Wenn man nicht mehr weiß, welcher Wochentag eigentlich ist – was sagt einem das? Dass man nicht mehr ganz auf der Höhe oder in unbekanntes Fahrwasser geraten ist? Ich hoffe doch, dass nur letzteres der Fall ist, denn in der nun zu Ende gehenden Woche ist mir das ein paar Mal so gegangen ;-). Aber darüber will ich jetzt mal nicht weiter nachdenken, sondern lieber ein ausgewähltes Ereignis der Woche (es gäbe mehrere) herausgreifen: Thema „Coaching“.
An der ZU gibt es das sogenannte „TandemCoaching“. Aktuell ist das TandemCoaching (diese Schreibweise ohne Bindestrich geht mir gegen den Strich, aber so steht es nun mal da) so aufgebaut, dass jeder Studierende während seines Studiums einen Coach aus der Wissenschaft und aus der Praxis bekommt. Näheres kann man auf der Web-Seite der ZU hier nachlesen. Das ist aufwändig, aber aus meiner Sicht ein guter Ansatz, um die Zeit des Studiums auch für die oft vernachlässigte Entwicklung der eigenen Persönlichkeit zu nutzen.
Diese Woche konnte ich bei einem Treffen dabei sein, auf dem mögliche Weiterentwicklungen des TandemCoachings diskutiert worden sind. Dieses Treffen war für mich sehr interessant und hat mich dazu angeregt, darüber nachzudenken, in welchem Verhältnis eigentlich der Coaching-Ansatz zum universitären Ziel „Bildung durch Wissenschaft“ steht. Welchen Stellenwert hat die Wissenschaft für die Persönlichkeitsentwicklung? Und ist nicht Bildung ohne Persönlichkeitsentwicklung sowieso nicht denkbar? Mein Blick fällt auf ein Buch in meinem Regal, das bereits 2005 erschienen ist; es trägt den Titel „Studienziel Persönlichkeit“, herausgegeben von Sascha Spoun und Werner Wunderlich. Ich habe die Inhalte nach mehreren Jahren nicht mehr in Erinnerung, aber jetzt habe ich einen Anlass, nochmal nachzulesen – vielleicht auch mit einer anderen Perspektive als vor rund fünf Jahren, als ich das Buch gekauft hatte (Coaching kommt da übrigens auch vor, nämlich in einem Text von einem der Herausgeber – Sascha Spoun, heute Präsident der Leuphana Universität Lüneburg). Intuitiv widerstrebt es mir etwas, die Entwicklung der Persönlichkeit durch systematisches Coaching letztlich auch steuern zu wollen; ich sehe aber natürlich auch, dass ein Ideal wie „Bildung durch Wissenschaft“ allzu zufällig ist und sich wohl nur unter besonders idealen Bedingungen ereignen kann. Ich habe also alles andere als eine Lösungsidee, aber ich habe mich erinnert, dass es eine unbeantwortete und interessante Frage ist.
Noch was ganz anderes, nämlich ein Nachtrag zum oben genannten Bindestrich – um auch den Blick für die kleinen Dinge zu behalten ;-): Bastian Sick hat 2003 den Wahn Sinn mit der Lücke infolge des Drangs nach Internationalisierung (hier) beklagt und festgestellt, dass unsere Mutter Sprache allmählich in ihre Einzel Teile zerfällt. Er hätte nur ein Jahrzehnt warten müssen, denn: Heute drängt es die Worte wieder zusammen und dann wird aus dem Tandem Coaching eben TandemCoaching, obwohl wir eine so gute Lösung im Deutschen – nämlich den Bindestrich – hätten 🙂
Was bedeute „Pendelblick“? Siehe hier