Gabi Reinmann

Hochschuldidaktik

Instructional Design Cases – eine Geschichte erzählen

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Was sind “Instructional Design Cases?” Fallstudien oder Fallbeispiele zur Lehre? Wer es genau wissen will, sei auf folgenden Text verwiesen: Moore, S.L., Howard, C.D., Boling, E. Leary, H. & Hodges, C.B. (2023). Research methods for design knowledge: clarifying definitions, characteristics, and areas of confusion. Educational Technology Research and Development. http://dx.doi.org/10.1007/s11423-023-10271-8

Der Fokus des Textes liegt (auch wenn der Titel des nicht sichtbar macht) auf „Instructional Design Cases“ (IDC) und dem Versuch, Abgrenzungen zu anderen verwandten Konzepten aufzuarbeiten – unter anderem Abgrenzungen zu Design-Based Research (DBR). Ich fasse mal zusammen, wie ich IDC verstanden habe:

Ein zentraler, im Didaktik-Kontext aber ungewöhnlicher Begriff, der beim Erklären von IDC verwendet wird ist „precedent“ bzw. „precedent experiences“. Tatsächlich ist wohl auch so etwas wie ein „Präzedenzfall“ gemeint, nämlich in dem Sinne, dass es hier um einen didaktischen Fall geht, der (um die Definition des Dudens zu nutzen) für zukünftige, ähnlich gelagerte Situationen richtungweisend ist und daher als „Muster“ (oder Modell oder Impuls) dient oder dienen kann. Dabei ist, dem Text zufolge, unerheblich, ob der Autor des IDC das, was er beschreibt, tatsächlich umgesetzt hat, ob er mit der Umsetzung erfolgreich war oder im Gegenteil schlechte Erfahrungen gemacht hat, denn: Es komme darauf an, inwieweit es sich für andere lohnt, den jeweiligen IDC zu kennen und sich daran in einer geeigneten Situation zu erinnern, was andere damit machen und auf der Grundlage ihrer eigenen Erfahrung für sich aus dem Fall mitnehmen und verwenden.

„The author of an instructional design case crafts the narrative to offer the designer-reader a vicarious experience of “that which has been created” (materials, programs, courses). Neither the author nor the reader necessarily knows when or how that precedent may be used in the future“ (Moore et la., 2023, p. 4).

Wie kann man sich einen IDC vorstellen? Die Struktur eines IDC ist variabel, aber in der Regel enthält der Fall Informationen zum Kontext, beschreibt das finale Design, skizziert kritische Entscheidungen, geht auch auf Irrwege im Design ein und umfasst eine Reflexion. Es wird eine Geschichte erzählt. Der Autor macht explizit, in welcher Beziehung er zu dem Fall steht, und bringt diese auch ein, strebt also keinen neutralen Bericht an. Ergänzt werden kann die Falldarstellung mit Bildern und anderen Artefakten, zumal dann, wenn Worte nicht ausreichen, um das zu erzählen und deutlich zu machen, was einem als Autor des Falls wichtig ist. Auf die Frage, wann man etwas zu einem IDC machen kann, schreiben die Autoren: Das kann das Neue an einem Design sein oder das Ungewöhnliche, die Überwindung besonderer Hindernisse im Design-Prozess oder unerwartete Effekte etc. – das ist also offen. Beschrieben wird, was relevant ist für diesen einen IDC.

Zu den Verwandten von IDC und damit zu Ansätzen, die man damit verwechseln oder mit diesem Konzept durcheinanderbringen kann, zählen die Autoren des Textes (a) „case studies“, (b) „formative evaluation“ und (c) Design-Based Research. Allerdings wird DBR hier nicht, wie in anderen Quellen als Forschungsgenre interpretiert, sondern (so lese ich das jedenfalls) etwas enger als eine, an der empirischen Bildungsforschung orientierte, Forschung (als Dach wird hingegen „educational design research“ in Anlehnung an die Schriften von McKenney und Reeves angesehen).

Aus meiner Sicht ist das Konzept der IDC für die didaktische Theorie und Forschung durchaus relevant: So könnten IDCs Im Rahmen von DBR (als Forschungsgenre) eine zusätzliche Möglichkeit sein (neben Berichten über ganze DBR-Projekte), Ergebnisse von DBR zu kommunizieren. Darüber hinaus könnten IDs für die Hochschuldidaktik eine interessante Alternative etwa für die als Best Practices oder Good Practices bezeichneten Fallbeispiele oder didaktische Entwurfsmuster sein.

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