Hochglanzbroschüren und findige PR-Abteilungen gab es früher nur in der Industrie. An der Universität schaute man manchmal neidisch, oft aber auch erleichtert auf den einen oder anderen Kooperationspartner in der Wirtschaft und nahm staunend die dortigen umtriebigen Aktionen der Marketing-Leute zur Kenntnis. Heute sind diese auch an Universitäten angekommen. In der November-Ausgabe von Forschung und Lehre ist (hier) das Thema PR und Wissenschaft ebenfalls aufgegriffen – durchaus kritisch und das erscheint mir auch dringend nötig, denn Forschung und Lehre sind keine Ware – Wissenschaft, Forschung und Lehre folgen einer eigenen Logik. Nun macht Karsten Gäbler (Universität Jena) in einem Gastbeitrag auf der Plattform von Hochschulform Digitalisierung darauf aufmerksam, dass zwischen der aktuellen PR zur Digitalisierung einerseits und der Realität an deutschen Hochschulen andererseits eine erhebliche Lücke klafft:
„Bei der Mehrzahl der deutschen Hochschulen“, so schreibt er, „scheint die ´digitale Bildungsrevolution´ langsam anzukommen. Die universitären ´Außenministerien´ und PR-Abteilungen nehmen digitale Lehr- und Lernangebote dankbar in den Katalog lokaler Exzellenznachweise auf, Lehrpreise werden für innovative Formate ausgelobt und die ´IT-Servicecenter´ mühen sich nach Kräften, entsprechende Infrastrukturen auszubauen. […] Zur Rhetorik der ´Workloads´, ´Kompetenzen´ und ´Employability´ gesellt sich in den Modulkatalogen und Hochglanzbroschüren langsam die Rhetorik der ´selbstgesteuerten Lernprozesse´, der ´flipped classrooms´ oder der ´MOOCs´. Die schlechte Nachricht: Der Aufhübschung des Außenbildes steht vielerorts erschreckend wenig Substanz in der Breite gegenüber oder – was noch Besorgnis erregender ist – die naive Erwartung, die digitale Bildungsrevolution wäre mit den Bordmitteln der Hochschulen schon irgendwie zu bewerkstelligen“.
Der Beitrag erläutert diese These und macht deutlich, dass und wie kurze Projekte und befristete Arbeitsverhältnisse, fehlende Professionalisierung und falsche Anreizsysteme dazu beitragen, dass das, was nach außen versprochen wird, nach innen kaum zu halten ist.
Zugegeben: Der Text wirkt etwas wütend, bringt aber gut auf den Punkt, wo die Schwachstellen der Digitalisierung sind und lenkt – womit wir wieder beim Einstieg dieses Blogposts sind – die Aufmerksamkeit unter anderem darauf, dass Universitäten zunehmend dazu neigen, solche Schwachstellen durch passende Rhetorik zu verschleiern. Man fragt sich, warum Universitäten das tun – quasi ohne Not, denn niemand wird sie zur PR zwingen, … oder doch?
Vielleicht übernehmen Hochschulen betriebswirtschaftliche Praktiken und Instrumentarien, weil sie klammheimlich zu Betrieben geworden sind.