Man versteht ja ehrlich gesagt nicht so recht, wohin eigentlich die faktischen und versprochenen Gelder fließen, die für das in letzter Zeit auch politisch wieder hoch gehaltene Gut „Bildung und Wissenschaft“ (woran man angeblich NICHT sparen will) locker gemacht werden sollen. Was man dazu von Kollegen hört, selbst erlebt und in der Presse liest, weist ja nun doch eher in die entgegengesetzte Richtung. Dazu gehört auch ein Artikel im Spiegel online (hier), der am Beispiel der TU Kaiserslautern zeigt, was passiert, wenn man die üblichen Routinen öffentlich macht – nämlich z.B. die Vergabe und Bezahlung von Lehraufträgen. Wer Universitäten von innen kennt, den dürfte der Beitrag über die extrem schlechte (oder auch ausbleibende) Bezahlung von Lehraufträgen nicht wundern und wahrscheinlich nur ein Achselzucken hervorrufen. Und in der Tat gewöhnt man sich auch schnell an solche Absurditäten. Diese werden einem immer erst dann wieder bewusst, wenn man sie mit anderen Arbeitstätigkeiten vergleicht und Sätze fallen wie: „Für das, was viele Hochschuldozenten pro Stunde bekommen, würden die meisten Handwerksmeister nicht einmal ihr Werkzeug auspacken.“ oder „ …für manche habilitierte Wissenschaftler [Anm.: z.B. Privatdozenten ohne Anstellung an der Uni] wäre Hartz IV ein finanzieller Aufstieg.“ Noch schlimmer finde ich allerdings, dass man Betroffenen in diesem Zusammenhang den Mund verbietet (Zitat Spiegel-Artikel): „Die Warnungen seiner Uni-Leitung an Journalisten, eine Berichterstattung könne der Karriere des jungen Kollegen erheblich schaden, werden vermutlich intern noch viel deutlicher formuliert.“ Was wirklich nervt, ist die aktuelle Doppelzüngigkeit: Die Loblieder auf Bildung und Wissenschaft auf der einen Seite und dann auf der anderen Seite das vehemente Wegsehen bei Verhältnissen, die manchmal anmuten wie am Bau. Da würde ich mir mehr Ehrlichkeit wünschen und vor allem auch mehr Sachkenntnis und direkte Erfahrungen seitens der politisch Verantwortlichen.
Die Sache mit dem Kino
Im März hatte ich bereits das Manuskript eines Vortrags an der TU Dresden online gestellt (hier), in dem ich über ein Lehrprojekt im vergangenen Wintersemester an der Uni Augsburg berichtet hatte. Leider hat sich die dazugehörige Abschlussarbeit etwas verzögert (kommt aber im Laufe der nächsten Monate), sodass die versprochene „Vollversion“ des Berichts zum Projekt noch nicht verfügbar ist. Aber immerhin haben wir unser neues Format der Forschungsnotizen genutzt, um ein paar zentrale Ergebnisse etwas kompakter als in einem Vortrag darzulegen. Hier also nun unsere zweite Forschungsnotiz mit dem Ttel „Kino fällt aus: Konzept nd Erprobung einer Alternative zur Vorlesung“.
Entwurfsmuster zwischen Esoterik und Ernsthaftigkeit
Ich möchte eine kleine Ankündigung zum nächsten Doktorandenkolloquium machen: Neben Silvia wird am 04.06.2010 Christian Kohls (der bereits beim ersten Münchener Termin bei uns zu Besuch war) einen Gastvortrag zu seinem wissenschaftlichen Arbeitsschwerpunkt halten (hier der Kolloqiumszeitplan). Der Titel lautet: „Entwurfsmuster für die Gestaltung von Unterrichtsrealität.
