Gabi Reinmann

Hochschuldidaktik

Auseinandersetzung statt Pseudoharmonie

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Design-based Research – Educational Design Research – entwicklungsorientierte Bildungsforschung – gestaltungsorientierte Forschung … inzwischen sind nicht nur die Bezeichnungen vielfältig, sondern auch die Quellen werden vielfältiger, wenn es darum geht, im Kontext der bildungswissenschaftlichen Forschung dem Akt der Entwicklung (gemeint als Entwurf, Konstruktion, Gestaltung) einen geeigneten Platz im Prozess und in der Zielsetzung von Bildungsforschung zu geben. In dem Zusammenhang möchte ich auf drei solcher neueren Quellen hinweisen.

Kürzlich ist das Beiheft zu Design-based Research der Zeitschrift für Berufs- und Wirtschaftspädagogik erschienen (Info hier) – herausgegeben von Dieter Euler und Peter Sloane. Das Heft ist aus meiner Sicht eine gelungen Mischung aus theoretischen Beiträgen und solchen, die Forschungsbeispiele liefern. Enttäuschend finde ich allein den Text von McKenney und Reeves, da dieser vorrangig eine Auskopplung aus ihrem Buch von 2012 ist und entsprechend kaum neue Inforationen anbietet.

Des Weiteren sind mir zwei kurze Einführungen in das Thema Design-Based Research aufgefallen – eine deutsch- und eine englischsprachige. Ich möchte darauf verweisen, weil solche Einführungen aus meiner Sicht ein Anzeichen dafür sind, dass man diesen Ansatz nun auch Nachwuchswissenschaftlern nahebringen bzw. diese dazu ermutigen will, bei eigenen Arbeiten auch Design-Based Research in Erwägung zu ziehen. Beide Texte sind online zugänglich.

  1. Jahn, D. (2014). Das das praktische Gestalten von didaktischen Designs nützliche Erkenntnisse gewinnen: Eine Einführung in die Gestaltungforschung. Wirtschaft und Erziehung, 1, 3-15 (online hier).
  2. Bakker, A. & Van Eerde, H.A.A. (in press). An introcuction to design-based research with an example from statistics education. In A. Bikner-Ashbahs, C. Knipping & N. Presmeg (Eds.), Doing qualitative research: methodology and methods in mathematics education. New York: Springer (online hier).

Die beiden Beiträge ähneln einander an vielen Stellen und beziehen sich häufiger auf eine schon etwas ältere Einführung des (emeritierten) niederländischen Professors Tjeerd Plomp (hier). Ich würde nicht jeden Satz in den zwei Texten unterstreichen, denke aber, dass beide einen ganz guten Überblick über Design-Based Research geben. Das Gleiche gilt für den Einführungstext von Dieter Euler im oben genannten Beiheft der Zeitschrift für Berufs- und Wirtschaftspädagogik.

Mich freut das wachsende Interesse am Thema außerordentlich, weil ich überzeugt bin, dass dieser Forschungsansatz eine Bereicherung für die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit Lehren, Lernen und Bildung ist. Allerdings wird gerade infolge der Besonderheit von Design-based Research – nämlich der Entwicklung von Interventionen – ein Spannungsverhältnis zu analytisch-empirischen Ansätzen der Bildungsforschung bleiben, und das ist gut so, denn: Eine Pseudoharmonie nach dem Motto „Lässt-sich-doch-alles-kombinieren“ geht am eigentlichen Unterschied, nämlich dem Unterschied in Zielsetzung und Auffassung zum Verhältnis von Bildungsforschung und Bildungspraxis, vorbei und verhindert Auseinandersetzungen, die wissenschaftlich notwendig und durchaus fruchtbar sind.

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