Spaßverderbendes Potenzial

Markus Deimann hat seine Vorüberlegungen zu einer Podiumsdiskussion zu „Bildung und Digitalisierung“ zugänglich gemacht (hier). Von der Tendenz her geht das in eine ähnliche Richtung, die ich auch im März 2018 an der Uni Mainz auf der Tagung „Digitalisierung als Herausforderung für die Hochschuldidaktik“ (hier die Vorträge) vertreten habe.

Deimann schreibt: „Über Bildung wird von Wirtschaft und Politik sehr defizitorientiert und fordernd gesprochen […] Über Digitalisierung wird fast ausschließlich im Modus des Futurs gesprochen. Es wird eine Zukunft imaginiert, in der Wohlstand und Frieden die Gesellschaft bestimmen. […] Man benutzt dabei beim Sprechen auch gerne Metaphern der Revolution bzw. des Untergangs“ – je nachdem, wovon die Rede ist. „Bei dem Projekt Digitalisierung spricht man von einem grundlegenden Wandel bzw. einer Transformation. Dabei werden analoge Werte und Darstellungsformen in digitale Formate umgewandelt. Es kommt dabei zu einer Reduktion …“ und „wir haben es auch mit einer steigenden Abhängigkeit von digitaler Infrastruktur zu tun …“. Markus Deimann fällt die Sprache auf, die doch recht suggestiv daherkommt, und verweist (so lese ich das) darauf, dass es uns an einem adäquaten Bildungsbegriff mangelt, den wir heute – umringt von der Präsenz und vom Futur des Digitalen – dringend bräuchten.

Das sehe ich ähnlich, aber mein Eindruck ist, dass das nicht so viele hören wollen. Der oben genannte Vortrag wird auch als Text in einem Sammelband erscheinen (unten das Preprint). Als ich vor wenigen Tagen die Druckfahre korrigierte, habe ich mich an die Veranstaltung erinnert, auf der ich den Vortrag gehalten hatte: Da war mein Eindruck, dass es eher störend wirkte, kritische Fragen zu stellen, die bekannten politischen und ökonomischen Appelle zu hinterfragen sowie die expliziten und latenten Instrumentalisierungen von Hochschullehre zu thematisieren – das hat einfach spaßverderbendes Potenzial neben Robotik im Hörsaal und sonstigen Segnungen digitaler Technologien. Oder wie Deimann es – mit einem aktuellen Beispiel jenseits der Hochschule – formuliert: „Es wird eine Zukunft imaginiert, in der Wohlstand und Frieden die Gesellschaft bestimmen. Dazu braucht es Schlüsseltechnologien, aktuell Blockchain, da sich damit die Probleme der „alten Welt“ wunderbar lösen lassen“.

Digitalisierung-Hochschuldidaktik-WB-Dez18

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