Es wird „geraunt und gemunkelt“ in der Hochschulrektorenkonferenz (HRK), „es gibt Gespräche am Rande von Konferenzen und in Restaurant-Nebenzimmern, Kontakte per Telefon und sogar über anonymisierte E-Mail-Adressen, die eigens eingerichtet und später wieder gelöscht werden“ – so Armin Himmelrath in einem Bericht über die HRK vom 19.10.2012 im Magazin duz. Der Hintergrund: Unzufriedene Stimmen mit dem neuen Präsidenten der HRK und offenbar verschiedene Meinungen, was dessen Führungsstil (respektive „Basta-Stil“) betrifft. Allerdings wolle sich da niemand öffentlich zitieren lassen; alle zögen erst mal den vertraulichen Austausch vor.
Man kennt solche Prozesse ja keineswegs nur auf der „oberen Etage“ (so die Bezeichnung für die HRK von Ulla Burchardt – Vorsitzende das Forschungsausschusses im Bundestag – im Interview mit Himmelrath). Auch „weiter unten“ gibt es oft eine merkwürdige Diskrepanz zwischen formulierungsmäßig ausgefeilten Protokollen und tatsächlichen Diskussionen, zwischen öffentlichen Verlautbarungen und Diskussionsbeiträgen hinter geschlossenen Türen. Es ist zwar durchaus sinnvoll, nicht jede Kontroverse nach außen zu tragen. Aber ein wenig mehr Transparenz würde man sich manchmal doch schon wünschen – auf allen Etagen. Und Kontroversen gibt es natürlich überall – in der HRK derzeit aber offenbar besonders. Interessant ist in diesem Zusammenhang das schon genannte Interview, in dem Burchardt festhält: „Die HRK hat ein grundsätzliches Strukturproblem: Es gibt dort starke Zentrifugalkräfte die auseinanderstreben. Große Hochschulen haben andere Interessen als kleine, Universitäten andere als Fachhochschulen, Hochschulen im Westen andere als die im Osten“. Zu den heterogenen Interessen käme, dass die Hochschulen ja nun nicht die Summe ihrer Rektoren seien; doch die HRK würde sich darum wenig kümmern und sich auch in einigen anderen Dingen einer merkwürdigen Sprachlosigkeit hingeben.
Immerhin aber sagt offenbar einer namentlich ganz offen seine Meinung – nämlich der Präsident der HRK – und heizt die Kontroversen damit heftig an. Aber, so das Resümee von Himmelrath: „Die HRK hat sich für Hippler entschieden, sie hat Hippler bekommen …“ und der Mann habe nie einen Hehl daraus gemacht, dass es ihm nicht um Konsens gehe. Den Konsens fände ich dagegen durchaus wichtig. Schade nur, wenn er vor allem am Rande von Konferenzen, in Restaurant-Nebenzimmern und Online-Kontakten mit anonymisierten Adressen entsteht.
(Armin Himmelrath moderiert übrigens auch die Abschlussdiskussion auf der Fachtagung des Deutschen Hochschulverbands zum „Digitalen Denken“ kommenden Mittwoch, von der ich nächste Woche berichten werde).