Etwas später als sonst gehe ich ab heute in eine längere, wenn auch nicht ganz freiwillige, Blogpause und hoffe, dass ich danach wieder erholt mit möglichst vielen inhaltlichen Diskussionsbeiträgen starten kann.
Kategorie: geschehen
Auf Wanderschaft
Es gibt einige Promotionen (bzw. die dazugehörigen Doktoranden), die gewissermaßen zusammen mit mir auf Wanderschaft durch die Universitäten gegangen sind. Eine davon ist die Arbeit von Hannah Dürnberger zum forschenden Lernen – und zwar zum forschenden Lernen, das (im besten Fall) erfolgt, wenn Studierende ihre Bachelorarbeit schreiben, und das – wiederum im Idealfall – Schlüsselkompetenzen fördert, die sie auch in der Berufswelt brauchen können. Ob und wie man das Verfassen einer Bachelorarbeit als besondere Form des forschenden Lernens sehen und dann vor allem auch fördern und mit digitalen Medien unterstützen kann, sind Fragen, die Hannahs Arbeit theoretisch, empirisch und konzeptionell-praktisch behandelt hat. Und mit dieser Arbeit hat sie begonnen, als ich noch an der Uni Augsburg war, ist dann als Doktorandin mit mir an die Universität der Bundeswehr München gegangen und hat ihr Werk nun, noch kurz vor Ablauf meines ersten Jahres in Friedrichshafen, an der Zeppelin Universität erfolgreich zu einem Ende gebracht. Die Prüfung war bereits im Juli und nun ist die Arbeit online abrufbar – und zwar (vorübergehend bis die ZU dazu eigene Möglichkeiten hat) am Ort ihres Beginns: nämlich der Uni Augsburg (hier), womit sich der Kreis gewissermaßen schließt ;-).
Züge einer Oskar-Verleihung
Endlich Abi – Herr Rau hat bereits aus der Großstadt berichtet, wie die Verleihung das Abi-Zeugnisses heutzutage so abläuft (hier) und Frank hat beigesteuert, wie das am Ende des Münchner S-Bahn-Bereichs aussieht (hier) – also SEHR ähnlich. Ich berichte hier ja normalerweise nicht über private Dinge, aber das Ereignis war für mich ja auch außerhalb der Elternrolle interessant: Wie gestalten angehende Studierende ihren letzten Tag an der Schule? Im Vorfeld hat jemand zu mir gesagt: Das hat inzwischen Züge einer Oskar-Verleihung. Ich habe ungläubig gelacht, vergeblich versucht, mich daran zu erinnern, wie ich selbst vor nunmehr fast 30 (!!) Jahren mein Abi-Zeugnis erhalten habe, aber: Da ist was dran – jedenfalls, wenn man den Abend dazu zählt, der einer Modeschau glich und dem Einzelhandel zusammen genommen eine Vorfreude auf das Weihnachtsgeschäft bereitet haben muss.
Unverzichtbares Instrument oder verzichtbare Gängelei?
Evaluation ist ein Thema, das in den letzten zwei bis drei Jahrzehnten in der deutschen Hochschullandschaft kontinuierlich an Bedeutung gewonnen hat. Erfasst und bewertet wird alles, was sich irgendwie greifen lässt: Forschungsleistungen, Publikationen, Forschungsanträge, Reputation, und eben auch die Lehre und die Lehrenden. 2008 ist ein Buch mit dem Titel „Wissenschaft unter Beobachtung“ erschienen. Bruno Frey spricht darin von einer neuen Krankheit: der Evaluitis.
Lehrevaluationen gelten den einen als unverzichtbares Instrument der Qualitätssicherung und -entwicklung, den anderen als verzichtbare Gängelei von Lehrenden und Studierenden. Einerseits wird Transparenz in der Lehre gefordert, andererseits sind kleine Beteiligungsquoten überall ein Problem. Von nützlichen Rückmeldungen für eine bessere Lehre ist ebenso die Rede wie unnützen Befindlichkeitsmessungen. Lehrevaluationen erhitzen schnell die Gemüter und polarisieren mitunter stark.
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Hochschuldidaktik im Nischenbereich
„Diversität: jenseits von sozialen Kategorien? Heterogenität von Studierenden und Lernerverschiedenheit neu denken“ – so lautete der Titel eines Expertengesprächs organisiert vom Projekt nexus (der HRK) im Universitätsclub Bonn am 01.04.2014. Bei der Veranstaltung handelte es sich um einen ganztätigen Workshop mit rund 30 eingeladenen Gästen. Es gab vier Vorträge und Diskussionen im gesamten Plenum. Die Veranstaltung beschäftigte sich mit Unterschieden (a) im Lernerverhalten (pädagogisches und psychologisches Thema) und (b) in der (soziale) Herkunft (soziologisches Thema) und der damit zusammenhängenden Frage, mit welchen Maßnahmen man der wachsenden Diversität an Hochschulen begegnen kann.
Potenziell risikoreich
Die neue Interdisziplinäre Zeitschrift für Technologie und Lernen (iTeL) experimentiert mit einem offenen Begutachtungsverfahren. Der erste Open Peer Review-Prozess hat diese Woche begonnen. Das Verfahren im Detail kann man hier nachlesen.
Im Hintergrund wird das Open Journal System (OJS) verwendet (wie es z.B. auch die Zeitschrift für Hochschulentwicklung nutzt). Für das offene Verfahren ist das System an sich nicht ausgelegt, es wurde aber aus dem Kreis der Hauptherausgeber (hier nachzulesen) sozusagen „technisch nachgerüstet“, um das zu ermöglichen.
