Halbwegs zivile Blog-Einträge

Danke an Peter Meurer für den Hinweis auf ein SZ-Interview mit Jaron Lanier über Web 2.0: Aus meiner Sicht völlig richtig weist Lanier darauf hin, dass es wenig sinnvoll ist, eine Technologie (Internet bzw. Web 2.0) an sich zu preisen, da es auf den Umgang damit ankommt. Ja, klar: kein Widerspruch. Ebenfalls, so meine ich, zu Recht stellt er die „Schwarmintelligenz“ nach dem Motto, viel bringt viel, in Frage. Auch klar! Und richtig ist zudem, das Anonymität Hemmschwellen herabsetzt, was aber nun wahrlich nicht nur im Netz so ist. Insofern dürfen nicht-anonyme Blog-Einträge (wie diese hier) als zivil gelten, so Lanier. Okay , da stimme ich auch zu. Was mir aber fehlt, ist die Folgerung, und die lautet: Statt der Jagd nach PISA- und CHE-Rängen oder Exzellenz-Fähnchen sollten sich unsere Bildungsinstitutionen (also auch wir) wieder mehr um echte Bidungsziele und -inhalte kümmern, darum dass aus jungen Menschen verantwortungsvolle Freunde, Kollegen, Führungskräfte etc. werden, dass Werkzeuge als solche erkannt und genutzt und nicht zweckfrei verwendet werden, dass Wertschätzung wieder an Kraft gewinnt gegenüber der allgegenwärtigen Einschätzung der Wirtschaftskraft von Ländern, Regionen, Organisationen und einzelnen Personen. Gesellschaftliche Entgleisungen (körperliche und psychische Gewalt, Respektlosigkeit oder Vandalismus) den alten oder neuen Medien an sich anzulasten, das ist doch zu einfach, oder?

2 Gedanken zu „Halbwegs zivile Blog-Einträge“

  1. Da ist wohl einiges „gefährlich“ vereinfacht. Am Ende offenbart der Herr Lanier aber sein Menschenbild:

    Sobald Leute aber anonym schreiben, werden sie gemein.

    Das ist so nicht haltbar! Gerade wenn ich ich mir in einem Blog eine Netzidentität zulege (wofür es gute Gründe geben mag) heisst das noch lange nicht, dass ich „gemein“ werde. Da schießt er meilenweit über das (Argumentations)Ziel hinaus, auch wenn ich seine prinzipielle Angst vor den Massen („Mob“) zuweilen teile.

  2. Ja, ich habe es auch im letzteren Sinne verstanden. Knappe Aussagen haben halt immer einen weiten Interpretationsspielraum. Gut aus meiner Sicht ist es allemal, immer mal wieder kritische Einwände zu tätigen,,wenn die Euphorie überzuschwappen droht – auch bei Web 2.0 :-). Ansonsten gebe ich auch dir Recht – in DIESER Einseiitgkeit mag das (anonym führt zu gemein) übertrieben sein.
    Gabi

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