Prägnant und aus meiner Sicht auch sehr treffend zieht Josef Joffe, Herausgeber der ZEIT, in einer aktuelle Kolumne mit dem Titel „Tyrannei des Guten“ ein Resümee der gegenwärtigen Reaktionen auf den Amoklauf in Winnenden: Wie bereits gewohnt, also quasi auf Knopfdruck, werden Verbote und Präventionsmaßnahmen ins Volk geworfen, unabhängig von bereits bestehenden Gesetzen, die Wahnsinnstaten niemals werden verhindern können. „In den Gesetzentwürfen gerinnt das magische Denken zu Paragrafen“, so Joffe, was aus meiner Sicht genau richtig formuliert ist: Magisches Denken, der Glaube an formale Vorgaben, Standards und Kontrollsysteme, der ist ja so viel stärker als der Glaube daran, dass Menschen ihren Verstand gebrauchen könnten, wenn sie nur wollten und wenn man ihnen von Kind an die Chance gäbe, Verstand und Vernunft auszubilden und zu nutzen. Waffenverbote und Internetsperren sind nun mal so viel leichter zu implementieren als gute Schulen, soziale Netzwerke und eine auf Solidarität statt immer nur auf Wettbewerb bauende Kultur. Ganz nebenbei – unbemerkt von der Bevölkerung – lassen sich mit den immer umfassenderen Verbots- und Zensurversuchen kleine, aber sich ausbreitende Angriffe auf die Freiheit ausdehnen. Eine kurze, aber lesenswerte Kolumne!