Es war keine leichte Entscheidung, aber ich denke, dass wir den richtigen Weg eingeschlagen haben: Ab dem Wintersemester 2020/21 bieten wir unseren berufsbegleitenden konsekutiven Master Higher Education (MHE) online an. Hier der Link zur neu gestalteten Web-Seite.
An den Inhalten und Zielen, an der Struktur und vor allem auch an unseren Ansprüchen an ein interaktiv gestaltetes Studium mit persönlichem Kontakt zu unseren Teilnehmenden (siehe hier unsere Prinzipien) ändert sich nichts. Man könnte sagen, wir verzichten „nur“ auf die bisher 24 geblockten Präsenztage, die auf sieben Module verteilt sind – der Master war bisher im Blended Learning-Modus konzipiert. Aber natürlich ist das „nur“ genau das falsche Wort, denn: Diese Präsenztage hatten eine wichtige Bedeutung, ermöglichten eine stets eigene Dynamik mit den in der Regel sehr heterogenen Studierenden und haben einfach auch – trotz hohem Vorbereitungsaufwand – viel Freude gemacht. Und warum ist es trotzdem der „richtige Weg“?
Auch, wenn der Preis hoch ist, gewinnen wir, so unsere Einschätzung im gesamten Lehrenden-Team (inklusive Studiengangskoordination) letztlich mehr als wir verlieren. Ich versuche, zu erläutern, wie das kommt.
Das Sommersemester 2020 hat uns wie alle anderen auch überrascht (siehe hier). Allerdings hatten wir im Vergleich zu vielen anderen Studiengängen an der UHH einige Vorteile: Wir bewegten uns bereits im Blended Learning-Modus und konnten entsprechend auf Online-Lernumgebungen zurückgreifen und diese ausbauen. Noch wichtiger aber ist die Besonderheit unserer Zielgruppe: Unsere Teilnehmenden haben alle bereits ein Studium absolviert, kennen die Hochschule, sind selber in der Lehre tätig und verfügen entsprechend über mehr Strategien für ihr Studium als z.B. Bachelor-Studierende oder gar Studienanfänger, die den Schritt von der Schule zur Hochschule machen. Unsere Erfahrungen im Sommersemester waren sehr gut (siehe z.B. hier), auch wenn uns sicher nicht alles sofort gelungen ist, wir bereits nach wenigen Wochen wussten, was alles besser werden kann und muss und Vieles erst mal improvisiert war. Aber wir hatten eine Erfahrung gemacht, nämlich die, dass es generell funktionieren kann, den MHE ausschließlich online anzubieten.
Für viele unserer Teilnehmenden ist es ein Vorteil, nicht reisen zu müssen, denn: Natürlich wohnt ein Großteil der MHE-Studierenden auf ganz Deutschland (auch Österreich und der Schweiz) verteilt. Fast alle haben Berufe, mit denen sie das Studium koordinieren müssen. Abbrecher berichten uns in der Regel, dass Gründe für den Ausstieg aus dem Studium Koordinationsprobleme sind. Ein ganz anderer Vorzug des Online-Modus ergibt sich aus einem Nachteil (ja den gibt es auch) der Präsenztage, den ich im Laufe der Zeit beobachtet habe: Nicht wenige Teilnehmende konzentrierten sich zu stark und einseitig auf die (insgesamt betrachtet ja nicht allzu vielen) Präsenztage, beteiligten sich wenig bis kaum an Online-Aufgaben und waren generell zwischen Präsenzterminen „verschwunden“ – und die Pausen sind individuell unterschiedlich lang, je nachdem, wie das Studium gestaltet wird. In der Folge fehlt es an Kontinuität und Kontakt zwischen punktuellen Präsenzterminen. Dies, so unsere Erfahrung nach dem ersten (improvisierten) Online-Semestern, lässt sich im reinen Online-Modus prinzipiell eher vermeiden – was natürlich auch viel Aufwand bedeutet, aber: Es ist nicht unsere Absicht, den Aufwand zu minimieren. Vielmehr verteilen wir ihn nun anders. Erst einmal haben wir wohl eher mehr Aufwand, denn bis wir alle unserer selbst gesetzten Ziele für ein qualitativ hochstehenden Online-Angebot erfüllt haben, wird es ein wenig dauern – erfahrungsgemäß braucht man dafür ein paar Zyklen.
Mit der Bewerberlage für das kommende Wintersemester jedenfalls waren wir sehr zufrieden: Wir hatten mehr Bewerber als die letzten Semester und hoffen natürlich, dass das so bleibt. Nun sind wir zwar „Pandemie-gerüstet“, hoffen aber natürlich alle auf ein baldiges Ende dieser Ausnahmesituation, denn: Auch im Online-Modus wollen wir präsent sein, nämlich mit mindestens einem physischen Präsenz-Event jedes Semester – dann auch für Alumni. Ideen haben wir schon einige, wie man das gestalten kann – allein auf die Bedingungen, es auch tun zu können, warten wir leider noch.