Es ist kaum mehr wegzudenken: das Ranking der Hochschulen in Deutschland. Regelmäßig füllt es Zeitungen und Zeitschriften und das – so das eigene Motto des CHE „fair, informativ und qualifiziert“. Es mehren sich die Institute, Fakultäten und Hochschulen, die daran ihre Zweifel haben. Das jüngste Beispiel ist die Bildungswissenschaft an der Universität Duisburg-Essen. Michael Kerres schreibt (hier) in seinem Blog: „Eine deutliche Mehrheit der Institute unserer Fakultät für Bildungswissenschaft hat sich dafür ausgesprochen, künftig nicht mehr am CHE-Ranking teilzunehmen. Ich hoffe, der Fakultätsrat wird diesem Votum folgen und damit der Tendenz folgen, dass in Deutschland immer mehr Fächer und Hochschulen aus dem Ranking aussteigen.“ und begründet dies mit Mängeln im methodischen Vorgehen wie auch in der Berichterstattung darüber. Ähnlich sehen das z.B. die Soziologen an der Universität Jena, die trotz „Spitzenplatzierung“ am Ranking nicht mehr teilnehmen wollen (siehe hier). Bereits Ende 2009 hat die gesamte Universität Bonn dem CHE den Rücken gekehrt (siehe z.B. hier). Wer die Gründe der Bonner genauer wissen will, kann sich eine dazugehörige Präsentation (hier) ansehen. Allerdings: Eine recht aktuelle Meldung weist darauf hin, dass Bonn sich nun wieder beteiligt – weil die wichtigsten Kritikpunkte aufgegriffen worden seien (siehe hier). Die Kritik am CHE-Ranking ist jedoch nicht neu (siehe z.B. einen Beitrag von 2007: hier) und der Widerstand gegen die „Hitlisten“ regt sich auch in anderen Ländern.
Ich kann nichts Substanzielles zur methodischen Kritik beitragen – das überlasse ich besser Statistikern und Experten, die sich mit nichts anderem beschäftigen als den dort verwendeten Methoden. Eher stelle ich mir die Frage, ob methodische Mängel DAS zentrale Argument gegen solche Rankings sind und damit knüpfe ich quasi nahtlos an den letzten Blogbeitrag an: Ich bezweifle, dass diese Form von Wettbewerb (und ich meine jetzt nicht nur das CHE-Ranking, sondern z.B. auch hochschulinterne sowie fakultätsinterne Rankings) dazu beiträgt, dass sich Wissenschaft und Hochschulbildung weiter verbessern, denn: Wer ist vor allem Wissenschaftler und Hochschullehrer geworden, weil er immer schon in irgendwelchen Hitlisten stehen wollte? Haben Wissenschaftler und Hochschullehrer flächendeckend keinerlei intrinsischen Motive für erkenntnisreiche Wissenschaft und qualitativ hochstehende Lehre? Gehen Politik, Öffentlichkeit und Hochschulleitungen davon aus, dass Wissenschaftler und Hochschullehre nichts tun, wenn man sie nicht anspornt – mit Exzellenz-Buttons, Leistungspunkten für mehr Gehalt und grünen Ampelfarben in Hochglanzmagazinen? Es wird immer AUCH Wissenschaftler und Hochschullehrer geben, die eine „ruhige Kugel schieben“; ich behaupte, die hat es schon immer gegeben und die wird es weiter geben – so wie in allen anderen Berufen auch. Aber solange dies eine kleine Gruppe ist, kann das ein „gesundes System“ vertragen, während es auf Dauer kaum zu ertragen ist, wenn man pauschal als „krankes System“ mit externem Reglement und wachsender Formalisierung und Bürokratisierung „behandelt“ wird.