Gabi Reinmann

Hochschuldidaktik

Fragen an das Fach selbst

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Schon angekündigt – nämlich hier –, aber aktuell noch nicht erschienen, ist ein neuer Beitrag in der Zeitschrift Das Hochschulwesen von Ludwig Huber mit dem Titel „SoTL weiterdenken! Zur Situation und Entwicklung des Scholarship of Teaching and Learning (SoTL) an deutschen Hochschulen“. Ich bin in der glücklichen Lage, das Manuskript zu kennen, weshalb ich die Lektüre schon vor dem Erscheinen ausdrücklich empfehlen kann.

Unabhängig von der lesenswerten Aktualisierung Hubers Ausführungen zu SoTL aus den Jahren 2011 (hier) und 2014 (hier) erscheint mir der Artikel wichtig im Hinblick auf eine längere Passage zur Wissenschaftsdidaktik. Huber stellt in diesem neuen Beitrag eine wichtige Verbindung zwischen SoTL und Wissenschaftsdidaktik über die Frage her, „ob ein größeres Interesse der Lehrenden für die ihnen ja grundsätzlich aufgetragene hochschuldidaktische Gestaltung und Reflexion ihrer Lehre sich entwickeln könnte, wenn sie die Fragen rund um die ´Vermittlung´ ihres Faches, Fachdidaktik also, hier nun aber für die Hochschule, als Fragen an dieses Fach selbst begreifen – als Fragen, die zur Reflexion und Diskussion seiner Grundlagen, seiner Strukturen und Praktiken und letztlich seines Sinns herausfordern, also etwa zu Wissenschaftstheorie, Methodologie und Wissenschaftsethik.“

Es folgt eine kleine, aber höchst prägnante „historische Erinnerung“ an frühe Auseinandersetzungen mit dem Begriff der Wissenschaftsdidaktik durch Hartmut von Hentig, aber auch Klaus Mollenhauer und Volker Gerhard Ende der 1960er Jahre, ergänzt etwa durch Ausführungen von Jürgen Klüver zehn Jahre später. Huber fasst diese und weitere (in Vergessenheit geratenen) Beiträge zur Wissenschaftsdidaktik zusammen „als kritische Reflexion der Wissenschaft selbst im Zusammenhang mit ihrer Kommunikation“; ohne Veröffentlichung, so Huber, gibt es in diesem Sinne keine Wissenschaft. Adressaten können Laien, Novizen, Kollegen, die Fachgemeinschaft oder Öffentlichkeit sein, was also weit über die Hochschullehre hinausreiche. Verschiedene Zielgruppen und Kontexte führen laut Huber dazu, dass Form und Inhalt der Kommunikation bzw. Mitteilung von den Wissenschaftlern angepasst werden – bewusst oder unbewusst, geringfügig oder weitgehend. An der Stelle nun drängen sich zentrale Fragen auf, die mit der potenziellen Wechselwirkung zwischen Erkenntnis und Kommunikation zu tun haben: „Wie verändert das die wissenschaftliche Erkenntnis selbst? Spielt die antizipierte Kommunikation schon in den Prozess der Erkenntnissuche, der Forschung, hinein? Welche Aspekte werden hier oder dort als wofür interessant oder relevant betont? Was von den inhaltlichen Elementen tritt hervor, was zurück? Werden die Struktur und die Relationen zwischen ihnen anders dargestellt? Welche Aussagen stellen sich als überall unverzichtbar heraus?“

Diese Auffassung von Wissenschaftsdidaktik habe auch ich vor Augen etwa bei dem neuen Angebot für Professoren „Wissenschaftsdidaktik im Gespräch“ bei uns am HUL. Wie zu erwarten, ist aber genau dieser Gedanken schwer zu vermitteln. Der Start des Angebots verläuft (ebenfalls nicht eben erwartungswidrig) schleppend, denn: Wir alle sind so sehr auf Effizienz getrimmt, haben so wenige Lücken im Terminkalender, dass Fragen wie die obigen als Muße erscheinen – verzichtbar auf den ersten Blick, hoffentlich doch gewinnbringend auf den zweiten … Vermutlich werde ich anhand Ludwigs knapper, aber doch so treffender Charakterisierung der Wissenschaftsdidaktik die Beschreibung des Professorenprogramms auch noch einmal anpassen.

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