Gabi Reinmann

Hochschuldidaktik

Gut, dass wir dazu mal was gemacht haben

| 8 Kommentare

Auf der Seite UniGestalten, auf der man die Ergebnisse des gleichnamigen Wettbewerbs vom Herbst/Winter 2011 ansehen kann, sind inzwischen auch einige „E-Papers“ verfügbar. Eines davon dreht sich um das Thema „Kommunikation und Medien“. Vor einigen Monaten war ich gebeten worden, dafür ein paar Zeilen zu schreiben (S. 39-40). Ich freue mich natürlich sehr, dass zwei Projekte unter den Gewinnern aus der Uni Augsburg kommen – also aus meiner früheren „Wirkungsstätte“, wie man so schön sagt. Interessant wäre zu wissen, was nun mit all diesen interessanten Projekten weiter passiert. Immerhin gibt es auf der Seite auch ein E-Paper zur Nachhaltigkeit. Nur leider ist da von der Nachhaltigkeit der Projekte nicht die Rede.

Das ist ja auch ein bekanntes Problem des „Projektgeschäfts“: Es wird da in der Tat viel bewegt, aber eben meistens nur zeitlich begrenzt – nach dem Motto: „Gut, dass wir dazu mal was gemacht haben“. Ehrlich gesagt hilft da auch nicht viel, wenn man bei Anträgen zur Forschungs- und Entwicklungsförderung inzwischen darlegen muss, wie man die Nachhaltigkeit sichert. Es mag manchmal gelingen, Ressourcen-neutral eine Veränderung zu bewirken, die Bestand hat – das will ich nicht bestreiten. Oftmals aber geht genau das nicht. Und dann frage ich mich: Welche Förderinstitution erwartet denn ernsthaft, das sich die Ressourcen von allein vermehren?

8 Kommentare

  1. Hallo Gabi,
    ich bin inzwischen überzeugt davon, dass Projekte das beste Geschäftsmodell haben können, aber doch nicht bestehen werden, wenn die Förderer vor Ort fehlen. Ich sehe aufgrund fehlender Mentoren viele Projekte regelrecht wegbrechen – und das ist nicht mehr das übliche Projektsterben, sondern geht aus meiner Sicht darüber hinaus. Und da hilft es auch nicht, dass immer neue Förderanträge geschrieben werden, wenn die Einsicht um den Wert der Projektarbeit ggü. dem „echten“ oder „harten“ oder „universitären“ Lernen verloren geht… Soweit
    eine kurze Bewertung aus der Ferne. 😉
    Liebe Grüße,
    Sandra

  2. Das stimmt – Mentoren gehören auch dazu; und zwar Mentoren, die an die hinter den Projekten stehenden Ideen auch glauben und selbst Freude daran haben 🙂
    Gabi

  3. Bei unserem Projekt Demokratix hat diese Förderung durch Mentoren bzw. durch das Institut für Medien und Bildungstechnologie (siehe http://is.gd/TpGny5) funktioniert. Während der diesjährigen Jahrestagung der Gesellschaft für Medien in der Wissenschaft fragten mich österreichische Kolleginnen, wie wir die Verantwortlichen in Augsburg überzeugen konnten, Demokratix universitätsweit einzuführen. An ihren Hochschulen wäre ein solches Projekt niemals durchgekommen. Da konnte ich ehrlich antworten, dass unser Erfolg nur möglich war, weil zwei bis drei Personen an den richtigen Stellen in der Universität an unsere Idee glaubten und ein paar Türen für uns öffneten, die sonst verschlossen geblieben wären.
    Woran es dagegen seit dem letztem Jahr mangelt: Ressourcen für die notwendige technische Überarbeitung. Wir würden Demokratix liebend gerne an die Hochschulen weitergeben, die seit dem Gewinn des Preises bei UniGestalten auf uns zugekommen sind. Dazu müsste allerdings die Programmstruktur überarbeitet werden. Wir hatten in Augsburg ein winziges Budget und konnten Demokratix deshalb nur als Speziallösung für den dortigen Digicampus (siehe http://is.gd/gdTjNS) umsetzen. Für ein eigenständiges Produkt, das man an andere Hochschulen weitergeben kann, sind Investitionen in die Überarbeitung notwendig. Genau das Geld fehlt uns. Momentan scheint es in diesem Bereich zwar wieder etwas voranzugehen, aber es ist alles noch nicht sicher.

  4. Danke für das Beispiel, Jan. Es gehört zu den Gewinnern von UniGestalten: Wo also sind die „Nachhaltigkeitsförderer“?
    Gabi

  5. Alles richtig und doch verstehe ich das hier geschilderte Problem als Kategorienfehler. Ein Projekt hat einen definierten Abschluss. Eine Lösung dauerhaft (heute meist synonym: „nachhaltig“) zu implementieren, zu „betreiben“ und(!) weiter zu entwickeln ist etwas ganz Anderes. Das erfordert in der Regel dauerhafte Menschen und Mittel. In EU-Projekten ist man bspw. aufgefordert diese (für mich naive) Form der mittellosen Nachhaltigkeit herbeizuschreiben, im Abschlussbericht 😉

  6. Da hast du natürlich Recht: Ich hätte schreiben müssen „Nachhaltigkeit der Projektergebnisse“. Meinerseits also ein sprachlicher Fehler (völlig richtig, mich darauf hinzuweisen – nehme ich es doch immer auch bei anderen mit der Sprache so genau ;-)) und seitens der Forschungs- und Hochschulförderung wohl tatsächlich ein Kategorienfehler. Zu diesem Thema, nämlich Grenzen und Schaden der Projektförderung und des Projektgeschäfts siehe auch einen Blogpost vom letzten Jahr: http://gabi-reinmann.de/?p=2556
    Gabi

  7. Liebe Gabi, Dich und Deine Schilderung habe ich damit gar nicht gemeint! Eher die generelle Praktik, von Projekten dauerhafte Lösungen bzw. erfolgreich betriebene Infrastrukturen zu erwarten.
    Karsten

  8. Lieber Karsten, was ist falsch daran, von Projekten eine dauerhafte Lösung (ohne Panik) zu erwarten? Begrenzt die Bedingung, eine dauerhafte Lösung zu schaffen, die erfinderische Kreativität oder wird nicht eher umgekehrt unter der Prämisse der Nachhaltigkeit ganz anders (hier stimmt kreativ) mit den anvertrauten Ressourcen umgegangen? Was mich in diesem Zusammenhang interessiert ist das Verhältnis oder Unverhältnis von Wissenschaft (welcher denn genau?) und Nachhaltigkeit.
    Frank

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