Versteht man Design-Based Research (DBR) als “Research through Design”, dann ist der folgende, online hier zugängliche, Enzyklopädie-Artikel von Pieter Jan Stappers und Elisa Giaccardi (beide sind Professoren an der Delft University of Technology) eine Fundgrube für Hinweise zu DBR vor allem aus dem Kontext Technologie/Medien/Design.
Interessant ist der Artikel aus mehreren Gründen: Im ersten Teil werden verschiedene Möglichkeiten expliziert, in welcher Beziehung Design und Forschung zueinanderstehen können; zudem werden für einige in diesem Zusammenhang häufige Begriffe gut verständliche Arbeitsdefinitionen angeboten. Der im Artikel im Fokus stehende Fall des „Research through Design“ (RtD) entspricht weitgehend dem methodologischen Rahmenkonzept DBR, wie er in der Bildungsforschung Verwendung findet – auch wenn DBR als Begriff (leider) nicht auftaucht, obschon eine ganze Reihe von Alternativbezeichnungen aufgelistet werden.
Im zweiten Teil beschreibt der Beitrag sieben Beispiele für RtD. Hier wird freilich deutlich, dass Transferleistungen zu Bildungskontexten erforderlich sind, denn es handelt sich um Design-Praxis-Beispiele aus dem Technologie-Umfeld der Autoren. Trotzdem ist vor allem die folgende Art der Beschreibung und Analyse der Beispiele instruktiv auch für den Bildungsbereich: (a) Was haben die Akteure jeweils erkannt bzw. gelernt? (b) Wie wurde das generierte Wissen mit wem geteilt? (c) Was haben die Akteure genau gemacht, was lief ab und welche Methoden kamen zum Einsatz? (d) Was wurde gestaltet und welche Rolle spielten Prototypen? Am Ende die Beispiele in einer Tabelle verglichen: bezogen auf das generierte Wissen und die entstandenen Artefakte sowie den Forschungsprozess mit seinen Lernergebnissen und Formen der Wissensteilung.
Im dritten Teil des Beitrags gehen die Autoren folgenden Fragen nach, die sich fast identisch auch für DBR (immer wieder) stellen: (1) Welcher Typ von Wissen wird durch RtD erlangt? (2) Welche Bedeutung haben Prototypen und Artefakte? (3) Werden RtD-Projekte in einer bestimmten Form durchgeführt? (4) Wie wird das erlangte Wissen kommuniziert und wie kommt es zu denen, die es gebrauchen können? (5) In welcher Beziehung steht RtD zu anderen Formen des Forschens? (6) Kann ein RtD-Projekt Design zum primären Ziel haben? (7) Welchen „akademischen Platz“ hat RtD?
Interessant ist schließlich auch der Anhang: Unter dem Stichwort „Framing in types of research“ werden mehrere Rahmenkonzepte für die Ordnung von Forschungstypen vorgeschlagen. Auch Donald Stokes ist dabei, der mit seinem Modell vorschlägt, Grundlagenforschung und Angewandte Forschung nicht als Pole eines Kontinuums zu verstehen sondern auch eine Kombination etwa in Form von „use-inspired basic research“ vorzunehmen – eine Kategorie, in welche in der Regel auch DBR eingeordnet wird (zur Problematik der Gegenüberstellung von Grundlagen und Angewandter Forschung siehe auch hier).
Vermutlich kann man für DBR den Schlusssatz gut übernehmen: „the field is still finding its language and its examples, and determining whether or how to fit the diversity of approaches under one or more umbrellas. The literature is spread over a variety of sources“. Zur Vielfalt der Quellen auch für DBR gehört meiner Ansicht nach dieser Beitrag (aus dem Jahr 2017) in jedem Fall.