Gabi Reinmann

Hochschuldidaktik

Wo sollte das hinführen?

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Es ist bestimmt schon zehn Jahre her (und daher finde ich es leider auch nicht mehr), dass ich von Axel Hacke eine kleine Geschichte über seinen Sohn Luis (damals im Kindergartenalter) gelesen habe: Luis trödelt morgens, obwohl es eilt, und es entsteht ein Dialog zwischen Vater und Sohn. An einer Stelle erklärt Luis, was er sich für den heutigen Tag vornimmt: „Ich werde heute kein Bild malen“. Der Vorsatz ist also einer, etwas nicht zu tun – nicht in dem Sinne, etwas zu unterlassen, was man eh nicht tun sollte, sondern in dem Sinne, etwas bewusst nicht zu machen, was man erwartungsgemäß so tut.

Ich habe kürzlich wieder an genau diese Geschichte denken müssen. Zugegeben: Eigentlich denke ich immer wieder mal an diese Geschichte. Sie kommt mir meist dann in den Sinn, wenn ich selber darüber nachdenke, was ich in Zeiten aufgeben oder weglassen könnte, in denen ich nicht mehr zum Nachdenken komme. Kurz vor der Sommerpause habe ich daher – wie Luis – etwas vorgenommen und es auch umgesetzt, nämlich: aus dem Thema „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ (manchmal auch verknüpft mit dem Begriff „nachhaltige Bildung“) vorerst auszusteigen.

Es ist nicht so, dass ich diesen Bereich für unnötig halten würde – nein, das auf keinen Fall. Aber: Zum einen kann ich wenig mit den damit verbundenen politischen und strategischen Aktionen anfangen. Das ist nicht mein Feld; es strengt mich an und ich habe das Gefühl, nichts wirklich Wichtiges beitragen zu können. An der Stelle geht es also weniger um das Thema an sich als vielmehr um die Art des Umgangs mit dem Thema. Ich hatte es befürchtet (siehe hier); nun ist es sozusagen empirisch bestätigt 😉 Zum anderen habe ich inhaltlich immer dann mit der Thematik Schwierigkeiten, wenn es in die Richtung „nachhaltige Bildung“ überschwappt. Mir ist im ganzen letzten Jahr nicht klar geworden, was das sein soll: Gibt es denn auch „nicht-nachhaltige“ Bildung? Das wäre dann eine kurzsichtige, nicht an Zukunft, nicht an Potenzialen, nicht an Verantwortung interessierte Bildung, oder? Wäre das aber BILDUNG? Ich meine nein. Fazit für mich: Hier kann ich ebenfalls nicht dabei helfen, den Begriff zum Laufen zu bringen, weil er mich nicht überzeugt. Auch das muss man ganz klar trennen von der Idee, Bildungsangebote für das Thema Nachhaltigkeit zu machen. Natürlich ist das wichtig. Und natürlich ist hier unter anderem die Didaktik gefragt, ohne dass man aber eine „Nachhaltigkeitsdidaktik“ braucht (denn dann bräuchte man auch eine Friedensdidaktik, eine Migrationsdidaktik, eine Ernährungsdidaktik etc. – wo sollte das hinführen?).

Trotzdem war es gut, dass ich es versucht habe, denn: Mindestens habe ich ein paar interessante und engagierte Menschen kennen- und schätzen gelernt: vor allem Georg Müller-Christ und Alexander Bassen. Beide setzen sich auf unterschiedliche Weise für das Thema Nachhaltigkeit (Bassen) und Bildung für nachhaltige Entwicklung (Müller-Christ) ein. Hier hat sich das „Über-den-Tellerrand-schauen“ (das war eines meiner Motive) durchaus gelohnt. Mit beiden bleibe ich auch im Kontakt, denn von beiden kann man eine Menge lernen. Meine formalen Verpflichtungen aber habe ich erst einmal beendet und versuche, meinen Beitrag zu dem, was ich von der Nachhaltigkeit im Zusammenhang mit Bildung verstanden habe und selber auch für wichtig erachte, auf andere und meine Weise umzusetzen.

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