Randbemerkungen

Das Thema Vorlesungen beschäftigt mich mal wieder – ein aus hochschuldidaktischer Sicht vernachlässigtes Thema, ziemlich pauschal verunglimpft und mit einem Hang dazu, schlechte Vorlesungen mit einem fehlenden Potenzial von Vorlesungen als Lehrformat generell gleichzusetzen. Die empirische Befundlag ist höchst widersprüchlich. Für unser Professorenprogramm am HUL habe ich nun einen kurzen Vortrag vorbereitet und für den Herbst einen Beitrag für einem Sammelband zur Vorlesung zugesagt.

Im Zuge meiner Recherchen zur Vorlesung habe ich einige Texte ausgegraben, die ich bereits gelesen hatte und natürlich auch neue Literatur gesucht und gefunden. Erstaunlich ist, dass mir wieder ein Buch in die Hände fiel, das ich ausschnittsweise gelesen haben haben muss (man sieht das an Randbemerkungen), anschließend aber viele Jahre unbeachtet im Regal habe stehen lassen; offenbar konnte ich zunächst nicht so viel damit anfangen. Es ist das Buch von Sibylle Peters mit dem Titel „Der Vortrag als Performance“ von 2011, erschienen im transcript Verlag. Peters zeichnet hier eindrucksvoll die Geschichte des wissenschaftlichen Vortrags nach und rekonstruiert verschiedene Varianten des Ineinandergreifens von „Sagen und Zeigen“. Höchst interessant sind darüber hinaus ihre Ausführungen zu berühmten Vorträgen über Vorträge – von großen Soziologen wie Goffman, Derrida, Foucault und Bourdieu. Am Ende läuft es zwar auf die „Lecture Performance“ hinaus – einer theatralen Inszenierung der Vortragssituation, was jetzt nicht so ganz im Kreis meines Interesses (für das Thema Vorlesungen) liegt. Aber der Großteil des Buches dreht sich ohnehin um die verschiedenen Entwicklungslinien des wissenschaftlichen Vortrags, und diese Ausführungen lassen auch die Vorlesung und die ihr prinzipiell innewohnenden Möglichkeiten doch in einem anderen Licht erscheinen. Kurzum: eine lohnende Lektüre – und jetzt mit ganz vielen Randbemerkungen versehen.

2011, als ich das Buch gekauft hatte, waren meine Fragen wohl anders gelagert als heute. Dass mich damals wie auch schon ein paar Jahre vorher das Thema Vorlesungen bewegt hat, lässt sich leicht belegen, nämlich mit dem Programm der GMW aus dem Jahre 2009 (aber natürlich auch mithilfe dieses Blogs – nämlich hier). Das war die Tagung in Berlin – ziemlich groß damals, und wenn ich mich recht erinnere, haben Tobias Jenert und ich uns damals in einem Dialog-Vortrag versucht, weil ich Text und mündlichen Beitrag nicht so gerne doppeln wollte. Zehn Jahre ist das nun schon wieder her – wurde also höchste Zeit, das Thema wieder aufzugreifen 😉

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