Gabi Reinmann

Hochschuldidaktik

Reden schreiben versus Folien besprechen

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Seit März 2008 stelle ich in diesen Blog meine Vortragsmanuskripte (statt Folien) ein. Dafür habe ich jetzt eine neue Kategorie „Vorträge“ eingerichtet, womit ich meine eigenen Vorträge meine. Das hat den Vorteil, dass man sie schneller findet.

Habe ich für jeden Vortrag einen ausgearbeiteten Text? Nein, ich habe nicht für alle Vorträge, die ich halte, ein Redemanuskript, das ich dann auch zur Verfügung stellen kann: Bei kleineren Veranstaltungen, die eher Workshop- oder Lehrcharakter haben und bei denen es z.B. nicht auf die Minute ankommt, erzähle ich natürlich auch frei oder gehe dazu über „Folien zu besprechen“ … wenn man es mal etwas provokanter formulieren will, denn: Die Fixierung auf vorgefertigte Folien sind manchmal schon ein Hindernis speziell, wenn man – wie gesagt – eigentlich Lehr-Lern- oder Problemlösesituationen etwa in Workshops anstoßen will. In jedem Fall trenne ich zwischen diesen beiden Situationen: einem fachlichen Input, der darauf abzielt, dass man ins Gespräch kommt oder ein Problem löst (da ist ein Manuskript hinderlich) und einer echten „Rede“, bei der die Argumente einfach gut aufeinander abgestimmt sein und auf ein paar zentrale Botschaften hinauslaufen müssen (da mache ich mir die Mühe und schreibe ein Manuskript).

Gute Reden sind schwierig, finde ich. Ich brauche lange dafür; vielleicht steigen auch meine Ansprüche – nein, nicht vielleicht, ganz sicher ist das so. Das hat zur Folge, dass ich sparsamer mit meinen Zusagen werde, Anfragen öfter ablehne, nicht weil ich damit zum Ausdruck bringen will, dass eine Tagung, ein Kongress, ein Workshop unwichtig wäre – natürlich nicht! Vielmehr ist es so, dass man in einem Jahr einfach wenige gute Vorträge hinbekommt. Man kann natürlich ab und zu (oder immer) dasselbe erzählen, aber das geht wirklich nur dann, wenn man jeweils ein ganz unterschiedliches Publikum hat. Und auch dann ist es wieder schwierig, wenn man versucht hat, sich genau auf dieses Publikum einzustellen. Kommt also (bei mir) eher selten vor. Aber auch, wenn man bemüht ist, eben nicht immer das Gleiche zu erzählen, wiederholt man sich natürlich: Manche Vorträge sind ja geradezu materialisierte Laut-Denk-Prozesse: Spezielle Vortragsanfragen geben dann den Impuls, eine bestimmte Sache weiterzudenken, die einen bereits beschäftigt hat, nun aber in einem anderen Licht sieht u. ä.

Und warum stelle ich nun die Manuskripte zur Verfügung? Nun, zum einen komme ich dann tatsächlich nicht in Versuchung, den Vortrag nochmal zu halten 😉 – wäre ja blöd, wenn er doch schon im Netz steht. Zum anderen merke ich natürlich schon, dass ein Manuskript dazu verleitet, sehr dicht zu sprechen und da kann es schon sein, dass man beim Zuhören (wenn man mal ablegenkt war), den Faden verliert … oder überhaupt nochmal einen zweiten Anlauf braucht. Dann – so meine ich – ist es sehr nützlich, nochmals nachlesen zu können.

Bei englischen Vorträgen ist das natürlich wieder was anderes – jedenfalls wenn man darin (so wie ich) denkbar ungeübt ist. Umso mehr Hochachtung habe ich vor Frank, der sich da quasi in die Höhle des Löwen bzw. der Wölfe  gewagt hat und das in seinem Blog (hier) sehr anschaulich beschreibt. Viel Spaß beim Lesen …

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