Rückblick: eUniversity – Update Bologna – der zweite Tag

Gregor Lietz hat am Morgen des zweiten Tages recht gut gezeigt, wie naiv die Hochschulen eigentlich mit den gravierenden Änderungen umgehen, die Bologna und die damit zusammenhängenden Konsequenzen auf dem Sektor der IT-Infrastruktur, der IT-Dienste und der Notwendigkeit neuer Geschäftsmodelle umgehen. Naiv deswegen (so interpretiere ich das jetzt), weil Unternehmen für solche Aufgaben Zeit, Geld und Personal investieren, während man an den meisten Hochschulen (auch an der unsrigen, aber offenbar nicht nur da) glaubt, dies nebenbei (obschon ohne die dafür erforderlichen Kompetenzen verfügbar zu haben) erledigen zu können. Problematisch allerdings halte ich die direkten Vergleich zwischen Untenehmen und Hochschulen – eine Schwierigkeiten, die uns ja schon bei Themen wie Qualitäts- und Wissensmanagement begegnet sind. Ich meine sehr wohl, dass man beobachten muss, wir die Wirtschaft solche Probleme löst; auch kann man die Notwendigkeit ökonomischen Handelns an Hochschulen nicht wegdiskutieren. Aber Hochschulen SIND nun mal KEINE Unternehmen, Studierenden SIND NICHT Kunden wie die Käufer von Handys und Hochschullehrer/Wissenschaftler haben nun einmal ein anderes Selbstverständnis als Mitarbeiter und Führungskräfte von Firmen und Konzernen.

Prof. Metzner ergänzte die Ausführungen mit seinem Vortrag über IT-strategische Überlegungen aus der Sicht der Fachhochschulen. Das war sicher eine gute Zusammenfassung von Punkten, die in den letzten zwei Jahren von verschiedenen Seiten postuliert, teilweise auch schon untersucht wurden – mit leichter Spezifikation für die Fachhochschulen. Grundsätzlich Neues war aber nicht dabei. Interessant fand ich den Hinweis, dass Studierende infolge der Studienbeiträgen vermehrt E-Learning einfordern.

Mit einer Bewertung des Vortrags von Herrn Keller von der Stanford University halt ich mich lieber ein wenig zurück. Nur kurz: Es war nervig arrogant – die Infos über hohe Budgets flogen einem nur so um die Ohren – wohl jeder im Saal musste sich ganz klein vorkommen und sich nach Amerika wünschen – oder eben auch gerade nicht.

Sehr interessant fand ich das Forum Digitale Informationsversorgung“, das ich dann noch besuchte: Prof. Grötschel malte aus, wie die zukünftige wissenschaftliche Informationsversorgung aussehen sollte und sprach uns ins Gewissen, alles nur Mögliche zu tun, um wissenschaftliche Inhalte öffentlich zugänglich zu machen, wobei er selbst mit gutem Beispiel vorangeht (Abstract). Recht hat er, aber …. Nicht zur Sprache kam unser Wissenschaftssystem, das in verschiedenen Disziplinen und Fächern verschiedene Gepflogenheiten hat, die nicht immer mit der Open Access-Philosophie konform gehen, und damit leider vor allem Nachwuchswissenschaftler in Konflikte bringen kann. Prof. Kuhlen lieferte eine interessante Ergänzung: Er machte vor allem auf die unzähligen Schwierigkeiten aufmerksam, die den freien und öffentlichen Umgang mit Information und Wissen in Wissenschaft und Bildung so schwierig machen (Abstract). Ein spannendes Thema, ein wichtiges Thema für uns alle, die wir die digitalen Medien einsetzen – ein Thema aber, das man systemisch angehen muss, denn wenn einige (wichtige) Akteure im Spiel nicht mitmachen, wird es schwierig, bleibt die Kluft zwischen Anspruch und Wirklichkeit (auch dieses Thema hat mich ja erst vor kurzem in diesem Blog beschäftigt; siehe hier).

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