Gestern Nachmittag war ich in München auf einem Schulkongress mit dem Titel „Digitales Lernen und Unterrichtsqualität“, veranstaltet von der Digitalen Schule Bayern, dem Gymnasium Ottobrunn und dem Michaeli-Gymnasium München. Ich war nur den letzten Nachmittag von insgesamt zwei Tagen da, an denen Workshops unter verschiedenen Fragestellungen vor allem im Hinblick auf Unterricht mit Notebooks und Lernplattformen durchgeführt wurden.
Am letzten Nachmittag stellten die Workshopleiter die Kernergebnisse ihrer Arbeitsgruppen vor (die dann von Herrn Böttcher und mir kommentiert bzw. zusammen mit den Teilnehmer/innen diskutiert wurden). Dabei wurde immer wieder deutlich, (a) dass Notebook-Lehrer sich mehr und passende Fortbildung wünschen, (b) dass sie auch von der Wissenschaft Unterstützung erwarten (zu Recht wie ich meine), und (c) dass es Möglichkeiten für eine stärkere Vernetzung gibt. Letzteres wurde vor allem von Herrn Lebert (Schulleiter des Gymnasiums Ottobrunn) aufgegriffen, der den Kongress wesentlich getragen hat: Er sprach unter anderem den Individualismus der Lehrer als Hindernis für die Notwendigkeit an, dass Lehrer sich stärker untereinander vernetzen, ihre Materialien, Erfahrungen und andere Informationen austauschen etc. Positiv aber – da war man sich einig, ist, dass Lehrer inzwischen selbst den Wunsch nach mehr Austausch – auch virtuellen Austausch – äußern.
Zu (b) noch kurz: da vor allem der Wunsch nach lerntheoretischen Grundlagen von der Wissenschaft geäußert wurde, darf ich vielleicht auf mein Buch „Blended Learning in der Lehrerbildung“ aufmerksam mahen, dessen Titel ein bisschen verdeckt, dass sich darin auch ein „Rundumschlag“ zu lehr-lerntheoretischen Grundlagen befindet.
Der gestrige Nachmittag zeigte mir auch wieder, dass es einfach riesige Unterscheide zwischen Schulen, Schulleitern und Lehrern gibt, wenn es um den Einsatz neuer Technologien geht; auch die Kluft zwischen ministeriellen Beschlüssen und Schulwirklichkeit scheint gerade im Hinblick auf die digitalen Medien immer größer zu werden (siehe auch mein Eintrag zum Projekt Wissbegierig).
Ich danke Gabi Reinmann für den Kommentar, der auch meine Auffassung wieder spiegelt. Die Vernetzung der Lehrkräfte zum Zwecke des Materialaustausches wurde auch früher immer wieder versucht und ist nur zu einem Teil gelungen (die Geber waren in der Minderheit, die Nehmer waren sofort zur Stelle). Derzeit stelle ich gerade in Verbindung mit den Notebookschulen einen positiven Wandel bei der Erwartungshaltung der Lehrkräfte fest: Lehrkräfte suchen nicht nur nach Material, sondern heute verstärkt nach didaktischen und methodischen Lösungen, die Lernprozesse im Unterricht zu optimieren. Für mich als Lehrerfortbildner stellt sich dabei immer wieder die Frage, wie Lernumgebungen konstruiert und strukturiert sein sollten, wenn Schüler gestützt von digitalen Lernmöglichkeiten erfolgreich lernen sollen. Bei der Suche nach Antworten brauchen wir den praxisbezogenen Schulterschluss mit der Wissenschaft. Seitens der Universitäten müssen einige Wissenschaftler, die sich mit schulischer Bildung beschäftigen, umdenken, indem sie das elitäre Boot einer Metawissenschaft verlassen und in den Tiefgang der banalen schulischen Realität eintauchen. Ich bin froh, dass wir mit Gabi Reinmann eine Wissenschaftlerin zur Seite haben, die den Kontakt zur Schule sucht und ein Verständnis aufgebaut hat, indem sie Praxis analysiert, die Erkenntnisse mit der Forschung in Beziehung setzt und als in die Praxis zurückgespiegelt. Schule braucht solche Wissenschaftler, die nicht den Finger in die Wunden eines Bildungsnotstands von Schule legen, sondern Schulen auch aktiv helfen, diesen zu überwinden. An dieser Stelle möchte ich ihr dafür danken.
Danke für die Blumen.:-)
Gabi