Sauber!

Exzellenz in Forschung und Lehre – was will uns das eigentlich sagen? Bei solchen Fragen werfe ich gerne einen Blick ins Herkunftswörterbuch und das sagt mir: Sowohl Exzellenz als auch exzellent gehen zurück auf das lateinische ´excellere´, was so viel heißt wie ´hervorragen´. Interessant sind darüber hinaus, die Synonyme, die der Duden – neben ´hervorragend´ für das Adjektiv ´exzellent´ anbietet:

  • aufs Beste, ausgezeichnet, bestens, brillant, erstklassig, exquisit, fabelhaft, genial, grandios, herrlich, sehr gut/schön, überragend, überwältigend, unübertrefflich, vortrefflich, vorzüglich
  • bildungssprachlich: superb
  • umgangssprachlich: [echt/ganz] prima, [echt] bombig, [echt] klasse, große Klasse, [echt] spitze, [echt] super, einsame Spitze, [ganz] famos, [ganz] fantastisch, [ganz] toll, glänzend, groovy, großartig, klassisch, pfundig, tadellos
  • österreichisch umgangssprachlich: klass
  • umgangssprachlich, besonders süddeutsch, österreichisch, schweizerisch: sauber
  • emotional: wunderbar
  • umgangssprachlich emotional verstärkend: supertoll; (oft scherzhaft) göttlich

Viele Bedeutungen und Umschreibungen sind also möglich und umso erstaunlicher ist die Aussage des Dudens dann zum Substantiv ´Exzellenz´:

  • Anrede im diplomatischen Verkehr
  • (früher) Titel für Generale und höchste Beamte

Die Exzellenzinitiative in der deutschen Hochschullandschaft und groß angelegte Initiativen für „Exzellenz in der Lehre“ – welche semantische Mission mag sich da jetzt dahinter verbergen angesichts der genannten Bedeutungsvarianten? Da ich nicht davon ausgehe, dass Präsidenten und Rektoren einfach nur (wieder) mit „Eure Exzellenz“ angesprochen werden wollen (obwohl …), vermute ich hinter dem Exzellenzbegriff den Wunsch, eine Bedeutung aus dem semantischen Umkreis des Adjektivs ´exzellent´ zu vermitteln. Ich probiere es einfach mal mit ein paar Kombinationen – exemplarisch –, über die man sich so seine Gedanken machen kann:

  • Brillante Forschung und Lehre – das wäre doch mal was: alle würden mit glänzenden Augen von dannen ziehen.
  • Erstklassige Forschung und Lehre – nun gut: wer wollte von sich schon sagen, dass er in Forschung und Lehre leider nur zweitklassig ist?
  • Fabelhaft Forschung und Lehre – warum eigentlich nicht: gerne würde man sich in die fabelhafte Welt von Wissenschaft und Bildung doch mal entführen lassen!
  • Geniale Forschung und Lehre – ja schon: Genialität verspricht Ehre und Ruhm: dem genialen Wissenschaftler UND seiner Universität …
  • Überwältigende Forschung und Lehre – sagen wir es so: wer sehnt sich nicht nach ein bisschen Überwältigung in einer sonst so emotionslosen Institution?
  • Unsere Forschung und Lehre ist prima – natürlich gerne: klingt bescheiden, aber wäre es nicht prima für alle Beteiligten, wenn wir das sagen könnten?
  • Unsere Forschung und Lehre ist einsame Spitze – also ohne das „einsam“ dürfte das vermutlich der gemeinte Bedeutungskern sein, oder? Spitzenforschung und – okay, müssen wir uns erst noch dran gewöhnen, aber klar auch – Spitzenlehre!
  • Forschung und Lehre? sauber! – nach 50 Jahren Süddeutschland ist das eindeutig mein Favorit – kürzer geht’s nicht!