Gabi Reinmann

Hochschuldidaktik

Gespräch über die Grenzen von PISA

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Eine interessante Zeitschrift bringt die Uni Siegen heraus mit dem Titel „extrakte“ – empfehlenswert (hier). Ich bin von Hans Brügelmann darauf aufmerksam gemacht worden und zwar im Zusammenhang mit unserem Buch „Der Nutzen wird vertagt …“. In der aktuellen Ausgabe (hier) diskutiert er mit Hans Werner Heymann und Imbke Behnken über die Erkenntnisgrenzen von PISA und notwendige Ergänzungen (siehe Seite 28 bis 32). Ich bin sehr dankbar über einige Zitate (unter … weiterlesen) aus diesem Gespräch, die ich mal herausgreife – aber natürlich die Lektüre des gesamten Interviews empfehle.

Zum Stellenwert von PISA:

„Problematisch ist …, dass PISA, eigentlich ein Forschungsprojekt, zu einem Programm für Forschung, gar zu einem Paradigma für Bildungsforschung geworden ist.“ … „Außerdem erfordern spezifische Erkenntnisinteressen auch ihre besonderen Methoden“ … (Behnken)

Zu Inhalten und Zielen von PISA:

„Der schulische Auftrag beschränkt sich nicht auf die Erhöhung von fachlichen Leistungen. Im Gegenteil: Demokratische Kompetenzen sind genauso zu entwickeln wie Bildungsaspekte jenseits von Problemlösen und Lesekompetenz.“ … „Anders als in den Hauptfächern gibt es keine bildungspolitischen Maßnahmen vergleichbarer Dimension zur Reduktion von Fremdenfeindlichkeit, die in Deutschland im internationalen Vergleich immerhin am stärksten ausgeprägt ist.“ (Behnken)

Zur Frage der Verallgemeinerbarkeit empirischer Befunde:

„Jeder Mensch ist ein Einzelfall. Verallgemeinerungen sind Vereinfachungen. Sie beruhen auf statistischen Aussagen, mit einem entsprechenden Fehlerrisiko; auch bei den statistisch bearbeiteten Studien mit großen Fallzahlen ist dies so. Die kann man nicht so einfach auf eine neue Situation ‚anwenden‘ wie das Fallgesetz in der Physik.“ … „In den Humanwissenschaften ist es anders als in den Naturwissenschaften: Indikatoren sind nicht stabil, sie verändern ihre Bedeutung, wenn die Menschen lernen, worauf es ankommt und das gewünschte Verhalten lediglich imitieren.“ (Brügelmann)

„Richtig, auch von Fall zu Fall lässt sich Erfahrung nicht direkt übertragen, genauso wenig wie auf dem induktiv- deduktiven Weg, also über Verallgemeinerungen. Aber Fallstudien sind oft hilfreicher, weil sie Kontexte mitbenennen. Wer viele dicht beschriebene Einzelfälle kennt, der verfügt über ein breites Repertoire an ‚Brillen‘, die ihm helfen, die Besonderheiten eines neuen Falles einzuschätzen.“ (Heymann)

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