„Googelst du noch oder forscht du schon?“ Erst dachte ich ja, hinter diesem Titel würde sich bei bildungsklick.de vielleicht ein kritischer Beitrag über die schnelle Suche im Web verbergen, die das Nachdenken, Planen, gezielte Handeln und anschließende Reflektieren (wie man es zumindest in der Forschung noch erwartet) thematisiert. Aber es war dann doch „nur“ zum einen ein Hinweis auf etwas marktschreierisch klingende Trendstudien, die den Nachwuchswissenschaftlern „Turbulenzen“ prophezeien, weil sie sich zunehmend mit den Forschern aus aller Welt messen müssten (ist das neu?).
Zum anderen informiert der Beitrag über ein neues Kommunikations- und Informationssystem für den wissenschaftlicher Nachwuchs, das noch heute (am 28. Oktober) im Rahmen der Tagung „Lust auf wissenschaftliche Karriere in Deutschland! Wege, Förderungen und Netzwerke im Überblick“ (siehe hier) online gehen soll. Na gut: Ich bin gespannt und werde mir das natürlich auch ansehen. Kann ja wahrlich nicht schaden, den wissenschaftliche Nachwuchs zu fördern, allerdings müsste man parallel zur Information auch die Bedingungen verbessern.
Der Beitrag in bildungsklick.de jedenfalls geht mir ein wenig auf die Nerven: Es ist einer dieser typischen Artikel, die auch Wissenschaft und Forschung zunehmend instrumentalisieren bzw. auf die Funktion einengen, die Wirtschaftskraft unseres Landes voranzubringen. Mehr Reichtum in unserem Land werden die wachsende sozialen, religiösen und ökologischen Probleme aber nicht lösen, ebenso wenig das alleinige Vertrauen auf technische Innovationen – vor allem wenn uns gleichzeitig die „Denkkraft“ für soziale Innovationen verloren geht.
Ich muss sagen, ich habe von dem KISSWIN auch erst heute erfahren. Finde ich gut, denn das was einem die uni selbst dazu so anzubieten hat ist oft nur mühsam zu erfragen, zusammenzusuchen, oder gar nicht zu erfahren. Klasse Sache dieses Portal. Vor allem sind auch die Wege für Fördergeld vorgestellt.
Wenn Wissenschaft die Welt retten soll, dann muss das „Retten der Welt“ als Forschungsprojekt auch entsprechend bezahlt werden. Niemand wird die Welt retten können, wenn er seine Wohnung aufgeben muss, weil er überschuldet ist. Genau da liegt das Problem. Da kann die GEW und wie sie alle heißen noch so laut rufen, dass wir 10.000 Wissenschaftler bräuchten. Stattdessen sollten sie sich mal Gedanken machen, wie stark das Geldsystem das Handeln der Wissenschaft bestimmt.
Just imagine: Eine Wissenschaftsinnitiative mit 400 Mrd. Euro – DAS wäre eine Pressemeldung wert.
Jeder der sich ein wenig dem business annähert fleigt ja scheints auch aus der Blogroll von eDenkarium. 😉
So ist natürlich der Dialog auch nicht wirklich möglich, indem man laut „Teufelszeug“ ruft. Die Realität ist, dass ich meine Miete nicht zahlen kann, wenn ich mit einer halben Stelle an der Uni Spitzenforschung betreibe und im 3-Schichtbetrieb Innovationen entwickle. Bloggen wird als Publikationsform schon gar nicht registriert und die Perspektiven an einer Uni sind entweder Professor werden, oder gehen.
DIE sogenannte Wissenschaft, das sind WIR alle und WIR alle haben uns halt entschieden, dass es wichtiger ist Banken die keine Ahnung und keine Moral in Sachen Kreditvergabe haben mit 400 Mrd. Euro rauszuhauen, statt vielleicht mal den Jahresbildungsetat der BRD UM 10 Mrd. Euro anzuheben (das wäre nämlich eine Verdopplung).
Ich nehme das Geschreie egal von wem in Sachen Germany/Science/Future überhauot nicht mehr ernst. Das Volk spricht eine andere Sprache!
Kollegen die ich kenne (studiert wohlgemerkt) finden es toll, dass 400 Mrd an die Banken gehen, weil sie glauben das rette ihre Jobs.
Mir scheint, mit dem Denken an sich ist es schon ein Problem. Jeder ist sich selbst der Nächste, das ist die Devise. Die letzte geschaffene soziale Innovation ist die gesamtschuldnerische Haftung der Einwohner Deutschlands für die Banken.
Das sollte doch eher Grund zum Jubeln sein.
Lieber Helge,
na sag mal, das traust du dir öffentlich zu sagen, dass du aus der Blogroll-Liste fliegst? 😉 Ich hatte es so verstanden, dass du dein Blog erst mal geschlossen hast – wars nicht so? Bist du jetzt doch richtig auferstanden? Dann bist du natürlich wieder willkommen – ich will nur keine Karteileichen haben 😉
Interessant sind übrigens die frischen Kommentare im Forum des KISSWIN Portals – lies mal!
Gabi
Na klar trau‘ ich mich das (wg. Blogroll). Selbst auf die Gefahr hin, dass mal über die Wichtigkeit von Blogrolls intensiver gesprochen wird. „Bonding 2.0“ wird unterschätzt, ganz speziell das Un-Bonding. 🙂
Ganz so tot mein ja Blog noch nicht. Stromberg würde sagen: „Der Friedhofsgärtner ist jedenfalls noch nicht hinter mir her.“
Die Kommentare in KISSWIN sind ja wirklich… …ja was sagt man eigentlich, wenn einen die Wahrheit so sehr erschreckt?
Vielleicht verzichtet man einfach darauf gesagtes sinnlos zu wiederholen und liest die Kommentare bei heise.de gleich mit.
http://www.heise.de/newsticker/foren/S-Bundesregierung-wirbt-um-Nachwuchsforscher/forum-146471/list/
Ich sage, wo 400 Mrd. ohne jedes Zutun ihren Abnehmer finden, da sind läppische 10 Mrd. locker für die deutsche Forschungslandschaft drin.
Von den Banken lernen heißt siegen lernen, einfach das Ding in vollem Tempo vor die Wand setzen, irgendwer wird uns schon raushauen. Das nennt sich dann Rettungspaket oder Schutzschirm, je nachdem von wo die Katastrophe beginnt kommt.
Grüße aus München,
Helge
Oh ja, geballter Frust. Ich hoffe, dass meine (promovierenden und promovierten) Mitarbeiter es nicht so ganz schlimm sehen, denn zumindets versuche ich, erst dann Arbeit abzugeben, wenn ich sie allein wirklich nicht mehr hinbekomme.
Aber das zugrunde liegende Strukturproblem ist wirklich eine Katastrophe – und ich kann nur sagen: Auch wenn man eine Professur quasi ergattert hat, steckt man noch genauso drin – natürlich unter anderen Umständen, aber die Auswirkungen von Missmanagement auf allen „Führungsetagen“ aufgrund von chronischem Ressourcenmangel sind täglich spürbar (ich fürchte auch mein Frust lässt sich in diesem Blog in letzter Zeit schwer verbergen).
Interessanter Weise hatte ich mir gestern auf dem Nachhause-Weg beim Nachrichtenhören (neue Milliarden-Kredite für die Automibilindustrie) was ganz ähnliches gedacht (was ich dann also Kommentar zuhause lesen durfte ;-)) … insbesondere habe ich mich gefragt, wo das ganze Geld herkommt, das für Bildungsinvestitionen ja angeblich immer fehlt.
Gabi