Es bleibt in Frauenhand – das Bundesministerium für Bildung und Forschung: Bulmahn, Schavan, Wanka (auch wenn letztere vielleicht nur sechs Monate Zeit hat). Die studierte Disziplin aber wechselt: Johanna Wanka ist Mathematikerin. Spiegel Online (hier) gratuliert ihr schon mal zum „Aufstieg in die Machtlosigkeit“. Aber ist das gerechtfertigt? Wer die Wissenschaft seinen eigenen (beruflichen) Kontext nennt, weiß, dass auch die Bildungspolitik des Bundes durchaus Einfluss auf Forschung und Lehre an unseren Hochschulen nimmt.
Einen kurzen Überblick über das Wirken der letzten Bildungsministerin findet man hier; dabei wird deutlich: So ganz machtlos ist das nicht, was in diesem Ministerium möglich ist. Der Beitrag verweist unter anderem auf die politisch zumindest mit verursachte Schieflage in der deutschen Wissenschaft: „Die außeruniversitären Einrichtungen bekommen bis 2015 satte Aufwüchse über den ´Pakt für Forschung und Innovation´. Die Hochschulen hingegen müssen einen immer größeren Teil ihrer Grundfinanzierung durch im Wettbewerb eingeworbene Drittmittel stemmen. Immer mehr Personal ist prekär beschäftigt. Dabei mussten die Hochschulen in kurzer Zeit eine Rekordzahl von Studierenden aufnehmen. Der Hochschulpakt hilft, doch er ist unterfinanziert und befristet.“
In der ZEIT Online findet man hier eine Liste von Wünschen, die Studierende nun an Johanna Wanka richten. Die hier ausgesuchten Wünsche sind teils praktischer, teils aber auch höchst ideeller Natur: mehr Zeit und Muße, mehr Freiheit und Eigenverantwortung, mehr Selbstbestimmung, mehr Lehrende und weniger Drittmittelabhängigkeit und ein Klima, in dem es nicht nur darum geht „den Lebenslauf aufzupimpen“ (zu deutsch: aufzumotzen). Um diese Wünsche zu erfüllen, dürften sechs Monate wohl leider nicht reichen.
Und Schavan? Mich würde interessieren, wie denn die Betreuung ihrer Dissertation vor gut 30 Jahren abgelaufen ist. Hier gehen ja die Meinungen auseinander: Die einen sagen, man sei als Professor nicht dazu da, eine Arbeit im wörtlichen Sinne zu „betreuen“, weil das an der Idee eines selbständig forschenden Doktoranden vorbeigehe. Andere (und da zähle ich mich auch dazu) weisen darauf hin, dass auch Promotionen Qualifizierungsphasen sind, in denen man sehr wohl noch von anderen etwas lernen kann und soll (die Frage ist ja eher, wie), was dann auch eine Begleitung erforderlich macht. Nur dann nämlich kann man erkennen, wenn jemand auf einen ungeeigneten Weg gerät und die Regeln wissenschaftlichen Arbeitens wissentlich oder unwissentlich aus den Augen verliert. Frank führt dazu hier die Unterscheidung von nicht-sportlich und unsportlich ein – eine treffende Analogie, wie ich finde.
Nun wird ein halbes Jahr schnell um sein. Mal sehen, wer im September das Bildungs- und Forschungszepter in die Hand nimmt und wie er oder sie die damit verbundene Macht(losigkeit) dann nutzen wird.
Ein Gedanke zu „Machtlose Bildungspolitik?“