Andreas Krapp hat sich in einem neuen Artikel mit den positiven Effekten des Wohlbefindens im Lehr-Lerngeschehen auseinandergesetzt und dabei (noch einmal) gründlich die Selbstbestimmungstheorie von Deci und Ryan unter die Lupe genommen. Es geht ihm dabei um primäre emotionsgesteuerte Vorgänge, die für das Lernen von großer Bedeutung sind – aber wenig ernsthaft erforscht werden, vor allem weil sie sich der klassischen (pädagogisch-)psychologischen Experimentalforschung entziehen.
Psychologen und vielen Pädagogen sind die Selbstbestimmungstheorie und ihre Relevanz für Lernen und Lehren nicht neu. Trotzdem finde ich Krapps Artikel eindringlicher und überzeugender als das, was ich bisher darüber gelesen habe. Theoretisch gut nachvollziehbar wird hergeleitet, dass und warum der Mensch nach Erkenntnis strebt, warum er „Herr seiner selbst“ bleiben will und warum er trotzdem nicht alleine sein möchte – wenn man es einmal kurz und bündig (umgangssprachlich) auf den Punkt bringen will. Tief sitzende psychologische Bedürfnisse dieser Art sind immer da – also auch beim Lernen.
Wichtig sind diese Ausführungen u. a. für unser Onlinebarometer und unsere Bemühungen, das Thema Emotionen in einer für Lernende und Lehrende akzeptablen Form zum Gegenstand des Interesses und Handelns zu machen – was gar nicht so einfach ist …. denn wer spricht schon gern über seine Gefühle.
Krapp, A. (2005). Das Konzept der grundlegenden psychologischen Bedürfnisse: Ein Erklärungsansatz für die positiven Effekte von Wohlbefinden und intrinsischer Motivation im Lehr- Lerngeschehen. Zeitschrift für Pädagogik, 51 (5), S. 626-641.