Gabi Reinmann

Hochschuldidaktik

Mäßige Qualität nahe am Mainstream

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Gleich zwei universitätseigene Hochschuldidaktik-Journale beschäftigen sich aktuell mit dem forschenden Lernen, aber auch mit dem forschenden Lehren! „Forschend lehren“ kann aber sehr Unterschiedliches bedeuten und das wird auch in zwei Beiträgen deutlich, die in diesen Journalen zu finden sind. Während der Beitrag von Spinath, Seifried und Eckert im Journal Hochschuldidaktik der TU Dortmund (hier) mit „forschendem Lehren“ vor allem das Konzept „Scholarship of Teaching and Learning“ tangiert und damit ein Beforschen der eigenen Lehre meint, beschreiben Keding und Scharlau in den „Greifswalder Beiträgen zur Hochschullehre“ (hier) ein ganz anderes Konzept: Sie erläutern die Möglichkeit, wie Lehrende ihre (noch unabgeschlossene) Forschung mit in die Lehre bringen und umgekehrt aus der Lehre wieder etwas in die Forschung zurückfließen lassen können. Der Text stellt konkret vor, wie das gehen kann und welche ersten Erfahrungen damit gemacht worden sind.

Das Bemühen um eine Verbindung von Lehren, Lernen und Forschen ist im Moment unübersehbar. Das ist gut! Die Hoffnungen, die man an diese Verbindung knüpft, sind mitunter sehr hoch. Das kann zu einem Problem werden, denn: Es gibt viele Spannungsmomente im Bemühen, Lehren, Lernen und Forschen zu verbinden; es gibt Ressourcenprobleme, aber auch psychologische Barrieren und ganz oft heißt es: keine Zeit!

Letzte Woche hatten wir an der Zeppelin Universität einen schönen Workshop zum Thema „Sichtbarmachen“ studentischer Forschung (siehe hier eine kleine Dokumentation). Wir sind von Teilnehmer/innen nicht eben überrannt worden, aber das Interesse der Studierenden war deutlich größer an dem Thema als das der Lehrenden. Daraus muss man nicht gleich einen Schluss ziehen, aber es ist meiner Erfahrung nach eben doch ein Indikator dafür, dass Forschung und Lehre noch zwei ziemlich getrennte Sphären sind – dem hochschuldidaktischen Engagement zum Trotz. Es ist nun mal eine sehr große Herausforderung, Lernen, Lehren und Forschen einander so anzunähern, dass Studierende zu – wenn auch noch an der Peripherie arbeitenden – Mitgliedern einer wissenschaftlichen Gemeinschaft werden. Zu den Hindernissen gehört zum einen der Zeitmangel auf beiden Seiten. Zum anderen aber passt diese Verknüpfung nach wie vor schlecht mit den Bedingungen für eine erfolgreiche Wissenschaftskarriere zusammen. Wer nämlich rasch auf eine Professur (oder eine solche wechseln) will, sollte möglichst forschen und viel und vor allem an den richtigen Orten (!) publizieren. Und das wiederum bedeutet in der Regel: „Mäßige Qualität nahe am Mainstream zahlt sich aus“ – so heißt es jedenfalls in einem Artikel (hier) aus Forschung & Lehre 2011, der sich mit dem Phänomen „Publish or perish“ befasst. Und es dürfte in den letzten Jahren wohl noch schlimmer geworden sein.

Fazit für das forschende Lernen wie auch das forschende Lehren? Trotzdem weitermachen …

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