Selbstzufrieden

Die europäischen Minister/innen haben sich Mitte Mai 2015 wieder zur Bologna-Konferenz (siehe hier) getroffen … und sind zufrieden mit sich, wie es scheint. Jedenfalls kann man das der Pressemitteilung der Hochschulrektorenkonferenz (HRK) (siehe hier) so entnehmen. Dort heißt es unter anderem:

„Zentrale Punkte des im Rahmen der zweitägigen Konferenz gemeinsam verabschiedeten Kommuniqués sind unter anderem der Ausbau der Studierendenzentrierung der Lehre, die Schaffung flexibler und transparenter Lernpfade und die Förderung einer Hochschulbildung, die die Beschäftigungsbefähigung der Absolventinnen und Absolventen in sich schnell verändernden Arbeitsmärkten stärkt.“ Das sei der richtige Weg, so Prof. Dr. Holger Burckhart, HRK-Vizepräsident für Lehre und Studium, Lehrerbildung und Lebenslanges Lernen. In dieser Allgemeinheit wird wohl keiner widersprechen: Wer wollte schon die Lehre von den Studierenden de-zentrieren, Lernpfade (was immer das genau heißen mag) unflexibel und intransparent gestalten und Studierende auf die Arbeitslosigkeit hin vorbereiten. Also stimmt man natürlich zu.

Gelobt wird außerdem, dass die Forderung nach Integration der Promotionsphase als dritten Studienzyklus in den Qualifikationsrahmen wohl nicht mehr gestellt worden sei. Interessant ist die Wortwahl in der HRK-Mitteilung. Da heißt es: „Wir betrachten es als wichtiges Signal, dass das Kommuniqué keine Forderung nach einer ‚Verschulung‘ der Promotionsphase als ‚drittem Studienzyklus‘ enthält, wie dies in früheren Entwürfen der Fall gewesen ist.“ Für mich liest sich das schon wie ein Eingeständnis der Verschulung der vorderen Studienzyklen, dem jetzt die Erleichterung folgt, dass man zumindest die Promotion von der Verschulung gerettet habe. Applaus?

Und dann gibt es noch einen „Appell des Kommuniqués, die Möglichkeiten digitalen Lehrens und Lernens stärker zu nutzen“, was bei der HRK auf offene Ohren treffe – reichlich spät, wie ich finde, wenn man bedenkt, dass Ende 1990, also vor bald 25 Jahren (!) der Einsatz digitaler Medien von interessierten und experimentierfreudigen Lehrenden und Studierenden bereits erprobt und erfolgreich betrieben worden ist. Wann kommt man denn endlich dahin, dass digitale Medien zum „normalen Handwerkszeug“ der Lehre gehören?

Natürlich sollte man Hoffnungsschimmer in der Entwicklung der Hochschullehre in die Diskussion holen, Fortschritte thematisieren, um sie auszubauen etc. Aber diese Mitteilung ist schon auffällig kritiklos und selbstzufrieden angesichts der zahlreichen ungelösten Probleme in Studium und Lehre.

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