Gabi Reinmann

Hochschuldidaktik

Lagebericht zu Design Research

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Eine Art Lagebericht zu Design Research (zunehmend synonym verwendet für Design-Based Research: DBR) liefert Peter Goodyear in einem aktuellen Artikel (hier). Es steht da jetzt nichts weltbewegend Neues drin, aber es sind doch einige aus meiner Sicht wichtige Punkte genannt, die auf die man im Zusammenhang mit DBR immer wieder stößt; ich wähle ein paar aus:

Da ist zunächst einmal die Frage, was eigentlich Gegenstand der Gestaltung bzw. des Designs in DBR ist (eine Frage, die ich mir hier ebenfalls kürzlich gestellt habe). Klar ist: Man gestaltet nicht das Lernen selbst, sondern man gestaltet (etwas) für das Lernen. Und das macht man in der Regel vorab – also bevor der eigentliche Lernprozess beginnt. Das ist logisch, aber es lohnt sich dennoch, sich das ab und zu vergegenwärtigen, denn: Das, was Lernende letztlich mit dem machen, was man für das Lernen gestaltet hat, muss nicht mit dem übereinstimmen, was die Gestaltenden im Sinn hatten. Lernen, so Goodyear, ist eben chaotisch und aktualisiert sich nach eigenen Regeln. Aus diesem Grund ist es auch so schwer, so etwas wie universale Regeln für die Gestaltung von Lernumgebungen (im weitesten Sinne) anzugeben. Goodyear meint: Allenfalls die Cognitive Load Theorie hätte so etwas wie universellen Charakter (eine Theorie, welche die begrenzte Kapazität des Arbeitsgedächtnisses behandelt). Alle anderen „Regeln“ seien in hohem Maße kontextualisiert – was ein ganz wichtiges Argument für DBR als einen methodologischen Rahmen in der Erforschung (hochschulischen) Lehrens und Lernens ist.

Problematisch, so ein weiterer Aspekt in Goodyears Text, ist, dass viele „Design-Arbeit“, auch solche, die sich als sehr wirksam erweist, nicht dokumentiert wird und damit unsichtbar bleibt, und dass es nach wie vor schwierig ist, Design-Wissen (im Sinne eines handlungsrelevanten Wissens: actionable knowledge) an praktisch tätige Lehrende effektiv weiterzugeben. Goodyear nennt hier sowohl Gestaltungsprinzipien als auch Muster, die aber jeweils ihre Mängel hätten.

In einem weiteren aktuellen Text von Carvalhoa und Yeoman (hier) findet sich ein ebenfalls von Goodyear mit entwickeltes Modell, das meiner Einschätzung nach sowohl hilfreich ist zur Klärung, was genau in DBR gestaltet wird bzw. gestaltet werden kann und wie sich das daraus potenziell resultierende Gestaltungswissen darstellen ließe: Die Bezeichnung des Modells (dargestellt auf Seite 1126) ist „activity-centred analysis and design (ACAD) framework“. Hier kann man online noch eine etwas andere Darstellung der Abbildung anschauen.

Anbei noch die genauen Literaturangaben der beiden Quellen:

  • Goodyear, P. (2018). Design research. Health Education in Practice: Journal for Professional Learning 1(1) 7-17.
  • Carvalhoa,L. & Yeoman, P. (2018). Framing learning entanglement in innovative learning spaces: Connecting theory, design and practice. British Educational Research Journal, 44 (6), 1120-1137.

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