre an der ZU. Um daneben auch weiter als Wissenschaftlerin und Hochschullehrerin tätig sein zu können, werde ich zusätzlich eine Professur für Hochschuldidaktik übernehmen. Und ja: Ich habe mich bewusst für den Begriff der Hochschuldidaktik entschieden und nicht für z.B. Lehr-Lernforschung an der Hochschule. Warum? Weil mir daran gelegen ist, dazu ein wenig beizutragen, die aus meiner Sicht überholte Sicht auf die Hochschuldidaktik zu überwinden. Didaktik als Lehre vom Lernen und Lehren ist sicher AUCH (psychologische) Lehr-Lernforschung, aber sie ist mehr als das: Sie ist zudem Curriculumforschung und Forschung zu Programmgestaltung, sie hat Bezüge zur Hochschulsozialisation und sie muss sich aktiv in normative Diskussionen zur Bildungsfragen im akademischen Bereich einmischen.

Die Frage, warum ich diesen Wechsel mache, ist schwer zu beantworten. Sicher nicht, weil ich jetzt mehr verdiene – das ist nämlich nicht der Fall. Sicher auch nicht, weil ich immer schon auch Managementaufgaben übernehmen wollte – wie gut ich das kann, weiß ich selber noch nicht. Ebenfalls nicht, weil ich den Bodensee so schön finde – ich denke, der Starnberger See ist noch ein klein bisschen schöner. Und schon gar nicht, weil die Studierenden an einer privaten Universität besser oder anders sind als Studierende an der LMU München (wo ich meine ersten Lehrerfahrungen sammeln konnte) oder an der Uni Augsburg (an der ich fast ein Jahrzehnt lang sehr viel ausprobieren konnte) oder an der Universität der Bundeswehr – es lohnt sich überall, sich für Lehre und die Studierenden zu engagieren.

Nach langem gegenseitigen Kennenlernen, nach Abwägen aller möglichen wahrscheinlichen und unwahrscheinlichen Risiken und Chancen und natürlich auch infolge sehr persönlicher Überlegungen, wie ich denn die zweite Hälfte der Berufslaufbahn – wenn man mal von ca. 40 aktiven Berufsjahre ab der Promotion ausgeht – gestalten möchte, ist diese Entscheidung letztlich Anfang 2013 gefallen (ab da begannen dann die konkreten Vertragsverhandlungen).

Die ZU wird dieses Jahr zehn Jahre alt: Mich haben der Mut und die Kreativität, das Engagement und die unkonventionelle Haltung der Unileitung und der dort tätigen Professoren sowie die zahlreichen Aktivitäten der ZU-Studierenden überzeugt, dass das ein Kontext ist, der einen großen Gestaltungsspielraum gerade auch für die Hochschuldidaktik (und für mich) bietet. Ich gehe nicht mit einem großen Plan in dieses Amt. Natürlich habe ich Annahmen und Ideen, aber vor allem die Hoffnung, Hochschuldidaktik von diesem unsäglichen Assoziationsstrom aus Infantilisierung, Trivialisierung, Entmündigung etc. zumindest vor Ort, und natürlich auch gerne darüber hinaus, zu befreien (an dieser Stelle verweise ich nochmal auf meinen Vortrag, den vor fast einem Jahr an der ZU gehalten habe: hier). Und das geht natürlich nur mit den Lehrenden und Studierenden zusammen, was gegen einen vorab konstruierten „Masterplan“ spricht.

Ich werde mich im kommenden Monaten etwas rarer machen, das heißt: Um mich mit dem anderen Kontext, noch wenig bekannten Aufgaben und neuen Menschen vertraut machen und meine Erfahrungen auch reflektieren zu können, halte ich mich mit Vorträgen, Artikeln etc. mal ein wenig zurück. Ich werde auch die ersten zehn Monate (aus privaten Gründen) pendeln, bis wir gänzlich zum Bodensee übersiedeln. Über den Denkzettel-Blog bleibe ich aber auf jeden Fall präsent (!) und werde natürlich berichten, was sich in Sachen Hochschuldidaktik so alles tut. So und jetzt ist Urlaub.

Dann bis September!

7 Kommentare

  1. Liebe Gabi, ich wünsche dir in meiner alten Heimat alles Gute und vor allem eine gute Zeit an der ZU!

  2. Liebe Gabi, ich freue mich sehr mit dir und wünsche dir für die ZU viel Freude und Gestaltungsmöglichkeiten – ich bin gespannt auf eine Hochschuldidaktik jenseits des Methodenköfferlis 😉
    Liebe Grüsse
    Mandy

  3. Liebe Gabi,
    für dich freut es mich und ich bewundere deinen Mut, vor allem wünsche ich dir weiter die Erfüllung in deinem Schaffen wie bisher 🙂 Für mich selbst sehe ich das mit einem lachenden und weinenden Auge. Denn es ist natürlich sehr bedauerlich, dass du weggehst, andererseits ist diese neue Herausforderung für dich die richtige (und wohldurchdachte) Wahl – ich wünsche dir viel Erfolg sowie bereichernde Erfahrungen und bin weiter gespannter Leser deines Blogs 🙂
    Liebe Grüße,
    Alex

  4. Liebe Gabi, Wünsche Dir auch alles Gute an der ZU! Viele Grüße, Philip

  5. Pingback: Die Sache mit dem Abschied und dem Zauber | Sandra in the Sky

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