Christians Abstract
„Unterrichtsgeschehen ist in der Regel komplex, vielschichtig und von verschiedenen Einflussfaktoren der jeweiligen Situation abhängig. Zur Erfassung von Regelmäßigkeiten guter Praktiken im Unterricht bedarf es daher einer Herangehensweise, die diese Komplexität reduziert ohne die Vielseitigkeit und Anpassbarkeit an konkrete Kontexte zu zerstören. Entwurfsmuster erfassen nicht nur ganzheitliche Bestandteile des Unterrichts (Szenarien, Methoden, Werkzeuge, Medienformen) sondern bereiten sie in einem Format auf, das die Übertragbarkeit auf neue Unterrichtssituationen und deren Gestaltung ermöglicht. Wesentlich ist daher nicht nur die Beschreibung der Form, sondern auch Nennung der passenden Kontexte, Situationen und Umwelten in denen diese Form angemessen, d.h. zum Ziel führend, ist. Diese Bewertung der Angemessenheit erfordert eine Begründung für die Gestaltungsform, d.h. eine Erörterung welche Einflussfaktoren eine bestimmte Vorgehensweise erforderlich oder zumindest brauchbar machen. Die Übertragbarkeit auf neue Unterrichtssituationen und die damit verbundene Forderung nach Umsetzbarkeit macht es zudem erforderlich, dass eine Entwurfsmusterbeschreibung weder zu abstrakt noch zu konkret ist. Abstrakte Modelle geben zu wenig Struktur vor wenn Allgemeinheit zu Beliebigkeit und damit zu Bedeutungslosigkeit wird. Rezeptartige Anleitungen, die keine Freiräume lassen, sind auf der anderen Seite nicht mehr geeignet den variablen Gegebenheiten von Lehr-/Lernsituationen gerecht zu werden. Die Herausforderung besteht demnach darin, Muster zu finden und zu erklären, die sowohl gestalthaftig als auch gestaltbar sind. Aus dieser Forderung leiten sich erkenntnistheoretische Fragestellungen für die Bildungsforschung ab, die in diesem Vortrag aufgegriffen werden.“
Ich persönlich sehe ja immer noch nicht so recht das wirklich Neue am Entwurfsmusteransatz, wenn man es mal aus einer didaktischen Perspektive betrachtet, aber wahrscheinlich nervt mich manche in diesem Umfeld anzutreffende esoterisch angehauchte Literatur (mit Stichworten wie „lebende Strukturen“, „Ganzheitlichkeit“, „Lebenseigenschaften“ u.ä.) zu sehr, sodass ich mich noch nicht ausreichend und ernsthaft genug damit beschäftigt habe. Doch ich bin ja lernfähig (hoffentlich) und daher sehr froh um unseren Gatsvortrag am Freitag. Zwischen Silvias Dissertationsplänen (zum Thema Assessment) und Christians inzwischen mehrjährigen Entwurfsmusterarbeiten gibt es zudem einige Verbindungslinien, sodass ich mich auf einen diskursreichen „Master-Nachmittag“ freue. Sollte jemand Interesse haben, dazuzukommen, bitte eine kurze Mail an mich. Wir freuen uns immer über Gäste.
Anwesenheitslisten als Schlüsselreiz
Anlässlich eine Vortrags am 11. Juni in Wien (hier die Ankündigung) habe ich der Zeitung „Der Standard“ (Österreich) ein Interview gegeben, das online hier verfügbar nachzulesen ist. Es geht mal wieder um Bologna und die Frage, was da so alles schief läuft und wer dafür verantwortlich ist. Viele der Fragen sind/waren wirklich sehr schwer zu beantworten und was ich da sage, ist meine persönliche Meinung, die natürlich nur auf einem bestimmten Erfahrungsschatz – nämlich meinem – beruht. Interessant sind die vielen Kommentare (unter dem Interview), was man sonst selten beobachtet! Die meisten Kommentare sind zustimmend und erläuternd. Nicht wenige der Kommentare beziehen sich hauptsächlich auf die willkürlich herausgegriffene Aussage zu Anwesenheitslisten, die die Journalistin als Überschrift gewählt hat – nämlich dass ich KEINE Anwesenheitslisten führe (scheint also eine besonders attraktive Aussage zu sein ;-)). Daran sieht man mal wieder, wie aufmerksamkeitslenkend Titel sein können (übrigens auch ein Effekt bei Veranstaltungen). Unter den vielen Kommentaren sind auch einige (wenige), die sich unmittelbar auf die Universität der Bundeswehr beziehen. Nun ja, das ist mir klar, dass dies nun immer wieder ein Punkt sein wird, auf den ich angesprochen werde. Ich gebe zu, dass das auch lange ein Aspekt war, der mir bei der Rufannahme eine ganze Reihe Zweifel beschwert hat.
