Individuelles Wissensmanagement – eine größere Aufgabe

Heute morgen (recht früh) bin ich zu dem Entschluss gekommen, dass es keine Neuauflage des Buches „Individuelles Wissensmanagement“ geben wird – trotz aller Planungen und trotz der Tatsache, dass ca. zwei Drittel des Buches (fast jedenfalls) in einer Rohfassung fertig sind. Zum einen ist der Zeitplan (Ende März) nicht zu halten, zum anderen muss schlichtweg ein neues Buch geschrieben werden.

Wie ich darauf komme? Nun, im Zuge des Versuchs, verschiedene vor allem kognitive Strategien sowie (technische und nicht-technische) Tools verschiedenen individuellen Wissensmanagement-Zielen oder -Aufgaben zuzuordnen, kommen mir immer mehr Zweifel an der „Richtigkeit“ bzw. Nützlichkeit meiner bisherigen Kategorien der Repräsentation, Nutzung, Kommunikation und Generierung von Wissen (siehe z.B. Arbeitsbericht 5. Im Prinzip stecke ich im Moment in einem Kategorisierungsproblem, mit dem sich z.B. auch Peter Baumgartner derzeit im Rahmen seines neuen (gerade entstehenden) Buches herumschlägt – nur dort geht es um die Kategorisierung von didaktischen Interaktionen und Szenarien.

Woran ich auf jeden Fall festhalten will, ist das strukturgenetische Wissensverständnis: Die Unterteilung in personales Wissen (mit verschiedenen unterschiedlich bewusst zugänglichen Komponenten) und öffentliches Wissen (im Sinne von Information und Daten) erscheint mir nach wie voll sinnvoll und zeigt, dass man im Umgang mit Wissen stets entweder einer Objektivierungsproblem hat (wie veräußere ich mein Wissen, wie mache ich es andere zugänglich, wie kann es mir selbst für später zugänglich erhalten?) oder ein Subjektivierungsproblem (wie mache ich mir Information oder auch das Wissen andere zu eigen bzw. zu nutze?). Zudem ist mir aufgefallen, dass die Idee, das individuelle Wissensmanagement analog zum Prozess des Problemlösens aufzuziehen, nur eine Seite der Medaille ist: Es ist eine defizitorientierte Sichtweise („ich habe jetzt ein Wissensproblem und möchte es lösen“). Es gibt aber auch eine potenzialorientierte Sichtweise, die man aus der Sicht der Problemlösepsychologie allenfalls mit künftigen Problemen in Verbindung bringen könnte. Noch mehr aber denke ich bei „Potenzialorientierung“ an Bildung – und was Wissensmanagement mit Bildung zu tun haben könnte, auch darüber habe ich mir ja schon mal Gedanken gemacht (Artikel).

Leider habe ich im Moment viele Baustellen, sodass ich in den nächste Tagen das Ganze nicht zu Ende denken kann. Es wird noch dauern, aber ich bin froh um die Entscheidung, eine Neuauflage sein zu lassen, und werde mich bemühen, ein neues Buch auf die Beine zu stellen, das praktischen und theoretischen Ansprüchen genügen kann.

Learntec – das wars

Nun war ich also endlich auch mal auf der Learntec. Nachdem ich letztes Jahr bereits in Stuttgart auf der Didacta war, wusste ich im Prinzip schon, dass ich kein Messefan bin. Mein Learntec-Ausflug hat das eigentlich nur bekräftigt. Der Workshop ist ordentlich gelaufen. Rolf Schulmeisters Vortrag war wie zu erwarten kritisch und sehr interessant. Gut, ich kannte die Argumente bereits vorab, aber in der Darbietung hört es sich dann doch wieder anders an. Mein Einstieg (Rollenspiel: hier mal die Textvariante Rollenspiel Learntec, auch wenn die natürlich weniger aussagekräftig ist) hat auch geklappt (Frank macht sich wirklich gut als Controller im Anzug und Gel im Haar); einige haben mir hinterher gesagt, dass es ihnen sehr gut gefallen habe; aber beim Rest weiß man das halt einfach nicht – ist nicht viel anders als bei den Studierenden, nach dem Motto: Wenn keine explizite Kritik kommt, war es so weit gut. 😉

Mit Rolf Schulmeister bin ich ein wenig über die Messe gegangen, und da hat man natürlich einen guten Effekt, nämlich: „Man trifft sich“ – will heißen: Es dürfte nur auf sehr bekannten Messen (oder Kongressen) der Fall sein, dass man binnen einer Stunde acht bis zehn Leute trifft, die man sonst jahrelang nicht zu Gesicht bekommt. Also okay: dafür ist eine Messe gut – aber das wars dann schon aus meiner Sicht.

