Scholarship of Teaching and Learning (SoTL), so die gängige Darstellung, ist im deutschsprachigen Raum weit weniger verbreitet und etabliert als etwa in den USA. Auf dem Publikationsmarkt ist in den letzten Jahren allerdings ein Anstieg von Veröffentlichungen zu SoTL-Projekten ebenso wie über SoTL als eine für Hochschulen höchst interessante Art des Forschens zu verzeichnen. Nach den von Fahr et al. im Jahr 2022 herausgegebenen Band „Hochschullehre erforschen. Innovative Impulse für das Scholarship of Teaching and Learning“ ist nun – 2025 – ein weiterer SoTL-Band von Bohndick et al. erhältlich: Scholarship of Teaching and Learning und disziplinäre Forschung: Eine komplexe Beziehung.
Das Besondere an der aktuellen SoTL-Buchpublikation ist aus meiner Sicht der erste Teil mit „Reflexionstexten von SoTL-Scholars“, also von Fachwissenschaftlern, die SoTL in ihrer Disziplin praktizieren: Vertreten sind Bauingenieurswissenschaften, Informatik mit mehreren Subdisziplinen, Geo- und Experimentalphysik, Statistik, Neurowissenschaften, Sprachwissenschaft, Sozialmanagement, Sozial-, Erziehungs- und Bildungswissenschaften mit Subdisziplinen, Medienwissenschaften. Die Texte dieses Teils sind alle ähnlich aufgebaut, um die eigenen SoTL-Projekte kurz zu skizzieren und zu reflektieren. Auf dieser Textbasis versuchen die Herausgeber des Bandes, Erkenntnisse zum Verhältnis zwischen SoTL und disziplinärer Forschung zu generieren – mit dem Fazit (unter anderem): Es bestehen Zusammenhänge zwischen SoTL und disziplinärer Forschung, diese sind jedoch heterogen, und etablierte Vorgehensweisen der empirischen Bildungsforschung (bzw. bevorzugte Datentypen) finden sich über alle Disziplinen hinweg (wenn auch nicht konstant) wieder.
Die Texte im zweiten Teil des Bandes beschäftigen sich generell – empirisch und/oder theoretisch – mit SoTL in Bezug auf verschiedene Forschungsansätze. Darunter sind auch biografisch gefärbte Erfahrungsberichte von langjährig wissenschaftlich tätigen Personen, die im Zuge dessen einen Einblick in Entwicklungen des Themas geben. Im abschließenden Kapitel von Teil 2 führen Bohndick et al. aus, dass sie in SoTL eine Erweiterung im Kanon der Vorgehensweisen erkennen und eine Zusammenarbeit zwischen Personen aus der Hochschuldidaktik und den Fachwissenschaften für fruchtbar halten; hierzu sei aber eine weitere sprachliche Präzisierung für die interdisziplinäre Zusammenarbeit notwendig und die Bedingungen für SoTL an Hochschulen müssten besser werden. Das abschließende Fazit geht dahin, dass sich SoTL trotz aller Widrigkeiten gerade positiv entwickelt. Allerdings, so würde ich ergänzen, ist es bei SoTL vermutlich ähnlich wie bei Design-Based Research (DBR): Es geht etwas voran, doch der Kreis der aktiv Forschenden in diesem speziellen Bereich ist immer noch vergleichsweise klein. Nichtsdestotrotz würde ich auch sagen: Es lohnt sich dranzubleiben!
Wie schon im Herausgeberband von Fahr et al. habe ich im aktuellen Buch von Bohndick et al. einen Text beigetragen, der sich mit DBR bzw. Forschendem Entwerfen als einem Forschungsgenre mit Eignung für SoTL beschäftigt.