Kaum ein Thema hat während der pandemiebedingten Digital-Semester die Gemüter wohl mehr erhitzt als das Thema Prüfungen. War es schon schwer genug, die Präsenzlehre erst adhoc und dann auch noch mit steigenden Ansprüchen in digitale Räume zu bringen, haben Prüfungsthemen mitunter das Fass zum Überlaufen gebracht – mit gutem Grund: Vor allem rechtliche und damit zusammenhängende technische Fragen und Probleme (Rechtssicherheit, Ausfallsicherheit etc.) waren und sind bei Prüfungen oft dergestalt, dass man als einzelner Hochschullehrer kaum etwas tun kam, um sie zu bewältigen.
Ich selbst habe in den letzten Monaten des Öfteren über (digitale) Prüfungen nachgedacht und in diesem Blog dazu geschrieben (z.B. zu Take Home Exams, zur Balance zwischen Lehre und Prüfung, zu Veranstaltungen zum Thema digitale Prüfungen, zu Begriffen rund um Prüfungen, zu elektronischen Prüfungen, zur Prüfungskultur).
Unter anderem habe ich mich auch an einer Initiative des Hochschulforums Digitalisierung (HFD) zum Thema Prüfungen beteiligt. Im Frühjahr 2021 wurde da eine „Community Working Group“ – man könnte auch sagen: eine große Arbeitsgruppe“ – mit über 80 Mitgliedern aus Deutschland, Österreich und der Schweiz eingerichtet. Rund die Hälfte davon hat dann tatsächlich an der heute online erschienenen Publikation Digitale Prüfungen in der Hochschule mitgearbeitet. Die Publikation wird als Whitepaper (also ein Instrument der Öffentlichkeitsarbeit) bezeichnet – nun ja, ob das passt, das weiß ich nicht so recht. In jedem Fall aber stellt das Papier viele der aktuell kursierenden Konzepte und Begrifflichkeiten zum digitalen Prüfen an Hochschulen zusammen, ordnet sie (soweit das eben geht), diskutiert die zur Ordnung festgelegten didaktischen, technischen und organisatorischen Dimensionen digitaler Prüfungen und beschreibt eine Reihe konkreter Prüfungsszenarien. Ich denke daher, dass die Publikation tatsächlich eine Hilfe für Hochschullehrerinnen wie auch für Entscheider in Hochschulleitungen sein kann.
Initiator und Koordinator des Whitepapers war Florian Rampelt, stellvertretender Geschäftsstellenleiter des HFD beim Stifterverband, der viel Zeit, Geduld und Energie in diese Aktion gesteckt hat. Und wer selber schon mal kollaborativ mit anderen etwas geschrieben hat (auch wenn es weitaus weniger als 40 Personen sind), wird wissen, was das heißt, ein solches Unterfangen zeitnah zu einem guten Ergebnis zu bringen.