Also, vielleicht kann ich ein paar Punkte klar stellen. In einem Kommentar wurde angemerkt, dass man einer Universität der Bundeswehr ja wohl keine Anwesenheitslisten brauche. Also: Auch an einer Universität der Bundeswehr ist es – das kann ich jetzt in meinem ERSTEN Trimester sagen – keineswegs so, dass die Studierenden tatsächlich alle quasi „auf Befehl“ kommen – eher im Gegenteil. Meine ersten Erfahrungen sind so, dass es im Studierverhalten zwischen BA-Studierenden etwa der Uni Augsburg und der UniBw München im Hinblick auf „ökonomisches Denken bei Workload und Co.“ keine großen Unterschiede gibt. Auch die Sorgen wegen der Umstellung auf BA (in München nämlich ganz neu) sind vergleichbar mit dem, was ich Anfang 2000 in Augsburg erlebt habe. Übrigens: Auch an der Uni Augsburg habe ich keine Anwesenheitslisten geführt. Anfangs hatte ich das versucht und nicht den Eindruck, dass das irgendeinen wirklich gewinnbringenden Effekt hat. Deswegen habe ich es sehr schnell wieder sein gelassen. Ein weiterer Kommentator bezweifelt, ob man an der UniBw in München überhaupt frei denken dürfe. Dazu: Beide Universitäten der Bundeswehr unterliegen jeweils dem Hochschulgesetz des jeweiligen Landes (in München also Bayern). Es ist natürlich schon ein ziemlicher Unsinn zu sagen, man dürfe dort nicht frei denken. Natürlich ist der Kontext ein anderer als an anderen Unis. Aber Helmut Schmidt hat sich maßgeblich für die Gründung beider Unis eingesetzt, DAMIT genau die lernen, eigenverantwortlich zu denken, die später mal besonders große Verantwortung tragen. Ich nehme das ernst und finde es von daher besonders wichtig, die Grundsätze eines Universitätsstudiums dort umzusetzen, die im Zuge einer wachsenden Ökonomisierung übrigens an ALLEN Hochschulen in Gefahr sind!
PS: Leider sind die Angaben zu meiner Person in diesem Interview nicht so ganz richtig: Werder bin ich Medienpsychologin, sondern einfach „nur“ Dipl.-Psychologin noch habe eine Professur für Medienpädagogik, sondern für Lehren und Lernen mit Medien.
Vom Bericht zur Notiz
In München an der LMU bin ich sozusagen mit den „Forschungsberichten“ groß geworden, die man am Lehrstuhl Prof. Mandl in den 1990er Jahren ziemlich aufwändig per Post versendet hat. Irgendwann hat man dann (wahrscheinlich wegen mir ;-)) die Praxisberichte eingeführt (gibt es jetzt nicht mehr), um vor allem anwendungsbezogene Arbeiten auf demselben Wege aktuell zugänglich zu machen. In Augsburg habe ich versucht, über die Reihe „Arbeitsberichte“ diese Idee fortzuführen – online natürlich, denn per Post verschicken will heute solche Schriften der „grauen Literatur“ niemand mehr.
Für Buchbeiträge ist es in der Regel wenig problematisch, wenn diese im Kern bereits als solche Berichte verfügbar sind. Zeitschriften dagegen nehmen Beiträge meist nicht mehr, wenn sie einmal in dieser Form online standen. Das hat jetzt nicht nur mit der Veröffentlichungspraxis (Open Access), sondern auch mit dem (berechtigten) Anspruch von Zeitschriften zu tun, NEUE Inhalte zu publizieren. Trotzdem sind Forschungs-, Praxis-, Arbeits- oder sonstige Berichte aus meiner Sicht enorm wertvoll: Sie sind schnell verfügbar, regen vor allem den wissenschaftlichen Nachwuchs zum Schreiben an (weil man nicht endlos auf Reviews warten muss) und können dabei helfen, die Arbeit an einer Professur, einem Institut etc. bekannter zu machen.
