Im Mai ist Ludwig Huber gestorben. Ich denke viel an ihn; er ist mir in den letzten Jahren zum Vorbild geworden. Warum ist das so? Was kann ich von ihm lernen?
Ich glaube, es ist diese ungewöhnliche Kombination von kritischer Betrachtung und gelassener Offenheit, diese besondere Verbindung von echter Neugier auf die Leistung Anderer und tiefem Wissen auf vielen Gebieten. Wenn ich mich aufrege über oberflächliche Argumente und die Jagd nach schneller Aufmerksamkeit, wenn ich mich ärgere über so manche Entwicklung in der Hochschul- und Wissenschaftspolitik, dann bemerke ich zunehmend einen gewissen Metafrust in dem Sinne, dass es mich selber nervt, mich überhaupt aufzuregen und zu ärgern. Und dann frage ich mich, wie Ludwig das gemacht hat: Er hat sehr wohl einen Blick gehabt für ungünstige oder gar riskante Trends und Zustände, aber ich habe nie erlebt, dass ihn das mürrisch gemacht hätte. Er hat genau beobachtet und gleichzeitig nach denen Ausschau gehalten, die gute Arbeit leisten, und wenn man ihn darum bat, hat er genau die unterstützt anstatt sich aufzuregen und zu ärgern. Zuhören und Anerkennen, gleichzeitig aber auch kritisch Begleiten und selber Denken, sich noch freuen können über glückliche Fügungen und gute Ansätze, gleichzeitig aber auch das schon Gewesene miteinbeziehen und daran erinnern – und zwar ohne erhobenen Zeigefinger. Genau darin ist mir Ludwig ein Vorbild, von dem ich mich weit entfernt fühle. Im Nachhinein hätte ich ihn noch so viel fragen wollen … Mit diesen nachdenklichen Worten verabschiede ich mich in eine längere „Blog-Sommerpause“ und melde mich Mitte September wieder.