Gabi Reinmann

Hochschuldidaktik

Grabenkämpfe

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Es gibt ein relativ neues, aus meiner Sicht sehr interessantes Buch herausgegeben von Lin Lin und J. Michael Spector The Sciences of Learning and Instructional Design: Constructive Articulation Between Communities. Das Buch widmet sich dem seit inzwischen Jahrzehnten andauernden Streit wie auch Dialog zwischen der empirischen Bildungsforschung bzw. Lehr-Lernforschung (mit einer eher naturwissenschaftlichen Ausrichtung) und dem „Instructional Design & Technology“, was sich nach wie vor nicht gut übersetzen lässt – auch nicht mit „Medienpädagogik und Mediendidaktik, weil da (zumindest zum großen Teil) doch sehr verschiedene Traditionen am Zuge sind. „Instructional Design & Technology“ ist auch so etwas wie die Wiege von Design-Based Research (DBR) oder – wie man immer häufiger liest Design Research (DR) – in den Bildungswissenschaften und daher treffe ich wohl bei meinen Recherchen zu hochschuldidaktischer und methodologischer Literatur immer wieder auch auf solche Bücher.

Mit der Zusammenstellung von insgesamt 14 Artikeln bemühen sich die Herausgeber um eine ausgewogene Darstellung und Verknüpfung verschiedener Auffassungen und Erkenntnisse aus den „communities of the learning sciences, and instructional design and technology“. Sucht man nach einer möglichen „Versöhnung“, dann ist aus meiner Sicht der Beitrag von Paul A. Kirschner and Kristine Lund mit dem Titel „Finding a middle ground: Wars never settle anything“ empfehlenswert. Es klingt ja schon der Titel viel versprechend, zumal wenn man genug hat von den oft fruchtlosen Grabenkämpfen. Die Autoren plädieren unter anderem für ein „constructive research alignment“ (S. 45) in dem Sinne, dass Fragestellungen, Methoden und andere Entscheidungen in der Forschung sinnvoll aufeinander abzustimmen sind. Nun ja, das erscheint an sich logisch, aber es ist vielleicht trotzdem ein wichtiges Postulat, das an diese an sich selbstverständliche Logik des Forschens erinnert. Allerdings: Kirshner und Lund bleiben hier auf der methodischen Ebene stehen und hinterfragen nicht auch das zugrundeliegende Wissenschafts- und Forschungsverständnis. Notwendig wäre vermutlich ein „constructive research conception alignment“ – also ein Aufeinander-Abstimmen nicht nur von Fragen und Methoden, sondern auch von Zwecken und methodologischen Rahmenkonzepte. Vielleicht geht es also doch nicht ganz ohne ein auch  mal „kämpferisches Einstehen“ für eine bestimmte Position nach dem Motto  „Wars sometimes decide an important thing“?

Wie auch immer: Ein lesenswertes Buch mit mehreren auch der Hochschuldidaktik Impulse gebenden Beiträgen.

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