Wie kommt man aus diesem Dilemma heraus? Wir versuchen es nun in München mit einem (für uns) neuen Format: nämlich sogenannten Forschungsnotizen. So nennen wir eine Art „extended abstract“, das die Problemstellung und den Kontext einer Arbeit oder eines Projekts, die theoretische Verortung dieser Arbeit bzw. dieses Projekts, das methodische Vorgehen (wobei wir auch theoretische und konzeptionelle Arbeiten einschließen) und exemplarische Ergebnisse sowie einen Ausblick darlegen soll. Die Länge der Forschungsnotizen ist derart, dass man mehr als eine schwer verständliche Zusammenfassung geliefert und einen gehaltvollen Eindruck von einer Arbeit oder einem Projekt bekommt, ohne dass bereits die Länge eines Artikels erreicht wird. Meine Hoffnung ist, dass Forschungsnotizen dann auch das Schreiben ausführlicherer Artikel erleichtert. Gleichzeitig bleibt der Vorteil erhalten, über die aktuellen Forschungsarbeiten zu berichten. Wir werden sehen, wie sich das bewährt.
Die erste Forschungsnotiz ist nun seit einigen Tagen online, nämlich hier. Es sollen natürlich bald mehr folgen.
Kolloquium als Übungsplatz
Am Freitag (21.05.2010) fand mit Tamara, Hannah und Diana der zweite Termin in unserem Doktorandenkolloquium statt, bei dem wir – eingebettet in kurze schriftliche Zusammenfassungen für alle vorab und kurze Reflexionen im Anschluss – jeder Präsentation und Diskussion „nur“ ca. 75 Minuten gewähren. Auch diesmal war das zeitlich gut zu schaffen. Alle drei Arbeiten befinden sich in einem anderen Stadium und mir wird bei den Diskussionen immer bewusst, dass es gar nicht so einfach ist, die Besprechungen so zu moderieren, dass man den individuellen Entwicklungsstadien gerecht wird. Am Freitag hatten wir tatsächlich drei Beispiele für ganz unterschiedliche Stadien, in denen man in der Regel (insgesamt ist das natürlich individuell recht verschieden) mit jeweils typischen Schwierigkeiten zu kämpfen hat:
In der ersten Phase, die meiner Erfahrung nach in Abhängigkeit vom Thema und Forschungskontext auch recht lange dauern kann, geht es vor allem darum, ein Thema einzugrenzen, einen Schwerpunkt zu definieren, Fragestellungen wie auch Prämissen (die man nicht untersuchen will) festzulegen und zu entscheiden, was wünschenswert und was machbar ist. Das ist mitunter schwierig und kostet vielen auch eine ganze Menge Energie.
In der längeren mittleren Phase kommen Doktoranden oft (und das ist jetzt ein Beispiel für mehrere Knackpunkte in dieser Phase) zu dem Punkt, an dem sie das Gefühl haben, das „big picture“ aus den Augen zu verlieren – wobei es aus meiner Sicht bereits ein gutes Zeichen ist, wenn man dieses Gefühl hat! Denn das zeigt, dass man den Zusammenhang wahren, sich nicht in gar nicht so relevanten Teilästen verlieren will u.ä. Geprüft wird dann, ob die Fragestellung überhaupt noch passt; erste positive und negative Erfahrungen mit theoretischen und/oder empirischen Teilarbeiten müssen verarbeitet werden. Oft beginnen da die ersten ganz großen Zweifel: Man ist schon ein zu weites Stück gegangen, um umkehren zu können, aber das Ziel scheint einfach noch zu weit weg zu sein.
Gegen Ende der Dissertation steht man wieder vor anderen Herausforderungen: Nun gilt es, die Arbeit auch im Detail zu gliedern, den roten Faden hinzubekommen, die rechte Gewichtung verschiedener inhaltlicher Aspekte zu finden und sich der Frage zu stellen, wann man den Schlusspunkt setzen kann, wann die persönliche und gemeinsam definierte „Bestmarke“ erreicht ist.
