Seit Anfang 2023 führe ich zwei bis drei Mal im Semester wissenschaftsdidaktische Gespräche mit Professorinnen und Professoren an der Universität Hamburg im Rahmen eines Podcasts. Inzwischen umfasst unser HUL-ProfCast acht Episoden. Von Anfang an geplant war zusätzlich ein regemäßiges Präsenz-Forum für meine Gesprächspartner, solche, die es werden wollen, oder einfach nur Interessierte an einem Austausch zur Lehre. Das aus diesen beiden Komponenten bestehende Professor:innen-Programm ist am HUL das einzige Angebot, das sich ausschließlich an diese Statusgruppe richtet. Da der ProfCast doch eher langsam angelaufen ist, konnte ich das Forum erst letzte Woche mit einem ersten Termin starten.
Von der Grundidee ist das Forum so gedacht, dass wir – begrenzt auf 90 Minuten – über die Zukunft der universitären Lehre nachdenken, Gespräche aus dem Podcast Revue passieren lassen, neue Ideen und Themen aufgreifen und/oder Vortragsimpulse rezipieren und diskutieren. Letzteres haben wir im Forum am 4. April gemacht. Zu Gast war Dominikus Herzberg, Professor für Informatik an der Technischen Hochschule Mittelhessen (THM), mit einem Impuls zum Thema „Podcasten als wissenschaftsdidaktische Laborumgebung“.
Fünf Episoden des HUL-ProfCast hatte Dominikus exemplarisch herausgegriffen und sich selbst dabei beobachtet, was ihm beim Anhören der Gespräche aus der Lehre aus der Rechtswissenschaft, Betriebswissenschaft, Mathematik und Medizin sowie den Lateinamerikastudien aus einer wissenschaftsdidaktischen Perspektive auffällt. Ich übernehme mal die Worte unseres Gastredners, wie er das zusammengefasst hat:
- Ich bin kein Didaktiker” – aber …
- Sie denken immer an die Wissenschaft und begründen von dort
- Ist das nicht der Anfang aller Wissenschaftsdidaktik?
- Sie experimentieren mit Freude und Engagement
- Sie erleben Aha-Momente, Interesse, Resonanzen mit Studierenden
- Es geht immer wieder um Sie und Ihre Anknüpfung an Wissenschaft
Dazu, so Dominikus, würden Definitionsvorschläge zur Wissenschaftsdidaktik passen, wie: Wissenschaftsdidaktik fokussiert auf die Vermittlung des speziellen Weltaufschlusses, der in Wissenschaft angelegt ist (aus der Einleitung des ersten Bandes zur Reihe Wissenschaftsdidaktik, online hier).
Der zweite Teil des Impulses drehte sich um die Frage, inwiefern das Podcasten etwas mit dem „Werden von Wissenschaft“ und den Menschen hinter der Wissenschaft zu tun haben und auf diesem Wege wissenschaftsdidaktische Relevanz erlangen kann. Insbesondere über die „Nachseite der Wissenschaft“ haben wir bezugnehmend auf den Impuls länger diskutiert. Mit Nachtseite ist keine „düstere“ Seite gemeint, sondern die, auf welche selten ein Licht geworfen wird, obschon es sich lohnt, auch von dieser etwas mitzuteilen. Wenn im Juli der vierte Band aus der Reihe Wissenschaftsdidaktik erscheint, wird man dort auch einen Beitrag von Dominikus zu eben diesem Thema finden.
Das erste Forum ist nicht überrannt worden; leider gab es bis zum Schluss mehrere Absagen. Am Ende waren wir immerhin zu sechst und hatten uns 90 Minuten lang nicht nur etwas zu erzählen, sondern uns auch etwas zu sagen – aus unseren verschiedenen fachkulturellen Perspektiven heraus.