Wie übersetzt man Didaktik, Hochschuldidaktik, Wissenschaft, Wissenschaftsdidaktik, fachgebundene Didaktik oder Fachdidaktik ins Englische? Diese Frage stellt sich bestimmt vielen immer wieder. Wenn gar eigene Konzepte gemeint sind, verwurzelt im deutschen Sprachraum, kann man auch schon mal einen deutschen Begriff stehen lassen, so wie wir ja in deutschen Texten in der Regel auch „Scholarshipf of Teaching and Learning“ nicht übersetzen. Trotzdem wäre natürlich eine flächendeckend konsensfähige Übersetzung oder zumindest Umschreibung hilfreich, auch um Konzepte mit verschiedenen Entstehungsgeschichten zu teilen und die Chance auf Weiterentwicklungen zu erhöhen.
Der folgende Text könnte dazu ein paar Vorschläge enthalten: Le Roux, K., Taylor, D.L., Kloot, B. & Allie, S. (2021). Research on higher education: a perspective on the relations between higher education studies and discipline-based education research. Teaching in Higher Education, 26 (1), 50-64.
Wie der Titel des Beitrags bereits deutlich macht, geht es um das Verhältnis zwischen einer allgemeinen bzw. fachübergreifenden Hochschuldidaktik – „Higher Education Studies“ – und einer fach- oder disziplingebundenen Hochschuldidaktik (im Sinne einer Hochschulfachdidaktik) – „Discipline-Based Education Research“. Ein passender Übersetzungsvorschlag?
Aber auch unabhängig davon beinhaltet der Text ein paar interessante Aussagen: Die Autoren treibt die Frage um, auf welcher epistemologischen Basis „Higher Education Studies“ (HES) eigentlich praktiziert werden und wie dabei die Beziehung zu anderen Gemeinschaften ist: etwa die von Scholarship of Teaching and Learning (SoTL) und anderen Formen von „Discipline-Based Education Research“ (DBER), wobei hier schon deutlich wird, dass Le Roux et al. die disziplingebundene Hochschuldidaktik (könnte man sie auch als Wissenschaftsdidaktik bezeichnen?) nah an SoTL verorten.
Als spannungsreiche Anforderung an HES sehen die Autoren, dass diese Forschung einerseits möglichst „inklusiv“ sein, also alle möglichen Akteursgruppen berücksichtigen, soll, die etwas erwarten könnten. Andererseits sollten HES eine eigenständige Disziplin werden, eine epistemologische Basis entwickeln und kontextübergreifend wirken. Im Text tauchen einige Aussagen, Fragen und Anforderungen auf, die man auch aus der deutschsprachigen Hochschuldidaktik kennt. Anhand dreier ausgewählter Beispiele (welche die Autoren aus ihren eigenen fachlichen Hintergründen mitbringen) kommt die Autorengruppe zu dem Schluss, dass es drei wichtige Unterschiede zwischen HE und DBER gibt: (1) Das einende Prinzip von HES ist der Kontext Hochschule (Institution als Fokus), das von DBER das disziplinäre Bemühen um das rechte Handeln in der fachlichen oder disziplinären Lehre (Disziplin als Fokus). (2) In HES konzentriert man sich auf die Verbesserung von Lehren und Lernen generell, während DBER stärker ins Detail eingebettet in die Disziplin geht und dabei von Disziplin zu Disziplin variiert. (3) In DBER funktionieren Mechanismen des Vertrauens vor allem zwischen Kolleginnen der eigenen Disziplin, was zur Folge hat, dass auch bei Lehrforschungen die Forschung im eignen Fach zentral bleibt. HES, so die Ansicht der Autoren, arbeiten nach sozialwissenschaftlichen Regeln (vor allem Psychologie und Soziologie) und setzen auf empirisches Forschen (eine Auffassung, die man aber aus meiner Sicht hinterfragen müsste).
Trotz dieser Unterschiede plädieren die Autoren für Zusammenarbeit; als ein hilfreiches Konstrukt, um die Kooperation zu unterstützen, führen sie sogenannte „knowledge spaces“ ein, die mich allerdings noch nicht so ganz überzeugt haben. Dennoch: ein interessanter Beitrag, der internationale Überlegungen zu Fragen beisteuert, die in der deutschsprachigen Hochschuldidaktik eine zentrale Rolle spielen.