Vom Hochschulmagazin der Universität Hamburg (hier) wurde ich gebeten, in 700 Zeichen zu drei Fragen zur universitären Lehre Stellung zu nehmen. Verwendet werden da jetzt für einen Beitrag Ausschnitte, sodass ich hier meine Aussagen im, wenn auch noch so kleinen, Zusammenhang wiedergebe – inklusive der etwas kritischeren Hinweise, die im Print dann wegfallen ;-).
Allein in den vergangenen 20 Jahren hat sich die Lehre an Hochschulen stark verändert. Was sind aus Ihrer Sicht die größten Meilensteine gewesen?
Massiv verändert haben sich die Rahmenbedingungen und die Organisation der Lehre: Man denke nur an den Bologna-Prozess, explodierende Studierendenzahlen, wachsende Diversität und die digitale Transformation. Gestiegen ist immerhin auch das Bewusstsein dafür, dass Hochschullehre nicht nur individuelles Engagement braucht, sondern ebenso einer institutionellen Anstrengung bedarf. Es ist gut, wenn Hochschulleitungen hier neue Aufgaben entdecken. Entscheidend aber wird es sein, eine sinnvolle Balance zwischen individueller und institutioneller Verantwortung zu finden. Lehre braucht ihre Freiräume für kreative Experimente – Freiräume, die man erhalten und da neu schaffen muss, wo sie schon verloren sind.
Was sind momentan die wichtigsten Herausforderungen der universitären Lehre?
Am wichtigsten erscheint mir im Moment, Forschung und Lehre aneinander anzunähern und alles zu tun, um in jedem Studium eine wissenschaftliche Grundbildung zu ermöglichen, die sehr wohl auch berufsbildend ist. Ich halte es für falsch, dem politischen Druck nachzugeben und Lehre zunehmend an einem wie auch immer formulierten wechselnden Bedarf auszurichten. Den gesellschaftlichen Herausforderungen unserer Zeit begegnen wir am besten, indem wir forschungsnah lehren. Das ist angesichts der Spezialisierung in den Fachwissenschaften eine große wissenschaftsdidaktische Aufgabe. Als Lehrende müssen wir uns hier mehr und besser koordinieren, unsere Ansprüche und Erfahrungen austauschen und voneinander lernen.
Was macht ein modernes Lehrformat aus bzw. was sollte bei der Konzeption beachtet werden?
Es zeigt sich immer wieder, dass es keine gute Idee ist, die Hochschullehre modern in dem Sinne zu gestalten, dass man den neuesten Trends hinterherläuft, ständig nach Innovationen ruft und ein mit Wettbewerben und Preisen verziertes Schaulaufen veranstaltet. Ich formuliere es mal mit eher ungewöhnlichen Worten: Universitäre Lehre und ihre „Formate“ sollten wahrhaftig in dem Sinne sein, dass sie den Kern der jeweiligen Fachwissenschaft und ihrer Forschung gerecht werden, authentisch ein „Ganzes“ mit dem jeweiligen Lehrenden ergeben und auf solidem bildungswissenschaftlichen Grund bauen. Wenn man das berücksichtigt und Forschungsnähe zum Hauptkriterium macht, kann jedes Lehrformat ein sinnvolles sein.