Intellektuelle Anwesenheit

„Nur mit einer spürbaren Reduzierung der Studierendenzahl pro Unterrichtendem wird man auch in Deutschland eine Verbesserung der Lehre erreichen und damit einen neuen, einen besseren pädagogischen Kontext schaffen“ – einfache und klare Worte von Jeffrey D. Peck, der als Gastautor auf dem Blog von Jan-Martin Wiarda seine Gedanken zur erneuten Diskussion über Anwesenheitspflicht an Hochschulen – hier – beisteuert. Das Zitat verweist indirekt darauf, worin Peck einen zentralen Grund für das Abwesenheitsproblem sieht – nämlich in der Beziehung zwischen Lehrenden und Lernenden, was mit gegenseitigem Respekt, Interesse, Betreuung und ähnlichem zu tun hat. Eine gelungene Beziehung, so Peck, setze aber voraus, dass man als Lehrender dazu auch die Chance (vor allem Zeit) hat. Behindert werde das durch ein zu hohes Lehrdeputat und zu viele Studierende, die auf einen Lehrenden kommen.

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Am falschen Ort

Mehrfach ging in der letzten Zeit das Thema „Anwesenheitspflicht“ an der Hochschule durch die Fachpresse – sogar durch die Massenmedien. Anlass sind diverse Regelungen einzelner Länder oder Hochschulen, die die Anwesenheit der Studierenden an Lehrveranstaltungen zur Pflicht machen, sodass Fehlzeiten ab einer bestimmter Anzahl zu negativen Konsequenzen bis hin zu fehlenden Credit Points führen. Ende Januar titelte die ZEIT (hier) z.B. „Studenten, bleibt zuhause“ und forderte das Recht auf leere Stuhlreihen und das Recht darauf ein, auch mal faul sein zu dürfen. In einem Gastbeitrag kontern zwei wissenschaftliche Mitarbeiter (hier), die Uni dürfe kein Kindergarten für Faule sein und liefern Gründe für die Anwesenheitspflicht: Unter anderem weisen sie darauf hin, dass die Veranstaltungsplanung aus den Fugen gerate, wenn man nie genau weiß, wie viele Studierende etwa in einem Seminar anwesend sein werden. Und weiter stellen sie fest: „Absurd wird es, wenn zu Semesterbeginn 80 Studierende für ein Bachelorseminar angemeldet sind, zur ersten Sitzung 40 erscheinen und sich zu den einzelnen Seminarsitzungen einige Wenige mit den Dozenten die Zeit vertreiben“. Nicht nur die Lehrenden hätten eine Bringschuld gegenüber den Studierenden, sondern auch die Studierenden hätten eine Holschuld vor allem in auf Diskurs angelegten Lehrformen wie Seminaren – und das erfordert nun einmal Anwesenheit.

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