Pendelblick (9): Aufräumen und nostalgische Gefühle

Die vergangene Woche hatte nostalgische Züge – auf dem Campus der Container Uni zwischen Baggern und aufgetürmten Erdhaufen eine kleine Gruppe ganz vertrauter Gesichter: die Doktoranden, die den Sprung mit mir an die Zeppelin Universität (ZU) gewagt haben. Zwei volle Tage – und in dieser Form erstmals im Block – haben wir unser Doktorandenkolloquium in fast voller Besetzung (nur eine Urlauberin war nicht dabei) abgehalten – und das sogar am Feiertag! Sechs Präsentationen des jeweils aktuellen Stands der Arbeiten, wie immer gut durch kurze Dokumente vorbereitet, haben wir ohne Zeitdruck angehört und besprochen. Neben diesen Präsentationen hatten die Doktoranden selbst für jeden Tag jeweils ein methodisches Thema vorbereitet:

Am Donnerstag ging es um die Frage, wie man vor allem qualitative Daten und Ergebnisse darstellt, welche Optionen sich hier bieten und vor welchen Schwierigkeiten man steht (etwa im Vergleich zur Darstellung quantitativer Daten) – und zwar anhand konkreter Beispiele. Wir hatten das „Darstellungsthema“ dieses Jahr bereits im Kontext der Entwicklungsforschung, sodass sich das als wertvolle Ergänzung herausgestellt hat. Marianne hatte für ihre Präsentation das kleine Büchlein „(die) Kunst. auf(zu)räumen“ dabei: Ohne dass dies intendiert war, stellte sich diese Zusammenstellung von Fotos (siehe hier) als wunderbare Analogie für verschiedene Formen der Strukturierung und damit auch Darstellung von Inhalten heraus. Für den Freitag haben zwei andere Doktoranden die Hattie-Studie (siehe hier) ins Zentrum gestellt – und zwar unter zweifachem Vorzeichen: zum einen mit der Frage, wie diese viel diskutierte Studie eigentlich in der (Laien-)Öffentlichkeit (z.B. in der ZEIT) vermittelt wird und was dabei ankommt, und zum anderen mit der Frage, welche Chancen und vor allem Grenzen solche „Meta-Metastudien“ in den Bildungswissenschaften mit sich bringen.

Ich gebe es zu: Für mich waren diese beiden Tage geradezu erholsame Tage – Tage mit einem etwas nostalgischen Gefühl, da ich mich von meiner bisherigen Form der Doktorandenbetreuung – aufgebaut in vielen Jahren (siehe hier) – ja nun leider trennen muss. Ich hoffe natürlich, dass ich die dabei gemachten Erfahrungen an der ZU einbringen und natürlich auch neue Dinge ausprobieren kann. Aber es wäre gelogen zu behaupten, dass es IMMER leicht ist, nur nach vorne und nicht auch mal zurück zu blicken. An der Stelle geht mein großer Dank an meine Doktoranden – an die aktuellen, aber auch an diejenigen, die bereits seit langem oder kurzem fertig sind (siehe hier), und auf jeden Fall auch an die, die aus diversen Gründen irgendwann andere Wege gegangen sind, aber das Kolloquium dennoch sehr bereichert haben.

Was bedeute „Pendelblick“? Siehe hier

3 Gedanken zu „Pendelblick (9): Aufräumen und nostalgische Gefühle“

  1. Liebe Gabi,
    das kann ich gut nachvollziehen, dass du ein nostalgisches Gefühl damit verbindest – das geht mir selbst aus der Ferne so beim Lesen dieses Beitrags 😉
    Da ich eine längere Zeit dabei war, konnte ich viele Entwicklungen miterleben und habe viel gelernt. Natürlich von dir und den anderen, aber auch von den didaktischen Ideen/Experimenten – alles in allem war das fast wie in zweites Studium für mich 🙂
    Liebe Grüße,
    Alex

  2. Dem kann und muss ich mich anschließen: Das Kolloquium war/ist jederzeit bereichernd, auch wenn man erst langsam versteht, um was es eigentlich geht. 😉
    Liebe Grüße,
    Sandra

  3. Auch ich schließe mich gerne an und erinnere mich fast nur an positive Eindrücke (wenn hier mal nicht schon die Verklärung einsetzt 😉
    So strukturiert habe ich das gar nicht in Erinnerung. Ich hab‘ es ja gerne etwas „offen und lebendig“.
    Da fällt mir ein fast schon biologistischer Vortrag von Felix von Cube ein, der Lernen (und flow, das war nicht so scharf abgegrenzt) als die Verwandlung von Unsicherheit in Sicherheit beschrieben hat. Das fand ich generell treffend und es passt auch gut zu den Erfahrungen im Kolloqium. Heißt aber auch: beim Lernen muss man Unsicherheit „aushalten“ können (um sie dann zu „verwandeln“) und als Lehrender vielleicht sogar „herstellen“. Wirkt in strukturierten Zeiten fast schon wieder revolutionär! An der ZU nicht, ich weiß 😉
    Liebe Grüße,
    karsten

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