Es ist heute inzwischen gängig, dass politische und/oder wirtschaftlich getragene oder agierende Institutionen die Entwicklung von und den Diskurs in Hochschulen beeinflussen wollen – mit Förderprogrammen, Diskussions- und Positionspapieren, Veranstaltungen etc. Häufig wird das unter das weite und immer attraktiver werdende Feld der Wissenschaftskommunikation subsumiert. Marco Kalz hat dafür einen treffenden Begriff gefunden: Scinfluencers (als Kurzform für Science Influencers).
Er konstatiert in einem Blogpost (hier), dass sich in den letzten Jahren ein neues – ungünstiges – Profil solcher Scinfluencers herausgebildet habe, also Personen, die professionell Wissenschaftskommunikation betreiben: Es scheine für diese keine Voraussetzung mehr zu sein, selbst an wissenschaftlicher Forschung oder akademischer Lehre beteiligt zu sein und die Komplexität der damit zusammenhängenden Aktivitäten und deren Rahmungen aus eigener Anschauung zu kennen. Da Wissenschaftskommunikation gleichzeitig immer stärker auch an Hochschulen selbst gefordert und gefördert wird, ist dieser Umstand durchaus riskant: Der wissenschaftliche Diskurs werde durch einen internen Diskurs der politischen Institutionen ersetzt und entwickle sich zu einem sich selbst verstärkenden pseudowissenschaftlichen Diskurs. Dafür zu sensibilisieren aber sei schwer, weil im Moment auch Hochschulen und Hochschulleitungen vor allem da hingehen, wo das Geld ist.
Ich kann mich dem nur anschließen, was Marcio Kalz schreibt, und es wundert mich, dass nicht viel mehr Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler dieses Problem thematisieren. Das ist keineswegs ein Plädoyer gegen Wissenschaftskommunikation, sondern gegen die skizzierte Form der Einflussnahme über nicht-wissenschaftlich fundierte Wissenschaftskommunikation. Und weil es zum Thema passt, gleich eine Ankündigung: In Bälde erscheint der vierte Band zur Wissenschaftsdidaktik, der sich genau diesem Thema widmet, nämlich der Wissenschaftskommunikation (siehe hier).