Billig-Laptops für die Dritte Welt – und was Journalisten brauchen können

Kurze, allgemein verständliche Texte zu wichtigen Themen, bei denen man einige „Experten“ zitieren möchte – wirklich ein schwieriges Geschäft, das sehe ich ein. Gestern habe ich per Mail ein paar fragen eines Journalisten beantwortet, der einen Text zu den „100-Dollar-Laptops“ verfassen wollte (bzw. jetzt verfasst hat), wie er vor wenigen tagen auch schon in der SZ zu lesen war. Hier erst mal seine Fragen und meine Antworten:

Frage (sinngemäß und gekürzt): Wie sinnvoll es ist, dass in den Entwicklungsländern die Versorgungsquote von einem Laptop pro Kind erreicht werden soll. Gibt es Studien zum Steigerung/Minderung des Lernerfolgs mit Laptops?

Meine Antwort: Die Frage ist schon mal falsch gestellt. Mit jedem Medium kann man lernen, denn Lernen war und ist immer schon mehr von Vorwissen, Lernerfahrungen, Interesse und sozialen Faktoren als von Technologien abhängig. Ob man mit Laptopts besser lernen kann oder nicht, hängt von daher nicht von der Technologie an sich ab, sondern von dem gesamten pädagogisch-didaktischen Setting. Und ein solches kann je nach Zielgruppe, Region und Kompetenzen der Lehrendnen sehr wohl von neuen Technologien profitieren. Beim „One Laptop Per Child-Programm“ geht es aber aus meiner Sicht eher um die Frage nach dem Zugang zu Bildungsmöglichkeiten und nicht um die Frage, ob man damit besser lernt als mit einem anderen Medium.

Frage: Wie wichtig ist der Lehrer und die Betreuung bei Laptop-Klassen?

Meine Antwort: Genauso wichtig wie in jedem Bildungsarrangement. Unsere Einzelfallstudie dazu hier.

Frage: Wie sehen sie die OLPC-Initiative? Ist eine Vollausstattung sinnvoll?

Meine Antwort: Ich bin leider kein Experte in Sachen Entwicklungshilfe. Und ich meine, diese Frage lässt sich keinesfalls allein aus einer pädagogischen Perspektive heraus beantworten. Das muss man auch aus einer politischen Sicht unter die Lupe nehmen. Ich meine aber, dass die Initiative durchaus Wert ist, gewürdigt und vor allem genauer analysiert zu werden, denn die angekündigte Hardware klingt durchaus viel versprechend und der damit verbundene Impuls, Open Source-Produkte zu verbreiten, kann im Bildungsbereich – egal ob in der Dritten Welt oder bei uns – sicher nicht schaden.

Frage: In den USA scheint ein gegensätzlicher Trend einzusetzen, dort wurden die Laptops aus einer Modellschule verbannt.

Darauf hab ich nicht noch mal geantwortet, sondern auf eine WDR-Sendung verwiesen (hier).

Ach so: Und hier natürlich nun der Artikel in der Frankfurter Rundschau.

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