In all diesen Phasen braucht man – so meine ich – unterschiedliche Unterstützung, man muss verschiedene Hürden nehmen, aber es ergeben sich dabei auch jeweils besondere Lernchancen. In unserem Kolloquium ist das manchmal so ein Balanceakt zwischen für mich ausgesprochen positiver offener Kritik durch die ganze Gruppe einerseits und einem an sich notwendigen individuellen, manchmal vielleicht etwas behutsameren, Coaching andererseits. Der Umgang mit Kritik ist in der Wissenschaft ja eine wichtige und unerlässliche Aufgabe, die – so behaupte ich mal – für niemanden immer leicht ist. Ich meine, man muss jede Kritik prüfen, aber sie muss keinesfalls immer Anlass für Änderungen sein. Auch dafür bieten unsere Kolloquien sicher einen guten Übungsplatz und so sollte es wohl sein: Mit einer Gruppe zusammenzuarbeiten, der man soweit vertraut, dass man genau das auch üben kann.
Wer ist verantwortlich?
Die Frage, wer die Verantwortung trägt, stellt sich im Moment ja ziemlich oft: Wer ist verantwortlich für die aktuelle Ölpest, wer für die Euro-Krise und wer dafür, dass die Ziele, die man für Forschung und Hochschulbildung in Deutschland gesteckt hat, nicht erreicht werden? In der Hochschulrektorenkonferenz, unterstützt vom Bundespräsidenten und Ministerin Schavan (von der man ja sonst nicht mehr viel hört) wird der Ruf laut, Bildung und damit auch die Hochschulen (wieder) unter eine gesamtgesellschaftliche Verantwortung zu stellen und folglich dem Bund mehr Rechte, aber natürlich auch Pflichten zu geben, auch wenn es um die Hochschulen geht. Ob da wirklich so viel mehr Finanzkraft als von den Ländern kommt, kann ich nicht beurteilen; zumindest habe ich da meine Zweifel. Dass Kleinstaaterei bei so grundsätzichen Fragen wie in der Bildung aber mehr als verzichtbar ist, das glaube ich schon. Mal schauen, was aus diesem Vorstoß wird. Hier die dazugehörige (kurze) Pressemeldung der HRK.
Aufwand und Nutzen für Doktoranden
Am Freitag letzter Woche (05.05.2010) hatten wir bereits den zweiten Termin des Frühjahrskolloquiums. Zu den Neuerungen gehört, dass wir die Zeit von 12.30 bis 17.00 Uhr nicht mehr nur mit zwei Doktoranden füllen, die den Stand ihrer Arbeit präsentieren, sondern mit drei. Warum? Weil ich gerne in jedem Zyklus etwas mehr Zeit für (a) mindestens einen Gastvortrag und (b) allgemeine Themen, die wir eher in Form eines Workshops bearbeiten, in das Kolloquium integrieren möchte. Um aber den Doktoranden dennoch die gleiche Aufmerksamkeit wie früher zukommen lassen zu können, haben wir vereinbart, dass jeder Doktorand ca. 10 Tage vor seiner Präsentation auf ca. zwei (maximal drei) Seiten verbal zusammenfasst, was der Stand seiner Arbeit ist und vor welchen offenen Fragen er gerade steht, die er in der Gruppe vordringlich besprechen möchte. Ich bekomme zunächst diese erste Fassung und kann dann schon mal Rückmeldung geben, die ich mir im Kolloquium selbst sparen kann. Die zweite Version des kurzen Status-Berichts wird dann allen aus der Doktorandengruppe ca. eine Woche vor dem Kolloquiumstermin zur Verfügung gestellt, sodass sich jeder vorbereiten kann. Der Vorteil: Lange Präsentationen über an sich schon bekannte Dinge (vor allem wenn die Arbeiten schon länger laufen) entfallen und wir kommen schneller und intensiver ins Gespräch.
