In einem aktuellen Artikel in der Zeitschrift Studies in Higher Education findet sich von P. Ashwin et al. (2023) ein interessanter Artikel mit dem Titel “Beyond the dichotomy of students-as-consumers and personal transformation: what students want from their degrees and their engagement with knowledge”. Der Beitrag ist hier frei zugänglich.
Ausgangspunkt ist die Sorge, dass sich Studierende zunehmend in eine passive Konsumentenrolle begeben und ihren Studiengang in erster Linie deswegen absolvieren, um einen für den Arbeitsmarkt erforderlichen Abschluss und entsprechende Qualifikationen zu erwerben. Dem steht das Ideal gegenüber, ein Studium zumindest auch für die eigene Persönlichkeitsentwicklung aufzunehmen und abzuschließen. Ein Gegensatz?
Ashwin e al. kommen mit ihrer Studie zu dem Schluss, dass diese Dichotomie so nicht sinnvoll ist. Sie haben in einer qualitativen Längsschnittstudie 47 Studierende aus drei Ländern (England, Südafrika, USA) unter der Fragestellung untersucht, was diese mit ihrem Studium erreichen wollen bzw. welche persönlichen Projekte sie haben und wie sich diese im Laufe ihres Studiums entwickeln. Die Ergebnisse zeigen, dass die meisten Studierenden zwar instrumentelle Gründe für die Aufnahme eines Studiums haben, sich aber auch für die Inhalte ihres Studiengangs interessieren, sich mit diesen aktiv auseinandersetzen und Vorstellungen davon haben, welche Rolle das, was sie lernen, für ihre Zukunft haben könnte. Die Resultate machen deutlich, dass genau das auch wichtig ist, denn: Studierende, die in ihren Studieninhalten keine Relevanz für ihre persönlichen Projekte sehen, können ihr Studium auch weniger wertschätzen. Ähnliches gilt für Studierende, die sich zwar inhaltlich engagieren, aber nicht wissen, was sie persönlich damit erreichen wollen.
Die Autoren ziehen aus den Ergebnissen ihrer Studie den Schluss, dass die Dichotomie zwischen Bildungskonsum und Persönlichkeitsbildung zu simpel ist. Wichtiger sei es, dass die Studierenden sich darüber klar werden, wie akademisches Wissen – also ihre Studieninhalte –bei ihren persönlichen Projekten für die Zukunft hilft und sie „mit der Welt verbindet“. Dabei sei es wichtig, auch genau auf die Disziplin bzw. das Fach zu schauen: Welche besondere Rolle akademisches Wissen für die persönlichen Projekte der Studierenden spielt, unterscheide sich zwischen verschiedenen Disziplinen. Künftige Studien, so das Fazit der Autoren, sollten umfassender analysieren, welche Beziehungen Studierende zu ihrem Fach und fachlichem Wissen aufbauen. Letztlich, so eine weitere Annahme der Autoren, müsse es nicht zwingend ein Hindernis sein, wenn sich Studierende (zunächst) als Bildungskonsumenten sehen, sofern es gelingt, dass sie sich im Laufe des Studiums auf Bildungserfahrungen einlassen und an der Frage arbeiten, wie sie mit dem Gelernten und Erfahrenem ihre Zukunft gestalten und sich mit der Welt zu verbinden können.