Im Zeitalter des Bachelor

Im Monment arbeite ich mich durch einen Berg von Bachlorarbeiten: Nun, ein paar wenige Magister- und Diplomarbeiten sind auch darunter; zudem die ersten Masterarbeiten. Fakt ist: Es sind zu viele für einen bzw. eine. Es kostet mich schon eine gehörige Portion Motivation, jede Arbeit mit der gleichen Gewissenhaftigkeit und mit einem möglichst gerechten Auge zu lesen und zu bewerten. Seit Jahren arbeite ich bei solchen Begutachtungs- und Bewertungsaufgaben mit einem festen Beurteilungssystem, das mir die Arbeit erleichtert, weil es mich zwingt, z. B. alle Abschlussarbeiten nach dem gleichen Muster zu beurteilen. Trotzdem: Gerecht ist das natürlich alles nie. Gerecht ist kein Assessment – und doch wird es immer mehr – dieser beständiger Druck, alles mögliche zu bewerten, mit Punkten und Noten zu versehen. In Phasen wie diesen, in denen ich ein- bis zweimal die Woche solche „Gutachten-Tage“ einschiebe, wird mir das immer so richtig bewusst. Bald aber treffen auch schon wider die ersten „Teil-Leistungen“ aus verschiedenen Blended Learning-Veranstaltungen (ja, ja, wir reden nicht nur davon, wir tun es auch ;-)) auf meinem Rechner ein: Concept Maps, Rechercheergebnisse, Dokumentationen; und in der Präsenzlehre sind es halt Referate und andere Formen der „Manifestierung von Wissen“. Das ist mitunter spannend und wenn die Leistungen gut sind, macht es auch Spaß. Aber der ewige Druck, alles zu quantifizieren (paradoxerweise auch die Qualität – nämlich in Form von Noten) ist letztlich ermüdend – und doch kommen wir da nicht raus – leider.

Andererseits ist Assessment natürlich auch ein Feedback und in dieser Funktion geradezu „lebenswichtig“ für das Lernen bzw. für einen Lernenden, denn jeder weiß, wie enttäuscht man selbst (als Lernender) ist, wenn auf das eigene Bemühen und eine Leistung keine Reaktion erfolgt. Vielleicht habe ich manchmal ja auch nur ein Problem damit, weil es einfach zu viel ist. Ich frage mich ja desöfteren, woher die oft zitierte Relation „1 Hochschullehrer auf 60 Studierende“ kommt. 60 Studierende versorgen – ich meine, da würde ich mir über das Assessment gar nicht mehr solche Gedanken machen. Leider aber sind es bei uns nämlich sehr viel mehr. Folglich muss es auch heute noch Hochschullehrer geben, die mit einer sehr kleinen Schar von Studierenden die Chance haben, statt Qualifizierung und Zertifizierung via Punkten und Noten so etwas wie Bildung zu betreiben … wo die wohl sind?

2 Gedanken zu „Im Zeitalter des Bachelor“

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