Es gibt Jugendsprachen und das Jugendwort des Jahres. Aber ich musste schon zustimmend (!) schmunzeln, als ich in der aktuellen Ausgabe von Forschung & Lehre gleich auf der ersten Seite gelesen habe, dass es auch in der Akademiker-Sprache Trend-Wörter gibt. Ich zitiere einfach mal den Autor Wolfgang Kemp (Emeritus der Universität Hamburg): „Neulich nahm ich an einer Runde von Bewerbungsvorträgen teil: als „Öffentlichkeit“, als Emeritus und als Gast in einem fremden Fach. Hatte sich etwas geändert in der schwierigen Disziplin des gar nicht so heiteren Berufungsratens? Als erstes fiel mir eine Gemeinsamkeit zwischen Kommissionsmitgliedern und Bewerbern auf. Beide sagten sehr gerne „spannend“. Spannend ist geil oder cool auf akademisch. Ich selbst verwende das Wort nie, aber ich unterstütze sehr, dass andere es so oft wie möglich gebrauchen – das ist die einzige Chance, das Wort wieder loszuwerden. Was allerdings dann kommt? Das Gegenteil von spannend hieß übrigens: Ich finde das schwierig.“ Schwierig finde ich nur, wie man die spannende Strategie umsetzt, etwas loszuwerden, indem man es fördert. Ich würde mich aber sehr gern daran beteiligen :-).
…fühle mich ertappt! „Spannend“ und „schwierig“ gehören tatsächlich auch zu meinen Lieblingswörtern. 🙂
Manchmal wird einem sowas ja erst bewusst, wenn sich andere Leute darüber wundern. Klingt aber doch auch gestelzt, wenn man auf Tagungen immer wieder hört, wie „anregend“ oder „bereichernd“ ein Vortrag war. Ich find „spannend“ eigentlich besser, weil es mehr nach Perturbation klingt: also nach etwas Irritierendem, von dem noch nicht klar ist, was es mit einem macht (ob es anregt, oder bereichert). Das ist jedenfalls interessant: „spannend“ muss ja (zumindest für mich) noch nicht zwangsläufig positiv sein… (Vielleicht ist „schwierig“ so gesehen gar nicht das Gegenteil, sondern die Steigerungsform von „spannend“?)
Je konkreter, umso besser, würde ich sagen: „spannend“ und „schwierig“ sind nichtssagend, und sicher nur Beispiele für nichtssagende Floskeln, hinter denen man sich gerne versteckt, wenn man selber besser noch nicht Position beziehen will. Ich habe wirklich keine Ahnung, was „spannend“ in der Beurteilung einer Theorie oder einer Studie oder einer Fragestellung sein soll – klingt ein bisschen so wie: Ja, hört sich irgendwie ganz interessant an, kann ich zwar gerade nicht einordnen, aber – wohlwollendes Schulterklopfen – mach einfach mal weiter, vielleicht habe ich später mal Lust, mehr darüber nachzudenken“. 😉