Gabi Reinmann

Hochschuldidaktik

Wissenschaftlich sein und praktisch werden

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Langsam gewöhne ich mich an die Blocklehre. Mit Beginn meiner Lehrtätigkeit an der Uni Hamburg im Masterstudiengang Higher Education (MHE), der sich an Personen richtet, die schon eine akademische Bildung und in der Regel auch Berufserfahrung haben (weitere Infos hier), sieht meine Lehrtätigkeit doch sehr viel anders aus als früher:

Die wöchentlich stattfindenden 2 SWS-Veranstaltung, gegebenenfalls auch variiert durch größere Abstände mit Online-Phasen, oder auch schon mal 4 SWS-Veranstaltungen, die den einen oder anderen halben Tag beinhalteten, sind für mich sozusagen Geschichte. Jetzt heißt es, mindestens vier Mal im Semester in der Regel zwei volle Tage in Präsenz zu gestalten (plus Online-Phasen, die mir aber auch schon früher geläufig waren). Ich habe an anderer Stelle in diesem Blog bereits ein paar Erfahrungen berichtet (z.B. hier, hier und hier). Mit „Gewöhnung“ meine ich nicht, dass es langweilig wird, gar bloße Routine aufkommt. Eher erlebe ich es so, dass ich mich nicht mehr so darauf konzentrieren muss, überhaupt ganze Tage zu rhythmisieren, sondern wieder etwas freie geistige Kapazität da ist, neue Freiräume zu erkennen, die ich bisher ungenutzt gelassen habe; allerdings sehe ich auch, dass es Grenzen gibt, die einfach zu akzeptieren sind.

Grenzen sind z.B. die Aufmerksamkeit, die freilich nicht unerschöpflich ist (das gilt auch für die eigene Konzentrationsfähigkeit), die Räumlichkeiten, die einen letztlich einengen, die verschiedenen Geschwindigkeiten und Bedürfnissen, die in der Blocklehre aus meiner Sicht noch deutlicher sichtbar werden als in wöchentlichen Veranstaltungen, die Hoffnung letztlich, das Wichtigste zu einem Thema auch an den beiden Tagen zu erfahren, was in der Regel nicht zu schaffen ist. Durchweg positiv bewerten die Teilnehmer den Austausch untereinander, die Diskussion über die Veranstaltungsthemen. Nun kommt beim MHE dazu, dass die Teilnehmer aus den unterschiedlichsten Fachwissenschaften kommen und daher auch sehr verschiedene Perspektiven auf Theorie und Empirie einbringen ebenso wie heterogene Erfahrungen aus der Lehrpraxis. Um daraus eine Chance zu machen und nicht nur die damit verbundenen Schwierigkeiten – etwa für das Erreichen eines gemeinsamen akademischen Ziels – zu sehen, sind längere Präsenzzeiten vermutlich die einzig realistische Möglichkeit. Und die wollen die Teilnehmer auch nutzen und profitieren entsprechend von Dialog und Diskussion. Mein Ziel ist es, dass die Teilnehmer nach diesen beiden Tagen Fragen haben und sich mit Neugier an die Lektüre machen, dass die Lektüre keine Last oder gar als Pflicht empfunden wird, sondern als Fortsetzung des eingeschlagenen Weges zu einem Verständnis von Hochschuldidaktik, das wissenschaftlich ist und zugleich praktisch werden kann.

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