Uns ist klar, dass es lange dauern wird, bis sich da eine größere Zahl von Wissenschaftlern herantrauen wird, denn natürlich gibt es auch Argumente GEGEN ein Open Peer Review, und Erfahrungen dazu sammelt man bislang vor allem in den Naturwissenschaften, weniger aber in den Bildungswissenschaften. Die Zurückhaltung ist auch in anderen Projekten zu Open Peer Review groß – trotz der seit längerem bestehenden Möglichkeiten ist das einfach nach wie vor außerhalb des Mainstreams und damit potenziell risikoreich.
Ganze drei Tage
Die Deutsche Gesellschaft für Erziehungswissenschaft (DGFE) ist eine sehr große Gesellschaft – trotzdem veranstaltet sie ihren Kongress nur alle zwei Jahre, was vielleicht auch ein Modell für kleine Gesellschaften sein könnte! Vor zwei Jahren durfte ich auf dem DGFE-Kongress in Osnabrück einen Vortrag zur interdisziplinären Vermittlungswissenschaft halten (siehe hier). Nun bin ich wieder da – diesmal in Berlin und das ganze drei Tage! Das liegt daran, dass ich zum einen am Mittwoch zusammen mit Dieter Euler eine Arbeitsgruppe zu Design-based Research haben werde und gestern im Symposium Hochschuldidaktik als Diskutant mitwirken durfte. Das war unter anderem endlich mal eine schöne Gelegenheit, Ludwig Huber persönlich kennenzulernen – den Wissenschaftler, an dem man nicht vorbeikommt, wenn es um das forschende Lernen geht!
Mehr geht nicht
Sie liegt jetzt schon eine Weile bei mir rum, ohne dass ich reingeschaut habe – die „Entlassungsurkunde“. Ja, so etwas gibt es, wenn man den Staatsdienst als Beamter verlässt. Jetzt habe ich es eben doch mal aufgemacht: Da steht dann, mit Wappen und allem Drum und Dran, dass man auf eigenes Verlangen „entlassen“ wird. Außerdem gibt es „Dank und Anerkennung“ für „die dem deutschen Volke geleisteten treuen Dienste“. Hmm, was steht da wohl in Bayern? Dem bayerischen Volke? Auf jeden Fall ist es mir da erst aufgefallen, dass ich unbeabsichtigt zum Autogrammjäger der Bundesminister der Verteidigung geworden bin. Innerhalb von gerade mal rund drei Jahren habe ich Unterschriften von drei verschiedenen Verteidigungsministern (Ruf – Ernennung – Entlassung) eingesammelt: Franz Josef Jung – Karl-Theodor zu Guttenberg – Thomas de Mazière. Mehr geht nicht, oder? 🙂
Insgeheim finden sie mich vielleicht naiv …
Wie jedes Jahr kündige ich auch jetzt, Ende Juli, eine August-Blog-Pause an. Aber diesmal kann ich das mit einer besonderen Nachricht verbinden (wer sich durch die zusätzlichen Blog-Bereiche geklickt hat, die hier vor kurzem hinzugekommen sind, weiß freilich schon Bescheid): Nach dreieinhalb Jahren an der Universität der Bundeswehr München verlasse ich diese Ende August und beginne am 1. September an der Zeppelin Universität (hier ein paar Hinweise zu den formalen Eckdaten der ZU).
Mit dem 01.09.2013 endet dann auch mein Beamtenstatus – eine Entscheidung, die in der Regel eher wenig Verständnis hervorruft. Zu diesem Thema gibt es hier auf Spiegel online ein nettes Interview (ist von Ende Januar 2013) mit einem Lehrer, der seinen Beamtenstatus aufgegeben hat. Auch er meint von seinen Kollegen: „insgeheim finden sie mich vielleicht naiv“, kontert aber mit dem Hinweis: „Ich bin auf Lebenszeit Vater – und sonst nichts.“ ;-).
Nein, ich will nicht "kooperieren"
Vermutlich landen im Moment nicht nur bei mir, sondern auch bei anderen Bloggern vermehrt Anfragen der folgenden Art: „Mein Name ist … und ich bin von …. . Wir sind eine Agentur für (oder: Spezialisten für) ….. Wir sind stetig auf der Suche nach spannenden (oder: interessanten oder guten) Internetseiten und kompetenten Partnern. Ich bin / wir sind auf Ihren Blog … aufmerksam geworden. Können wir einen themenrelevanten Gastbeitrag veröffentlichen? Unter welchen Bedingungen? … etc.“
Der Text ist ungefähr immer der gleiche – mit ein paar Abwandlungen: mal ein bisschen länger, mal etwas kürzer, mal mehr Wissenschaft suggerierend, mal offen kommerziell. Das kommt immer wieder mal vor, aber diese Woche gleich vier Mal – was ist da los?
Antwort an alle Interessenten: Nein, danke! Gastbeiträge ermöglichen, so wie das Christian ab und zu macht, finde ich eine gute Idee: also Kollegen/innen, Studierenden etc., die keinen eigenen Blog haben möchten, aber etwas zum Blog Passendes zu sagen haben (das man nicht in einem Kommentar verstecken möchte), eine Chance des schnellen Publizierens geben. Alles andere: Nein, Leute, da habt ihr die Idee eines Wissenschaftlerblogs nicht verstanden. Ich will auch nicht kooperieren – in Bezug auf was denn, wie und wozu? Unter Kooperation verstehe ich etwas anderes als Links setzen und Werbebeiträge posten – unter welchen Bedingungen auch immer.
Im Moment antworte ich noch höflich, obschon ich mir das wahrscheinlich sparen könnte, weil die gleiche Mail sicher zig Mal versandt wird. Daher: Künftig wandern diese Anfragen besser gleich in den Papierkorb.