Der erste Versuch, es mal so zu machen, wie beschrieben, hat gut funktioniert. Sandra, Mandy und Detlev haben sich in das nun straffere Zeitkonzept ohne besondere Schwierigkeiten begeben können und waren mit der Besprechung ihrer Arbeiten in der Gruppe recht zufrieden. Im Nachgang soll dann noch eine kurze Reflexion über die Resultate für die eigene Arbeit aus der Diskussion verfasst werden. Auch das scheint zielführend zu sein. Besonders froh bin ich über die in Sandras Blog (hier) dargestellten Meinungen dazu. Ich empfehle auch, die kurze Diskussion zu diesem Post zu lesen, in dem der Aufwand noch einmal besprochen wird.
Wir dokumentieren die genannten Dinge (also auch die Vorbereitungen und Reflexionen) alle auf Mahara – einem System, an dem wir gerade noch ein bisschen herumbasteln (hier). Im Laufe der Zeit wird sich zeigen, wer von den Doktoranden für welche Kreise seine Aufzeichnungen zugänglich machen will. Wir wollen da nichts überstürzen und müssen uns auch alle erst mit der neuen Software vertraut machen.
Ich denke einerseits nicht, dass sich ein solches Vorgehen in Doktoranden-Veranstaltungen eins-zu-eins im BA-Studium umsetzen lässt. Andererseits habe ich auch mit BA-Studierenden schon gute Erfahrungen damit gemacht, sie ab und zu (wo es ihnen selbst wichtig ist!) zum Verschriftlichen ihrer Gedanken zu „zwingen“. Das nämlich gibt mir auch die Möglichkeit, direkt darauf (ebenfalls schriftlich) zu reagieren, was dann mehrfach nachgelesen und wirklich „verarbeitet“ werden kann; im flüchtigen Gespräch ist genau das nicht immer möglich.
Nochmal GMW mit einer interaktiven Postersession
Neben dem Peer Review-Artikel (mit Silvia Sippel und Christian Spannagel) habe ich mit Mandy Schiefner und Alex Florian einen weiteren Beitrag mit dem Titel „Open Study Review“ zur diesjährigen GMW-Tagung eingereicht. Auch dieser wurde angenommen und soll als Grundlage einer interaktiven Postersession dienen. Der Beitrag stellt die Grundidee eines Konzepts vor, mit dem wir die Recherche nach empirischen Studien im Bereich Bildungswissenschaft sowie die Dokumentation von Rechercheergebnissen unterstützen wollen. Gleichzeitig soll das Instrument als eine didaktische Maßnahme in der Lehre genutzt werden können. Auf der GMW selbst (also bis September) soll eine prototypische Umsetzung dieses Konzepts fertig sein, sodass es sich anbietet, mit Interssierten über die dann noch ausstehenden Herausforderungen zu sprechen und in Interaktion zu treten. Zudem würden wir uns natürlich freuen, „Mitstreiter“ zu finden, also Personen, die Interesse daran haben, ein „Open Study Review“ in der Lehre versuchsweise einzusetzen. Anbei der Preprint:
Neues virtuelles Zuhause
Es ist noch gar nicht so lange her, dass wir in Augsburg einen neuen Web-Auftritt für das imb erarbeitet haben – dummerweise konnte ich davon nicht lange zehren. Aber so ist das eben, wenn man etwas (bzw. sich selbst) verändern will, wenn man was Neues anfangen und neue Erfahrungen sammeln möchte, wozu eben auch Kontextwechsel gehören. Und das bedeutet natürlich viel Neu-Aufbau – auch was die Web-Präsenz (http://lernen-unibw.de/) betrifft, die nun weitgehend steht – wie üblich mit noch einigen „Baustellen“. Vielen Dank an der Stelle vor allem an Alex und alle anderen, die mitgeholfen haben und weiter mithelfen.
Nun ging bzw. geht es aber diesmal nicht um ein ganzes Institut (aber das gab es 2001 in Augsburg auch nicht), sondern nur um eine kleine Professur – „back to the roots“ sozusagen. Wir fangen also wieder klein an – und es gibt womöglich auch gute Gründe, klein zu bleiben … na ja, mal sehen, was die Zukunft bringt.