Pendelblick (15): Wie viel passt in einen Terminkalender?

Ich mochte es noch nie – Outlook. Jetzt muss ich es trotzdem nutzen – allein schon wegen des elektronischen Kalenders, der in vielen Organisationen genutzt wird – auch an der Zeppelin Universität (ZU). Dieser Kalender führt dazu, dass auch andere diesen füllen (können), mindestens aber Terminanfragen versenden. Was kommt zusammen an einer Woche? Ein Beispiel – nämlich die gerade zu Ende gehende Woche:

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Pendelblick (4): Aussteigen

Wenn ich so auf die letzte Woche blicke und mal versuche, mich darauf zu konzentrieren, welche Bilder mir spontan in den Kopf kommen (also offenbar ohne viel Nachdenken einen Anker im Kopf gesetzt haben), dann sind es die folgenden:

  • Ich sehe mich in vielen Sitzungen sitzen (weshalb die wahrscheinlich auch so heißen) – und frage mich, ob das wirklich gut ist, so viel zu sitzen, oder ob man nicht besser ab und zu „Stehungen“ daraus machen sollte. In meinen Gedanken male ich mir Tische aus, die auf Knopfdruck höher werden, sodass man nach 45 Minuten Sitzen auch mal 30 Minuten stehen kann.
  • Ich sehe mich, wie ich morgens mit der studentischen Vizepräsidentin am schönen Seemoser Horn eine Stunde über Prüfungsformen spreche, und freue mich darauf, hoffentlich bald mehr Kontakt zu den Studierenden zu haben.
  • Ich sehe mich mit den Programmdirektoren der BA- und MA-Programme darüber diskutieren, warum sich Studierende offenbar schwer tun, sich zügig für oder gegen Veranstaltungen zu entscheiden, bei denen sie die Wahl haben: Was muss man als Studierender wissen, was muss man sehen und hören, um das Gefühl zu haben: Jetzt kann ich mich verbindlich entscheiden? Wir werden es mal mit Kurzvideos versuchen.
  • Und schließlich sehe ich mich im Fernbus sitzen: Viele junge Männer (wohl aus Zürich) sitzen auch im Bus und wollen – na wohin wohl? Genau: Auf das Oktoberfest. Und um sich einzustimmen, haben sie auch das Bier schon mit dabei. So etwas wird mir auf ewig verschlossen bleiben … ich sehe mich, wie ich mich zweieinhalb Stunden danach sehne, diesen mobilen Ort wieder verlassen zu können. Und schön war es dann – das Aussteigen!

Was bedeute „Pendelblick“? Siehe hier

 

Sitzungsgeschädigt

Sitzungen an der Universität sind unvermeidlich und wohl auch unverzichtbar. Die Übernahme von Ämtern in der akademischen Selbstverwaltung ist ebenfalls eine Notwendigkeit und Professoren sind dazu verpflichtet – es gehört AUCH in ihr Aufgabengebiet. Je mehr Aufgaben und Ämter es gibt und je stärker bürokratische Vorgänge aufgebläht werden, umso höher wird der Informations- und Kommunikationsbedarf an den Fakultäten. Das wiederum führt zu zahlreichen Sitzungen, und die – so meine zunehmende Erfahrung – laufen im harmlosen Fall einfach nur ineffizient, im schlimmsten Fall zermürbend ab. Zermürbend wird es dann, wenn man zu keinen oder nur halben Entscheidungen kommt, obschon man großen Informations- und Kommunikationsaufwand betrieben hat. Ich denke, jeder kennt es: Es kommt leider oft vor, wenn auch sicher nicht immer. Ich jedenfalls fühle mich zunehmend sitzungsgeschädigt. Insbesondere zweifle ich am Sinn besonders vieler und langer Sitzungen, die manche für notwendig halten, um etwas auszudiskutieren. Aber: Bereits nach zwei Stunden lässt bei den meisten die Konzentration nach und die Stimmung wird gereizter.

Gestern war wieder so ein Tag und dann stelle ich mir schon die Frage, ob man dieses Problem nicht zumindest angehen müsste. Zum einen ist es ein strukturelles Problem, das man nicht individuell lösen kann: Es ist ein Unding, dass der Zeitanteil für Aufgaben außerhalb von Forschung und Lehre dermaßen überdimensional wird. Warum kann man sich dagegen nicht wehren? Meine These ist, dass einer der Gründe für diesen Umstand darin besteht, an den Universitäten (und nicht nur dort) wirklich ALLES regeln zu wollen, was dann die bürokratischen Vorgänge wachsen lässt. Zum anderen ist es aber auch ein operatives Problem. Ich denke, in vielen Aspekten könnte man mit verfügbaren Sitzungszeiten auch effizienter umgehen: Eine stringente virtuelle Vor- und Nachbereitung könnte schon mal Entlastung schaffen und – so meine nächste These – die Qualität von Diskussionen und Entscheidungen auch verbessern. Das aber erfordert Disziplin und eine gewisse Medienkompetenz (was wir ja auch von den Studierenden fordern). Und da hakt es schon mal. Daher wird es wohl vorerst dabei bleiben, dass man so manchen Abend sitzungsgeschädigt nur noch mit völlig leerem Kopf etwas Anspruchsloses konsumieren kann.