Learntec 2006

Morgen bin ich auf der Learntec. Zusammen mit Rolf Schulmeister moderiere ich einen Workshop zur kompetenzbasierten Aus- und Weiterbildung. Nein, es ist nicht mein Workshop in dem Sinne, dass es meine Idee ist: Vielmehr ist Peter Baumgartner der Initiator (es soll eine ganze Reihe werden), doch er hat im Moment ein Forschungsfreisemester. Also hat er Rolf Schulmeister gebeten, den Workshop zu machen, und da dieser unter anderem auch einen Beitrag liefern wollte (was ja auch ergiebiger ist), hat er mich gebeten, ihn bei der Moderation zu unterstützen. (Ja, so verschlungen ist das manchmal) Und das tue ich nun.

Für den Einstieg habe ich mir was Besonderes einfallen lassen: Eine Art Rollenspiel, wobei ich meine beiden Rollenspielpartner als Videosequenzen dabei habe. In dem Rollenspiel soll unter anderem mein Unbehagen mit dem Begriff „kompetenzbasierte Aus- und Weiterbildung“ zu Ausdruck kommen; gleichzeitig aber hoffe ich, dass es zu interessanten Diskussionen einlädt und einen guten Einstieg in die Vorträge unserer Referenten gibt. Mal sehen, wie es ankommt (siehe auch Franks Erfahrungen dazu).

Semesterende

Letzten Freitag war es geschafft: Das Wintersemester 2005/06 ist zu Ende, und das heißt: die Lehrveranstaltungen sind zu Ende. Studierenden haben da ja manchmal falsche Vorstellungen – nach dem Motto: Jetzt müssen die Dozenten nichts oder nicht viel machen. Das ist freilich aus zwei Gründen falsch: zum einen beginnt das große Korrigieren von Abschlussarbeiten und Hausarbeiten u. ä.; zum anderen beginnt man mit den Vorbereitungen für das nächste Semester; und schließlich macht man sich ans Abarbeiten all der vielen liegen gebliebenen Dinge – angefangen bei Vorträgen und Artikeln über Projekte und Entwicklungsarbeiten.

In der Lehre haben wir diesmal bei allen unseren Veranstaltungen über StudIP eine knappe Online-Evaluation durchgeführt bzw. führen sie gerade durch (läuft noch bis Freitag). Es handelt sich um eine kurze Sache, die lediglich grundlegende Dinge klären und ein globales Zufriedenheitsmaß liefern soll. Dafür aber wollen wir es standardmäßig bei allen Veranstaltungen künftig immer machen. Die nächste Version von StudIP verspricht eine grafische Auswertung – das wäre natürlich komfortabel. Leider hält sich die Rückmeldequote der Studierenden bis dato in Grenzen. Das ist schade – und macht mich aggressiv, wenn es dann aber Klagen hinter meinem Rücken gibt.

Bin ich zufrieden mit dem Semester und der gelaufenen Lehre? Habe ich etwas dazugelernt? Ich bin soweit zufrieden – sagen wir mal: Es ist okay gelaufen. Dazugelernt habe ich wieder mal eine Menge sowohl was Details in einzelnen Veranstaltungen betrifft (die ich konkret umsetzen kann) als auch was grundsätzliche Dinge angeht. Zum Grundsätzlichen: Ich schaffe es nach wie vor nur begrenzt, Studierende zum aktiven Mitdenken anzuregen,; ich stelle immer wieder fest, dass entweder meine Erwartungen zu hoch sind oder die Studierenden mit so vielen Fächern, wie in unserem MuK-Studiengang, einfach überfordert sind – oder beides. Auf jeden Fall nehme ich neue Gedanken und Ideen mit ins nächste Semester.

Neuauflage in Arbeit: Individuelles Wissensmanagement

Ende der 1990er Jahren saß ich über einem Projekt, das damals unter Pädagogen und Psychologen noch nicht besonders angesehen war: individuelles Wissensmanagement. Ich bin damals (ist ja nun schon über 6 Jahre her) relativ unbefangen an die Sache rangegangen und wenn ich heute das Buch (Reinmann-Rothmeier & Mandl, 2000; Individuelles Wissensmanagement; Huber Verlag) lese, dann denke ich mir freilich bei jedem zweiten Satz – na, so würde ich es heute nicht mehr schreiben. Wissensmanagement und E-Learning sind in vieler (sicher nicht in jeder) Hinsicht, eine dynamische Angelegenheit, und so trifft es sich gut, dass das Buch inzwischen neu aufgelegt werden soll. Das nämlich ist die Chance, es quasi neu zu schreiben – und das tue ich derzeit. Naja, ich versuche es, denn leider, leider ist die Zeit ja immer knapp. Silke Heiss unterstützt mich mit Recherchen, und auch Tobias Jenert denkt fleißig mit!

Anbei der erste Gliederungsentwurf zur Info.

IndWM_Inhalt.pdf