Daten teilen? So richtig – also open? Letzte Woche habe ich einen Vortrag von Stefan Hornbostel zum Kerndatensatz Forschung gehört. Botschaft: Die Idee, Metainformationen über Forschung in einheitlicher und damit auch auffindbarer Form öffentlich zur Verfügung zu stellen, ist gut, aber schwierig umzusetzen. Okay, wenn das schon schwer ist, fragt man sich, welche Hindernisse es gibt, um tatsächlich Forschungsdaten zu „öffnen“. Zufällig bin ich nun über die DUZ (hier) auf eine Studie aufmerksam geworden, die untersucht hat, welchen Einfluss Persönlichkeitseigenschaften auf die Bereitschaft haben, Forschungsdaten öffentlich zu machen. Die Studie ist – gar nicht selbstverständlich – tatsächlich hier öffentlich zugänglich.
Schlagwort: Open-Strömungen
Ich bin eher der praktische Typ!
Joachim Wedekind reflektiert in einem interessanten Blog-Beitrag (hier) die Chancen einer Open-Bewegung für die Forschung und verknüpft damit die Hoffnung, dass sich in der Folge auch die Lehre ändert, der er aktuell nur einen mäßigen methodischen Standard attestiert. Neue Formen der Wissensgenerierung und Wissensdistribution (nämlich öffentlich zugänglich) sollten dann auch die Lehre positiv beeinflussen – Werkzeuge aus dem Umkreis des Web 2.0 (die wohl gemerkt noch keine Methoden sind) gibt es ja genug.
Ich teile Joachims Optimismus in dieser Hinsicht eher nicht. Vielmehr glaube oder befürchte ich, dass die Schere zwischen Forschung und Lehre noch weiter auseinandergehen wird. Nicht nur die sich etablierte Art der Umsetzung von Bologna-Rechtlinien in Deutschland und deren Verstärkung durch Akkreditierungsagenturen, sondern auch die Erwartungen der Studierenden und das Versprechen einer „Berufsausbildung“ im Studium führen von der Forschung eher weg als hin: „Das ist mir zu theoretisch!“, „Den wissenschaftlichen Background brauche ich nicht!“, „Ich bin eher der praktische Typ!“ etc. sind studentische Aussagen, die man immer häufiger hört und nicht zur Desinteresse, sondern gar Ablehnung von allzu offensichtlich „wissenschaftlichen Inhalten“ zum Ausdruck bringen. Medien und Politik waren in dieser Hinsicht erfolgreich: Das Label „praktisch – kurzzeitig – verwertbar“ haftet dem Bachelor längst an. Es gelingt durchaus, eine ganze Reihe von Studierenden im Verlauf des Studiums auch eine andere Sicht zu vermitteln, aber der Einstieg dazu ist eindeutig erschwert. Vielleicht ist das Konzept des forschenden Lernens und dessen Wiederbelebung und Aktualisierung ein kleiner Rettungsanker, den wir ins Bologna-Meer auswerfen könnten (ein Vortrag dazu hier), um Forschung und Lehre wieder zu verknüpfen. Dann könnte der Lehrbetrieb an interessanten Entwicklungen im Bereich der Forschung womöglich partizipieren.
Es fragt sich allerdings, wie sich die Forschung wirklich entwickeln wird, ob sich die Verfechter der Open-Strömungen werden durchsetzen können. Ändern müsste sich meiner Ansicht nach auch die Praxis der Forschungsförderung, die aktuell vor allem den Mainstream unterstützt. Angesichts der Tatsache, dass Wissenschaftler zunehmend das machen, was Geld bringt (unter anderem um auf eine angemessene Besoldung zu kommen, weil das in der Regel in den Zielvereinbarungen steht), und die Grundausstattung gerade mal dazu reicht, den bürokratischen Wahnsinn zu bewältigen, sehe ich auch in der Forschung erheblichen Reformbedarf.