Vergangenen Donnerstag und Freitag war ich in Tübingen auf dem zweitägigen Gutachter-Workshop zum diesjährigen Medidaprix. Eines vorweg: Gerechtigkeit bei Preisverleihungen gibt es wohl nie. Man kann aber dem Medidaprix einen Vorwurf sicher NICHT machen: Dass man es sich leicht macht mit dem Verfahren. Im Gegenteil: Ich bin angetan und beeindruckt von der diskursiven und mehrstufigen Form der Auswahl, die viel Zeit and Anstrengung aller Beteiligten in Anspruch nimmt, aber dazu führt, dass keine leichtfertige Zusammenstellung der Finalisten zustande kommt. Wir (hier die Gutachterliste) haben über manche Punkte durchaus gestritten, es gab kontroverse Meinungen und es gab auch Fälle von Meinungsänderungen während der beiden Tage, WEIL Dialog und Diskussion stattfanden und man sich nicht auf einfache Punktesummierungen verlassen hat (was sicher schneller gehen würde).
Schön wäre es, wenn solche Verfahren öfter Anwendung finden würden – etwa auch im Falle der Forschungsförderung, bei der ich ja schon bisweilen den Eindruck habe, dass es da so etwas wie Kartelle gibt.
Ein Problem für mich ist, dass sich beim Medidaprix etablierte Projekte mit guter Ausstattung und bereits gewonnenen Preisen mit Low-Budget-Projekten messen lassen müssen und dass es genau da schwer wird, eindeutige Entscheidungen zu treffen. Wie wäre es mit einem Preis speziell für Low-Budget-Projekte, um vor allem jungen Einreichern (aber nicht nur diesen) mit kreativen Ideen noch mehr Chancen zu geben? Ich werde auf jeden Fall mal versuchen, diese Idee weiterzugeben und sie mit einigen Leuten zu besprechen, die da vielleicht ein wenig Gestaltungsmacht haben.
Fazit aus meiner ersten Medidaprix-Erfahrung als Gutachterin: Eine runde Sache (sicher auch mit Verbesserungspotenzial, aber das gibt es ja immer), bei der man gerade in der Gutachterposition eine ganze Menge lernen kann.
Hier gibt es ein paar Bilder.
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