Hauptsache evidenzbasiert …

Ja, schön war es, mal wieder in Zürich zu sein (zu welchem Zweck siehe hier). Die PH Zürich hat vor einem Jahr beeindruckende Räume bezogen: Direkt am Hauptbahnhof mit toller Aussicht auf die Uni Zürich und die ETH von den obersten Stockwerken aus.

Da ich einigen Zuhörern versprochen habe, mein Redemanuskript online zu stellen, möchte ich das an dieser Stelle tun. Dabei ist allerdings zu sagen, dass speziell der Aspekt der Berufsorientierung in diesem Beitrag mit verschiedenen Überlegungen nur angerissen, aber sicher noch nicht intensiv ausgearbeitet ist:

Vortrag_Zuerich_Dez2013

In der anschließenden kurzen Diskussion nach meinem Vortrag wurden ein paar wichtige Punkte vom Publikum angesprochen: Eine besondere didaktische Frage ist angesichts eines Ziels wie Berufsorientierung, wie man Praxis als solche in ein Studienprogramm integriert: Welchen Stellenwert können z.B. Praktika haben und inwiefern kann man auf diese auch in Veranstaltungen oder zumindest via Begleitung des Selbststudiums eingehen? Welche Rolle können Praxispartner für die Durchführung von Veranstaltungen spielen? Etc. An der Universität Augsburg hatte ich diese Überlegungen immer sehr stark mit unserem damaligen Begleitstudium verbunden bzw. dieses Modul als Experimentierraum für genau solche Fragen erlebt. Ein weiterer Hinweis ging in die Richtung, dass die Vermittlung von Forschungs- und ErkenntnisPROZESSEN (ein Punkt, den ich im Vortrag behandelt habe) mit dem Problem kämpft, dass es hier eine nach außen gezeigte Sicht gibt (was z.B. in Forschungsanträgen drinsteht, was man auf Web-Seiten oder auf Tagungen zeigt) und implizite Prozesse (die eigentlichen Abläufe), was keinesfalls immer übereinstimmt. Dies macht sich insbesondere an der Rolle des Forschenden als Subjekt fest, der natürlich „hinter dem Vorhang“ ganz zentral alle Vorgänge beeinflusst (weil er/sie die Entscheidungen trifft!), aber „vor dem Vorhang“ permanent bemüht ist, die Objektivität der Forschung zu belegen. Schließlich gab es noch ein Seitengespräch, in dem wir feststellten, dass die gängigsten Konzepte zum forschenden Lernen ganz schlecht für alle „Entwurfsdisziplinen“ sowie Disziplinen gelten, die etwas mit Üben sowie mit Kunst zu tun haben. Das hat, so denke ich, eben genau mit der in meinem Vortrag nur kurz angesprochenen Schwierigkeit zu tun, dass es natürlich mehr als ein Forschungsverständnis gibt!

Letzteres aber ist zunehmend schwerer zu vermitteln und meine Vermutung ist, das daran auch die Massenmedien nicht ganz unschuldig sind: Wissenschaft wird heute vor allem als Naturwissenschaft oder Sozialwissenschaft mit naturwissenschaftlicher Prägung präsentiert – als (Teil-)Disziplinen, die „hard facts“ liefern, die uns hoffen machen, dass wir dank einer ganz bestimmten Form der empirischen Forschung evidenzbasierte Entscheidungen treffen, die ganz selbstverständlich besser sind als Entscheidungen, die auf Wissen bauen, das auf anderem (empirischen) Wege zustande gekommen ist.

Und ja, ich meine, das ist eine wichtige Einsicht: Wenn wir uns mit forschungsorientierter Lehre beschäftigen, müssen wir uns auch mit dem Verständnis von Forschung auseinandersetzen und dann ist es nur folgerichtig, dass es ganz verschiedene Formen von forschungsorientierter Lehre geben muss. Da reicht freilich auch meine Matrix nicht!

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